Riesiges Loch in der Fußgängerzone

26.05.2011 | Stand 03.12.2020, 2:47 Uhr

5000 Quadratmeter umfasst die Baugrube an der Stelle in der Münchner Fußgängerzone, wo sich früher das Karstadt-Kaufhaus am Dom befand. Nun soll hier ein Gebäude mit Geschäften, Büros und Luxus-Wohnungen entstehen - Foto: Nachtmann

München (DK) In der Münchner Fußgängerzone gibt es seit vergangenem Sommer eine neue Attraktion. Nein, es ist kein Kunstwerk, kein Brunnen oder Geschäft. Es handelt sich um ein Loch – allerdings um ein sehr großes, denn es erstreckt sich über etwa 5000 Quadratmeter. Seit August wurde in der Neuhauser Straße zwischen Marienplatz und Stachus das Kaufhaus "Karstadt am Dom" abgerissen. So ist eine der größten Baugruben der Innenstadt entstanden. Ein modernes Geschäftshaus soll hier gebaut werden.

Zu sehen gab es seither viel: Zunächst wurde das Gebäude entkernt. Mitte September 2010 begann dann der Abbruch. Das erledigten hauptsächlich von Baggern betriebene Abbruchzangen, die das Gebäude nach und nach in eine spektakuläre Ruine verwandelten und abtrugen. Die Fassaden wurden in kleine Flächen aufgeteilt, mit einem Kran herausgehoben und auf Lastwagen geladen. Seit April ist nun vom Karstadt nichts mehr übrig. Im Boden klafft ein großes Loch, abgeschottet von Bauzäunen, und die Seitenwände der Häuser, an die das Gebäude angrenzte, sind jetzt zu sehen. Aber die Tiefbauarbeiten für den neuen Bau haben schon begonnen, und bis Ende 2013 soll das Gebäude stehen.

Der Entwurf dafür stammt von dem Architkturbüro Kuehn Malvezzi. Die Berliner setzten sich im Wettbewerb gegen elf andere Büros durch. Sie entwarfen ein zehnstöckiges Haus, das ein Erdgeschoss, fünf Ober- und vier Untergeschosse mit etwa 41 300 Quadratmetern haben soll. Das erste Untergeschoss, das Erdgeschoss und die ersten drei Stockwerke sind für Geschäfte vorgesehen.

Die ersten Firmen haben sich schon eingemietet: Auf gut 10 000 Quadratmetern wird Sport Scheck hier sein Flagship-Stammhaus eröffnen und die amerikanische Modekette Forever 21 wird auf rund 6 800 Quadratmetern ihre erste Deutschland-Filiale einrichten. Insgesamt sollen drei bis vier Geschäfte Platz finden. Wer noch dazukommt, das wird gerade entschieden. Im vierten und fünften Stock sollen Büros und Luxus-Wohnungen entstehen. Die Garage wird in die Untergeschosse zwei und drei verbannt, ins vierte Untergeschoss kommen die Lieferzone, das Lager und die Technik.

Auch der Name des Gebäudes steht schon fest: "Joseph Pschorr Haus". Er stammt vom Vorbesitzer des Grundes, dem "Bierkönig von München". Er kaufte ihn 1820 für seinen Sohn Georg und ließ darauf eine große Brauerei bauen. Pschorrs Nachfolger kauften noch weitere benachbarte Grundstücke, so dass der Familie schließlich ein ganzes Quadrat in der Innenstadt gehörte. Im zweiten Weltkrieg wurde das Areal jedoch stark beschädigt und danach einheitlich bebaut: Zwischen 1960 und 1962 entstanden dort das Kaufhaus, eine Hochgarage und eine Großgaststätte. Im vergangenen Frühjahr musste die Karstadt-Filiale dann schließen.