Landkreis Roth
Röttenbachs letzter Chor verstummt

Männergesangverein Eintracht beschließt seine Auflösung - Den Vorsitzenden plagen schwere Selbstvorwürfe

18.11.2021 | Stand 23.09.2023, 21:52 Uhr
Die betroffenen Sänger vor der Vereinsfahne des Männergesangvereins Eintracht Röttenbach: Kassier Manfred Regenbrecht, Anton Heinrichmeier, Kassenprüfer Konrad Frank, Vorsitzender Günter Mainka, Ernst Kauschka, Schriftführer Manfred Fellner, stellvertretender Vorsitzender Günter Lang und Notenwart Hermann Schwab (unten, von links). −Foto: Osiander

Röttenbach/Mühlstetten - Seine wohl traurigste Versammlung hat der Gesangverein Eintracht Röttenbach im Dorfgemeinschaftshaus absolviert. 15 der verbliebenen Mitglieder beschlossen bei zwei Enthaltungen schweren Herzens die Auflösung des Gesangvereins, der auf eine Tradition von 98 Jahren zurückblicken kann. Nach dem Ende des Kirchenchors und Heimatchors löst sich damit auch Röttenbachs letzter Chor auf.

Gleich zu Beginn des Abends erlebten die 15 Sänger eine bewegende Erklärung des Vorsitzenden Günter Mainka: "Ich bin schuld am Niedergang des Vereins, ich allein wegen meiner Unerfahrenheit und Unfähigkeit", so zermarterte er sich mit öffentlichen Selbstvorwürfen, obwohl die negative Entwicklung sicher nicht an ihm lag.

Als langjähriger Kassier moderierte dann Manfred Regenbrecht die Versammlung und erteilte Richard Fellner das Wort, der als Schriftführer anhand seines Protokolls die bislang letzte, aber schon vier Jahre zurückliegende Generalversammlung Revue passieren ließ. Schon damals war das Ende des Vereins absehbar, sodass dieser bereits seit jenem 16. Oktober 2017 ruhte. Fellner ermunterte aber alle Mitglieder, die wöchentlichen Treffen weiterhin zum Erhalt der Gemeinschaft zu nutzen.

Um dem Gesetz zu genügen, musste zum letzten Mal der Vorstand neu gewählt werden. In raschem Verfahren erhielten alle Kandidaten einstimmige Voten: Günter Mainka als Vorsitzender, Günter Lang als dessen Stellvertreter, Richard Fellner als Schriftführer, Manfred Regenbrecht als Kassier, Hermann Schwab als Notenwart und Konrad Frank mit Gottwald Andraschko als Kassenprüfer. Nach dem einstimmigen Auflösungsbeschluss erläuterte Bürgermeister Thomas Schneider das weitere Prozedere: Bis zum endgültigen Vollzug des Auflösungsbeschlusses wird der Verein noch ein weiteres Jahr ruhen, um etwa noch eventuelle Einsprüche oder offene Vereinsverbindlichkeiten klären zu können. Manfred Regenbrecht wird als bestellter Liquidator das schriftliche Auflösungsprotokoll beim Notar des Landgerichts Nürnberg einreichen.

Und was soll mit den rund 1500 Euro in der Vereinskasse geschehen? Nach eingehender Diskussion entschied das Gremium, einen Großteil des Geldes zur Unterstützung der musikalischen Erziehung der Kinder und als Spende an die Kirche zu verwenden. Mit dem Rest will man sich zusammen mit den Ehefrauen ein Gemeinschaftsessen genehmigen.

HK

Alois Osiander