Neuburg
"Rollout" für Rennwagen und Motorräder

Audi will seinen Neuburger Rundkurs im Mai 2014 öffnen – "Es entsteht etwas Großartiges"

18.07.2013 | Stand 02.12.2020, 23:53 Uhr

Dominant und einem Raumschiff gleich zeigt sich das Empfangsgebäude am Audi-Gelände in Neuburg-Ost. Das Unternehmen will hier Kunden einladen und gleichzeitig seine Motorsportabteilungen ansiedeln - Foto: r

Neuburg (lm) Etwa 50 Zuhörer wollten im Kolpinghaus den Zwischenbericht zum Bau des Audi-Präsentationszentrums in Neuburg-Ost hören. Neu war die Ankündigung, dass den 2,2 Kilometer langen Fahrparcours auch Motorräder benutzen werden.

Betriebsstart ist – Architekt Clemens Herrle raufte sich kurz die Haare – nach jüngster Audi-Einschätzung schon im Mai nächsten Jahres. Dann dürfen VIP’s und Co. ihre Wohlfühl- und Sicherheitskurven auf dem neuen Parcours nahe Bruck drehen.

Genau ob dieser Nähe machen sich die Einwohner dort immer noch ihre Sorgen: Wie laut wird es, schließlich gehen auch DTM-Fahrzeuge auf den Kurs. Dazu kommen jetzt auch Motorräder. Motorsport-Begeisterte freut es, Zweirad-Nostalgikern schlägt das Herz höher: Audi hat die Traditionsmarke Ducati aufgekauft. Sie war zuletzt nicht mehr massenvehikel-verdächtig, und ist nun bei Audi-Sport und damit ab kommendem Jahr in Neuburg am besten aufgehoben.

Warum der schon mal Elf-Meter-Schutzwall gen Bruck jetzt doch nur sechs Meter hoch ausfalle, wollte der Brucker Ortssprecher Günter Steinwand ganz genau wissen. Die Antwort fiel ehrlich aus: Die vorsorglich beantragten elf Meter seien vornehmlich gegen Blicke der Konkurrenz gerichtet gewesen. Jetzt aber soll der ganze Fahr-, Erlebnis- und Test-Park eine öffentliche Einrichtung gar mit Jedermanns-Lokalität werden. Testfahrten der Entwicklungsabteilung also fänden dort so wenige statt wie Events der örtlichen Motorclubs. Für den Verein machte sich sofort BLSV-Vorsitzender Fritz Goschenhofer stark. Die Antwort: Herzlich gern, nur es werde eben keine Rennstrecke geben.

Dieses gelegentlich noch aufkeimende Missverständnis räumten Audi-Projektleiter Christof Messner und der Chef von Audi Sport Wolfgang Ullrich rasch aus. Was die Boliden für Le Mans etwa in Neuburg absolvieren, sei allein das sogenannte Rollout: die ersten „Gehversuche“ eines fertig montierten Fahrzeuges – und dies noch mit schallgedämpftem Auspuff, wie für Rennen endgültig nicht tauglich. Schallschutz war überhaupt das große Thema. Messner erläuterte genau, was es mit der für jeden Tag, jeden Fahrzeugtyp, jedes Programm exakt festgelegten Schallmatrix auf sich hat. Die im Vorfeld allesamt schon ermittelten Einzelwerte ließen sich so präzise wie leicht fürs zulässige Tagesmaximum und damit das zu fahrende Programm addieren; Sonn- und Feiertage bleiben überdies betriebsfrei. Pluspunkte sammelt das Unternehmen mit seiner größten Betriebsansiedlung seit Jahren in Neuburg in puncto Energie und Rohstoffressourcen. Man wird wichtiger Abnehmer für das ehrgeizige Fernwärmeprojekt, arbeitet mit eigenem Regenwasserspeicher und Aufbereitungsanlage.

Andere Wünsche lassen sich nicht so leicht realisieren. Natürlich fehlte auch auf dieser Bürgerversammlung nicht der Wunsch nach schnellen Datenleitungen: Dass der Ortsteil Heinrichsheim sich einfach bei Audi einklinken könne, ist freilich nicht drin. Den restlichen Ausbau der Heinrichsheim-straße indes sähe OB Bernhard Gmehling am liebsten schon nächstes Jahr in Angriff genommen, die in ihrer Namensfunktion nicht mehr benötigte Alarmstraße auf der anderen Seite des neuen Driving-Kurses will die Stadt dem Bund abkaufen. Für das Stadtoberhaupt steht überdies schon fest: „Es entsteht etwas ganz Großartiges.“ Unter dem Blickwinkel, was in einem Industriegebiet alles passieren könnte, gilt das Audi-Engagement jedenfalls als allererste Bonität. Und vorbildlich allemal die Informationspolitik, sind die Ingolstädter Autobauer jetzt bereits das dritte Mal in großer Besetzung zu einem Bürgerforum angerückt.