Hütting
Römermuseum im Dornröschenschlaf

Gefunden und doch verborgen: In der Feldmühle bei Hütting schlummern archäologische Schätze

22.08.2016 | Stand 02.12.2020, 19:24 Uhr

Foto: Sebastian Schanz

Hütting (DK) Nicht weniger als ein professionell aufbereitetes Römermuseum verbirgt sich in der Feldmühle bei Hütting - das Lebenswerk der Gutsbesitzer Amberger. Trotzdem ist die Sammlung naturkundlicher und archäologischer Funde für die Öffentlichkeit nicht zugänglich. Warum eigentlich?

Anfang der 1980er stieß Martin Amberger beim Ausheben eines Fischteiches auf Überreste einer Steinpflasterung und einiger Holzpfähle. Der Chef der Oberdollinger Kartoffelverarbeitungsfirma Dolli-Werk und seine Frau Franziska hatten die Feldmühle samt 145 Hektar Grund gerade erst von der Freiherrenfamilie Tucher erworben - und ohne es zu ahnen auch unzählige archäologische Schätze, die nur darauf warteten, gehoben zu werden. Der historisch versierte Unternehmer Amberger nahm dafür nicht nur Schaufeln in die Hand, sondern auch Geld. "Es hat mich einfach interessiert", sagt Martin Amberger mit leuchtenden Augen. "Und es hat viel Arbeit gemacht." So ermöglichte er von 1982 bis 1985 eine "bayernweit einmalige Ausgrabung eines mehrphasigen Verkehrsweges, der von der Bronzezeit bis ins hohe Mittelalter genutzt wurde", wie es in der Beschreibung der Ingolstädter Archäologin Angelika Wegener-Hüssen heißt.

Der moorige Boden hatte als Konservator gewirkt, und die Forscher gruben sich Schicht für Schicht - Jahrtausend um Jahrtausend - in die Erde. "Von der obersten Torfschicht, die über der Schotterung der Römerstraße auflag, bis zur untersten Schicht mit den Resten des bronzezeitlichen Pfahlweges war das Profil mit den verschiedenen Kulturschichten etwa 1,20 Meter mächtig", so Wegener-Hüssen.

Keramikscherben verzierter Gefäße aus der Bronzezeit, der Hallstatt- und Latènezeit, Tafelgeschirr, neolithische Steingeräte, unzählige Knochenreste von Tieren, Pflanzensamen und Hüttenlehmbrocken vorgeschichtlicher Holzbauten: "Es handelt sich bezogen auf die wirklich begrenzte Lokalität um einen echten Durchgang durch die Geschichte, wo man von den Anfängen der Menschheit bis ins Mittelalter querbeet vieles wiederfindet", erklärt der Eichstätter Kreisheimatpfleger Dr. Karl-Heinz Rieder, der bei den Ausgrabungen dabei war und das Museum konzipiert hat. Das ist das Besondere an der Feldmühle: Die Stücke wurden nicht von nah und fern zusammengetragen, sondern dort entdeckt, wo sie auch heute ruhen.

Und ruhig ist es in dem kleinen und den zwei großen Räumen wirklich, denn nur noch selten kommen Besucher hier her, um die Exponate anzusehen. Früher hat Hausherr Martin Amberger seine Gäste mit Sachverstand und Humor persönlich durch die Ausstellung geführt, die mit Vitrinen, Beschriftungen, Beleuchtung und Rekonstruktionen problemlos mit den meisten staatlichen Museen mithalten kann. Nur bei den Toiletten und anderen bürokratischen Auflagen haperte es. Außerdem waren die Ambergers nicht immer vor Ort. Deshalb wurde aus der Feldmühle nie ein richtiges Museum. Wegen gesundheitlicher Probleme ist es seit einiger Zeit nun auch mit den Führungen vorbei. So ist die Ausstellung ein gefundener, gehobener und doch wieder verborgener Schatz: Nur einzelne Interessierte besichtigen ab und zu nach telefonischer Anfrage die Exponate, die auch Präparate heimischer Tiere umfassen.

Was wird aus der Sammlung? Wird sich eine archäologisch interessierte Enkelin der Ambergers engagieren, wie die Großeltern hoffen? Könnte nicht der Kulturhistorische Verein Rennertshofen - der gerade erst mit einer visuellen Simulation die Römerbrücke über die Donau bei Stepperg sichtbar gemacht hat - im Hüttinger Römermuseum Führungen organisieren? Vorsitzender Alfred Bircks zeigt sich auf Nachfrage nicht abgeneigt. "Ziel war es ursprünglich schon, das Museum der Öffentlichkeit zugänglich zu machen", sagt Rieder.