Hilpoltstein
Ritterzimmer im alten Kreißsaal

Hilpoltsteiner Jürgen Zahner will altes Krankenhaus für 15 Millionen Euro zu Kinder- und Jugendhospiz umbauen

29.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:17 Uhr
Das ehemalige Hilpoltsteiner Krankenhaus. −Foto: Foto: Kofer, Robert, Nürnberg

Hilpoltstein (HK) Jürgen Zahner plant Großes. Er will das ehemalige Krankenhaus auf der Burg zu einem Kinder- und Jugendhospiz umbauen. Im Haus des Gastes sollen Therapie- und Gesprächsräume entstehen. Am Freitag präsentierte er seine fantasievollen Ideen. Rund 15 Millionen Euro kostet die Sanierung.

Er könne stundenlang schwärmen, wenn er von seiner Heimatstadt Hilpoltstein erzähle, sagt Jürgen Zahner, 43. Und er tut es dann auch. Mehr als zwei Stunden präsentiert er seine Visionen von einem Kinder- und Jugendhospiz in dem mächtigen, denkmalgeschützten Gebäude. "Eine Burg als Hospiz, das ist etwas ganz Neues. Einmalig", schwärmt Zahner. Das historische Ensemble sei wie eine Lunge. Hier könnten die Kinder aufatmen. Bei einer Führung durch das ehemalige Kreiskrankenhaus zeigt er stolz den alten Kreißsaal. "Hier bin ich geboren", sagt Zahner. An der Wand fehlt das Wachbecken, im Zimmer stehen alte Sofas und ein schlichter Holztisch. Doch Zahner verweist auf die grandiose Aussicht, die man hier auf die Stadt hat. Derzeit leben 22 Asylbewerber in dem alten Krankenhaus, die von der Arbeiterwohlfahrt Roth-Schwabach betreut werden. Die AWO hat das riesige Gebäude 1999 vom Landkreis für einen symbolischen Euro gekauft. Es unterliegt einer Sozialbindung des Landkreises.

Ein Kinder- und Jugendhospiz sei daher ideal, findet Zahner, der seiner Heimatstadt etwas zurückgeben will. Und die Nähe zur Burg könne man auch bei der Ausgestaltung der Zimmer einbringen, überlegt er. Die schwer kranken Kinder als Ritter oder Prinzessin, das sei doch fantastisch, findet Zahner. Acht bis zehn Kinder sollen hier betreut werden. Dazu kommen Übernachtungsmöglichkeiten für deren Eltern und Geschwister. Im Haus des Gastes will Zahner Gesprächsräume für die Eltern, Therapieräume, eine Töpferwerkstatt und Zimmer zum Malen und Spielen schaffen. Auch einen Spielplatz will Zahner bauen.

"Jeder ist von dem Bemühen getragen, das Projekt zu realisieren."

Peter Hufe

 

Hilpoltstein sei eine Stadt, die jahrzehntelang in der Integration behinderter Erwachsener geübt sei, sagt Zahner: "Da wird niemand blöd schaun." Die Verbindung von Auhof, Regens Wagner Zell und Burg, "das gibt es kein zweites Mal auf der Welt". Dazu die Schlittenbahn am Schlossbug, Rothsee, Nürnberger Kaiserburg, das Ritterfest und Rock hinter der Burg. Das findet Zahner alles nur "super".

Und er schwärmt weiter. Mit dem Kinder- und Jugendhospiz "werden 55 bis 70 Arbeitsplätze" schaffen, verspricht er. "Direkt. Aber alle im Ort werden profitieren." Vielleicht könne man auch eine Bereitschaftspraxis eines Kinderarztes im Haus des Gastes einrichten. Im Rosengarten zwischen Burg und alten Kornspeicher stellt sich Zahner ein Begegnungscafé mit Blick auf die Stadt vor.

"Sie haben das Projekt eigentlich schon gut verkauft", sagt Nadia Kloster vom Berliner Architekturbüro DK. Sie stellt ein erstes Raumkonzept vor. Durch das Lichtkonzept hat bereits das Amt für Denkmalschutz einen Strich gemacht. In den Sternen steht auch, ob sich ein Abschiedsraum im bislang ungenutzten Dachboden verwirklichen lässt. Zahner träumt von einem "Abschiedsraum mit Bezug zum Himmel". Durch eine große Luke im Dach könnte ein Lichtstrahl den Raum erhellen, wenn Eltern von ihren verstorbenen Kindern Abschied nehmen würden. Doch zunächst muss ein Statiker die Haltbarkeit der Decke prüfen.

Zahner und die Architekten hätten sich viele Gedanken gemacht, lobt Christine Bronner, Landesvorsitzende des Bundesverbandes Kinderhospiz e. V. Sie findet es auch wunderbar, dass Landkreis und Stadt Zahners Pläne so toll unterstützen würden.

"Ja", sagt Zahner, "es gibt wirklich sehr konstruktive Gespräche seitens des Bürgermeisters und des Landrats. Und Peter Hufe, ehrenamtlicher Berater Zahners, ergänzt: "Jeder ist von dem Bemühen getragen, das Projekt zu realisieren." Zahner habe ihn angesprochen und er, als ehemaliger Landtagsabgeordneter habe die Kontakte zu Landrat Herbert Eckstein und Bürgermeister Markus Mahl hergestellt. Auch zu Landtagspräsidentin Barbara Stamm und in die Landtagsverwaltung hinein habe er gute Kontakte, erklärt Hufe.

Doch weder Landrat Eckstein noch Bürgermeister Mahl haben sich bislang öffentlich zu diesem Projekt geäußert. Sie sind auch am Freitag nicht dabei. Auch Kreisbaumeister Ralph Möllenkamp fehlt.

Offen sind auch die Kosten. Zahner geht von 12 bis 15 Millionen Euro für den Umbau aus. "Ja", sagt er, "die finanziere ich." Architektin Kloster rechnet frühestens im Februar 2018 mit einer groben Kostenschätzung. Selbst beim ehrgeizigsten Zeitplan könnten die Sanierungsarbeiten frühestens in zwei Jahren beginnen. Für den laufenden Betrieb des Hospizes will der ehemalige Sparkassenangestellte Zahner eine Stiftung und einen Förderverein gründen. "Natürlich ist das auch Neuland für mich", räumt er ein. Aber er wolle alles so transparent wie möglich machen. "Wir bauen ja kein Atomkraftwerk, sondern ein Sozialprojekt."