Rokoko-Pläsier: Marivaux im Akademietheater

26.03.2007 | Stand 03.12.2020, 6:54 Uhr

München (DK) Auf Freiersfüßen wandelt der blasierte und vom süßen Nichtstun ganz ermattete junge Fürst (Felix Kuhn). Zwar hat er zwei Mätressen, aber die langweilen ihn nur mit ihrem Gekichere und Geseufze, mit ihrem Modetick und den Parfümexzessen. Auf das ebenso naive wie selbstbewusste Bauernmädchen Silvia hat er ein Auge geworfen, eine Landpomeranze, die das Herz auf dem rechten Fleck hat und kein Blatt vor den Mund nimmt.

Klar, dass die Rückschläge bei der Sozialisation dieser drallen Bauerndirn bei Hofe ebenso nicht ausbleiben wie die Intrigen und – eine köstliche Szene! – der zum Furioso eskalierende Zickenkrieg zwischen den Mätressen (höchst typengerecht: Anastasia Papadopulou und Annigna Seiler) und ihrer Nebenbuhlerin vom Lande. Und klar auch, dass nach all den Turbulenzen und Tuscheleien die Gespielinnen des Fürsten mit schnell geadelten Hofschranzen vermählt werden, während Seine Durchlaucht die brave Landwirtschaftsmaid in seine Arme schließt. Schluchz.

Ob solch ein harmloses Komödchen des von Madame Pompadour wegen stetiger Geldsorgen mit einer üppigen Leibrente versehenen französischen Lustspielautors Pierre Carlet de Chamblain de Marivaux (1688–1763) die passende Vorlage gerade für eine Abschlussarbeit des Studiengangs Regie an der renommierten Münchner Hochschule für Musik und Theater sein kann, darf bezweifelt werden. Aber Lea-Marie Hauptvogel hat mit viel Witz, gehörig Situationskomik, reichlich Gags und vor allem mit präziser Personenregie dieses schlichte Gelegenheitsstückerl des Monsieur Marivaux zu einem ungemein hübschen Rokoko-Pläsier veredelt. Da prallen die Emotionen und Galanterien der eindimensionalen Figuren ebenso satt aufeinander wie die sowohl handfest als auch subtil-pfiffig ausgetragenen Händel zwischen all den schrägen Mitgliedern an diesem Fürstenhofe.

Auf kritische Untertöne an den gesellschaftlichen Verhältnissen vor der Französischen Revolution von 1789 verzichtet die Regisseurin hier seltsamerweise völlig. Stattdessen zieht sie alle Register des flott abschnurrenden Komödiengenres der Rokokozeit.