Eichstätt
Robust und hoch dynamisch

Auf dem Arbeitsmarkt im Landkreis ist viel Bewegung "Vollbeschäftigung mit vier Sternchen"

12.02.2017 | Stand 02.12.2020, 18:40 Uhr

Viel Dynamik herrscht am Arbeitsmarkt im Landkreis Eichstätt. Die Arbeitslosenquote von 1,4 Prozent bedeutet "Vollbeschäftigung mit vier Sternchen". - Foto: Redl

Eichstätt (EK) Seit Jahren schon liegt der Landkreis Eichstätt mit seiner niedrigen Arbeitslosenquote auf Platz eins aller Regionen in Deutschland. Dies hat sich auch im vergangenen Jahr nicht geändert - trotz einiger Einbrüche und trotz der hohen Zahl von Flüchtlingen und anerkannten Asylbewerbern.

Mit einer über das gesamte Jahr betrachteten durchschnittlichen Arbeitslosenquote von 1,4 Prozent (2015: 1,3 Prozent, 2014: 1,4) und etwa 1000 Menschen ohne Arbeit herrscht im Landkreis Eichstätt "Vollbeschäftigung mit vier Sternchen", sagt Richard Vielberth. Der Leiter der für den Landkreis Eichstätt zuständigen Stelle der Arbeitsagentur Ingolstadt zieht zusammen mit dem Chef des Jobcenters, Jürgen Croce, im Gespräch mit unserer Redaktion Bilanz über das vergangene Jahr.

Beide sprechen von einem "robusten Arbeitsmarkt", den sich Arbeitnehmer, Arbeitgeber und Verantwortungsträger in Stadt und Landkreis "hart erarbeitet" hätten. "Die Struktur passt", so Croce und Vielberth. Sie weisen auf das vielfältige Handwerk ebenso hin wie auf das Gewerbe, die Industrie und die Dienstleister. Und trotz der guten Ausgangslage und der niedrigen Arbeitslosenquote sei der Landkreis "keine Insel der Seligen". Das hätten die eine oder andere Insolvenz oder Betriebsaufgabe gezeigt.

Vielberth erinnert an den Steinverarbeiter Juma, der im vergangenen Jahr mehr als 120 Menschen entlassen habe. Etwa die Hälfte konnte in branchenähnlichen Unternehmen wieder eine Beschäftigung finden, doch mehr als 50 mussten sich arbeitslos melden. Vor allem Mitarbeiter, die älter als 50 Jahre und/oder weniger qualifiziert sind, hätten es nicht leicht gehabt, wieder in Arbeit zu kommen. Der eine oder andere musste eine komplette Umschulung auf sich nehmen, heute noch sind drei bis vier ehemalige Juma-Mitarbeiter ohne Arbeit. Anders bei einem zweiten Fall, einer auf dem Gebiet der Heizungstechnik tätigen Firma. Die hier von der Insolvenz betroffenen 42 Mitarbeiter kamen angesichts ihrer ausgezeichneten Qualifikation alle wieder auf dem Arbeitsmarkt unter.

Der Markt sei somit auch von einer "hohen Dynamik geprägt", so Vielberth. Dies bestätigen auch die Zahlen. 4721 Zugänge in den Arbeitslosigkeit - und damit die höchste Zahl seit 2011 - vermelden Jobcenter und Agentur für das vergangene Jahr. Dem stehen 4561 Abgänge gegenüber - was einem leichten Saldo entspricht. Das sei, so Jürgen Croce, "auch eine Folge der Fluchtbewegungen", die im Landkreis zu spüren waren und sind (siehe eigenen Beitrag).

Während junge und qualifizierte Arbeitssuchende keine Probleme für die Vermittler darstellen, wird die Suche nach einer Stelle für ältere Menschen schon schwieriger. "Die Entwicklung bei der Vermittlung von älteren Arbeitnehmern wird problematischer", stellt Vielberth einen neuen Trend fest. Älter, das bedeutet für ihn und seine Mitarbeiter schon ab 50 oder 55 Jahren. Im Schnitt gehörten dieser Klientel im vergangenen Jahr 264 Menschen an, das sind 36 Prozent aller Arbeitssuchenden. Dieses Problem sei, so Vielberth, auch bei der Juma-Aufgabe erkennbar geworden,

Dagegen sei die Zahl der Jugendlichen ohne Beschäftigung konstant niedrig. 108 Personen von 18 bis 28 und damit 29 mehr als im Vorjahr hat Vielberth in seiner Statistik. "Die Mehrzahl davon will eine Ausbildung und einen Abschluss", sagt er. Und die Chancen stünden gut. "Hier sind wir sehr gut unterwegs".

Denn Fachkräfte werden nach wie vor gefragt. Das zeigten auch die vielen Unternehmen, die freie Stellen melden - vom 1. Januar bis 31. Dezember 2016 waren dies 1995. Und zwar aus allen Branchen, wie Vielberth noch hinzufügt. Hier versuchten Agentur und Jobcenter, durch Weiterbildungsmaßnahmen von geringer qualifizierten Kräften abzuhelfen.

Und wie sieht die Prognose für das Jahr 2017 aus? Ähnlich wie im vergangenen Jahr, sagen sowohl Croce als auch Vielberth. Erstes Indiz dafür ist, dass die 220 bis 250 saisonal beschäftigten Personen (Natursteinindustrie, Baugewerbe, Gastronomie) wohl geschlossen um Ostern herum wieder in ihren Betrieben aufgenommen werden.