Brüssel
Rohre und Bleche sind zu billig

EU leitet weitere Untersuchungen gegen chinesische Stahlfirmen ein

12.02.2016 | Stand 02.12.2020, 20:12 Uhr

Brüssel (AFP) Die Europäische Kommission hat weitere Anti-Dumping-Untersuchungen gegen chinesische Stahlhersteller eingeleitet. "Wir können nicht zulassen, dass unfairer Wettbewerb durch künstlich verbilligte Importe unsere Industrie gefährdet", erklärte Handelskommissarin Cecilia Malmström in Brüssel.

Die EU-Kommission teilte am Freitag mit, es gehe um drei Stahlprodukte aus China, bei denen Preise unter den Herstellungskosten verlangt worden sein könnten. Betroffen sind nahtlose Rohre, schwere Bleche und warmgewalzter Flachstahl.

In einem schon laufenden Fall zu kaltgewalzten Flachstahlerzeugnissen aus China und Russland verhängte die Kommission vorläufige Strafzölle. Die Aufschläge für die chinesischen Hersteller liegen zwischen 13,8 und 16 Prozent; bei den russischen Produkten sind es 19,8 bis 26,2 Prozent. "Der Stahlsektor sieht sich derzeit einer Reihe von Herausforderungen gegenüber", sagte Malmström. Sie verwies darauf, dass Europa bei 37 verschiedenen Stahlarten "Verteidigungsmaßnahmen" ergriffen habe. Neun Untersuchungen laufen. Für Montag hat die europäische Stahlbranche in Brüssel eine Großdemonstration gegen Dumping aus China angekündigt. Erwartet werden rund 5000 Teilnehmer aus 19 Ländern. Die Kundgebung richtet sich auch gegen das Vorhaben, China den Status einer Marktwirtschaft zuzusprechen, was Einfuhren erleichtern würde.

Weltmarktführer ArcelorMittal hatte vergangene Woche für seinen Verlust von 7,9 Milliarden Dollar (7,1 Milliarden Euro) im Jahr 2015 vor allem China verantwortlich gemacht. Im Jahr zuvor hatte der Konzern ein Minus von 1,1 Milliarden Dollar verbucht. Die Preise hätten sich bei stabiler Nachfrage "wegen einer Überkapazität in China deutlich verschlechtert." Experten zufolge sitzt China auf einer Überproduktion von 340 Millionen Tonnen.

ThyssenKrupp verzeichnete von Anfang Oktober bis Ende Dezember 2015 ein Minus von 23 Millionen Euro. Im Vorjahresquartal hatte noch ein Gewinn von 50 Millionen Euro gestanden. Der Umsatz ging im Vergleich um fünf Prozent auf 9,5 Milliarden Euro zurück.