Schrobenhausen
Ritter mit Turnschuhen und Jeans

25.03.2010 | Stand 03.12.2020, 4:09 Uhr

Wild geht es im Freikampf zu, wenn Schilde und Schwerter aufeinanderprallen.

Schrobenhausen (ais) Schwerter klirren, Klingen blitzen im Hallenlicht. Die Schwertkämpfer der Interessengemeinschaft Historischer Schwertkampf Schrobenhausen trainieren für ihr nächstes großes Turnier – am Samstag auf der SOBA.

"Ihr müsst mit den vorderen zehn Zentimetern vom Schwert den Kopf des Anderen treffen", fordert Franz die anderen Schwertkämpfer auf. Er leitet das Theorietraining. Der richtige Abstand zum Gegner ist besonders wichtig, immer wieder stehen die Kämpfer zu nahe beisammen, oder erreichen sich nicht. Genaue Koordination ist gefragt.

 
Noch sind die Schwertkämpfer in Jeans und Turnschuhen unterwegs. Nur die ledernen Schoner, die sie an Händen und Unterarmen befestigen, lassen die mittelalterliche Kleidung erahnen, die die Männer und Frauen auf ihre Turnieren tragen. Auf der SOBA wird sich das ändern – zu historischen Schwertkämpfern gehört auch das passende Outfit.

Von dem Hin und Her, das man aus Ritterfilmen kennt, ist nicht viel zu sehen. Noch verfeinern die Kämpfer ihre Technik, üben immer und immer wieder die gleichen Schritte. Oliver Kranz, Vorsitzender der Interessengemeinschaft Historischer Schwertkampf Schrobenhausen, zielt auf den Kopf seines Gegners, als wollte er ihn spalten. Hartwig weicht mit einem Ausfallschritt nach rechts aus und zielt auf die Finger des Angreifers. Oli schüttelt den Kopf und bedeutet Hartwig, er solle doch beim nächsten Mal auf seinen ungeschützten Kopf zielen. Die beiden wiederholen die Übung – immer wieder. Noch ist alles Theorie. Die Kerben in den Klingen zeugen von zahlreichen Kämpfen.

Am morgigen SOBA-Samstag um 18 Uhr treten die besten Kämpfer Süddeutschlands im Bierzelt gegeneinander an. Auch früher schon fanden am letzten Volksfestsamstag immer Kampfsport-Wettkämpfe statt. Die Interessengemeinschaft Historischer Schwertkampf Schrobenhausen will diese Tradition nun fortsetzen. In den Klassen Langschwert und Schwert-Schild werden die Kämpfer gegeneinander antreten und ihr Können aneinander messen. Damit die Zuschauer die Entscheidungen der drei Schiedsrichter, sowie die Regeln auch verstehen, wird das gesamte Turnier moderiert.

Fünf Kämpfer aus Schrobenhausen stellen sich den Herausforderern aus ganz Bayern, darunter Carmen Oberhauser. "Beim ersten Mal war das schon ein bisschen komisch als einzige Frau anzutreten", erzählt sie, doch heute mache ihr das nichts mehr aus. Bisher sei es ihr noch nie passiert, dass ihre Gegner sie belächeln.

Das Techniktraining ist vorbei, nun geht es in den Freikampf. Oli Kranz setzt seine Fechtmaske auf. "Fechtmasken bieten den besten Schutz, auch wenn das dann nicht ganz wie bei Rittern aussieht", erklärt er. Die Gesichter unter dem feinmaschigen, schwarzen Metall sind kaum zu erkennen. Kranz’ Maske grinst den Gegner mit einem fiesen, zugenähten Lächeln an – gerade so, als wollte er die anderen allein schon durch seinen Anblick in die Flucht jagen.

"Fight", ruft Markus Brembs und tritt sicherheitshalber schnell einen Schritt zurück. Schwerter klirren, Schilde prallen dumpf aufeinander. Stefan Natzer, alias Eisenherz, und Oli gehen aufeinander los, scheinen zusammenzuprallen. Zwei Schiedsrichter sind fast noch zu wenig, um alle Schwerthiebe genau zu sehen. Immer wieder sind sie sich uneinig, wer jetzt schneller war.

Bei Markus und Carmen hingegen sieht ein Kampf dagegen ganz anders aus. Die beiden haben keine Schilde, sondern Langschwerter in den Händen. Lauernd umtänzeln sie sich, ziehen Kreise umeinander. Jede Bewegung des Gegners nehmen sie wahr, suchen nach Schwachstellen. Markus ist es, der plötzlich nach vorne losbricht. Carmen pariert, stößt ihrerseits zu. Klingen blitzen im Hallenlicht. "Stop", ruft Eisenherz – er hat einen Punkt für Markus erkannt.