Riskante Impflücken

Kommentar

26.05.2017 | Stand 02.12.2020, 18:03 Uhr

Eigentlich hätten die Masern längst besiegt sein sollen in Europa. Doch das Gegenteil ist der Fall. Die Viren sind wieder auf dem Vormarsch, die Zahl der Erkrankungen in diesem Jahr liegt schon jetzt deutlich höher als 2016, und es gibt einen ersten Todesfall.

Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe macht Druck, will zwar weiter nichts von einer Impfpflicht wissen, plant aber niedrigere Hürden für Sanktionen gegen Impfmuffel.

Kindergärten sollen die Behörden in Kenntnis setzen, wenn Kinder angemeldet werden, deren Eltern keine Impfberatung nachweisen können - ein guter erster Schritt. Information und Aufklärung sind ein wichtiger Schlüssel für einen besseren Schutz vor Infektionen - zumal, weil Impfgegner im Internet für Verunsicherung bei Eltern sorgen.

Der Schutz von Kindern ist aber nur eine Seite der Medaille. Am vergangenen Wochenende ist eine 37-Jährige an den Folgen einer Masern-Infektion gestorben. Bei Erwachsenen, das belegen die Zahlen des Robert-Koch-Instituts, klafft eine gewaltige Impflücke. Hier gilt es, mit Informationskampagnen und gezielter Ansprache in Arztpraxen anzusetzen. Dabei sollten auch Zuwanderer und Flüchtlinge einbezogen werden. Der aktuelle Krankheitsausbruch im Ruhrgebiet ist schließlich auf Südosteuropäer ohne Impfschutz zurückzuführen. Im besten Fall führt das Gesetz dazu, dass Eltern nicht nur ihre Kinder impfen lassen, sondern auch sich selbst.