Kelheim
Riesige Rauchwolke über Kelheim

Im Chemie-Unternehmen Fibres bricht am Sonntagvormittag ein Brand aus - Mehr als 50 Millionen Euro Schaden

14.10.2018 | Stand 02.12.2020, 15:28 Uhr
  −Foto: News5/Rast

Kelheim (rat) Ein Schaden von mehr als 50 Millionen Euro ist am Sonntagvormittag bei einem Großbrand in dem Chemie-Unternehmen Kelheim Fibres entstanden. Ein Feuerwehrmann und ein Mitarbeiter der Firma wurden leicht verletzt, der Mann klagte über Husten und wurde ärztlich behandelt. Giftige Stoffe wurden nach Angaben des stellvertretenden Kreisbrandrates Helmut Dötzel nicht freigesetzt. Um 14 Uhr wurde Entwarnung für die Bevölkerung gegeben.

Gegen 10 Uhr kam es im Kanalsystem der Firma aus ungeklärter Ursache zu einer Verpuffung. Dadurch wurde im Spinnsaal ein Brand ausgelöst. An den Spinnlinien wird die Kunstfaser Dolan gesponnen, die zur Herstellung von Hygieneprodukten dient. "Der Brand erfasste umliegende Maschinen", sagte Konrad Brunner, der Produktionsleiter von Kelheim Fibres. Die Anlage sei dann stromlos gemacht und alle Ventile seien geschlossen worden. Löschwasser und -schaum wurden laut Brunner aufgefangen, die biologische Abwasseranlage werde geprüft.

Obwohl sofort die von einem Anlagenfahrer informierte Werksfeuerwehr anrückte, war den firmeninternen Einsatzkräften rasch klar, dass sie Unterstützung brauchten. Gegen 10.15 Uhr wurde externer Großalarm ausgelöst.

"Als wir angerückt sind, war der Dachstuhl bereits durchgebrannt", erklärte der stellvertretende Kreisbrandrat Dötzel gegen 13 Uhr bei einer improvisierten Pressekonferenz. "Wegen der massiven Verrauchung und der enormen Hitze war ein Innenangriff nicht mehr möglich", berichtete der Kreisbrandinspektor weiter. Man habe das Gebäude deshalb nur von außen löschen können.

Eine riesige schwarze Rauchwolke stand über dem Kelheimer Stadtteil Affecking. Mit Lautsprecherwagen forderten Feuerwehr und Technisches Hilfswerk die Einwohner von Kelheim vorsorglich auf, in den Häusern zu bleiben und die Fenster nicht zu öffnen. Von Beginn des Einsatzes an wurden Messungen vorgenommen, ob giftige Chemikalien freigesetzt worden sein könnten. Nach den Worten von Dötzel sei das aber nicht der Fall gewesen. Allerdings habe der Großbrand eine massive Geruchsbelastung zur Folge gehabt. Diese war bis in die angrenzenden Orte, darunter bis ins fast 20 Kilometer entfernte Riedenburg, spürbar. Die Höhe des Schadens bezifferte der Geschäftsführer von Kelheim Fibres auf einen "oberen zweistelligen Millionenbetrag", teilte die Polizei später mit. Das Firmengebäude mit dem Spinnsaal sei komplett zerstört worden. Der stellvertretende Kreisbrandrat schätzt, dass rund 200 Feuerwehrleute im Einsatz waren. Dazu kommen 30 Personen von der Werksfeuerwehr, 50 Aktive vom Roten Kreuz und zehn vom Technischen Hilfswerk.

Auch die Riedenburger Feuerwehr half mit. Ihr Boot war im Einsatz, um den Main-Donau-Kanal zu sperren. Da das Firmengelände unmittelbar an die Donau angrenzt, wurde der Fluss für die Binnenschifffahrt komplett gesperrt.

An der Pressekonferenz um 13Uhr nahmen neben Produktionsleiter Brunner und dem Kreisbrandinspektor Dötzel noch Landrat Martin Neumeyer (CSU) und Kelheims Bürgermeister Horst Hartmann (SPD) teil. Den Einsatz leitete Kreisbrandrat Nikolaus Höfler. "Wir sind gerade in einer Phase der Entspannung, aber noch nicht der Entwarnung", sagte Neumeyer. Letztere konnte dann aber eine Stunde später gegeben werden.

Neumeyer und Hartmann lobten die Einsatzkräfte für ihr professionelles und besonnenes Vorgehen. "Das Alarmsystem hat funktioniert. Zu keiner Zeit bestand eine Gefährdung der Bevölkerung", betonte der Landrat. Auch die Stimmabgabe bei der Landtags- und Bezirkstagswahl sei nicht beeinträchtigt worden. Das Kelheimer Landratsamt hatte unter der Nummer (09441) 2073112 ein Bürgertelefon eingerichtet.

Kreisbrandrat Höfler bestätigte, dass sich der Sondereinsatzplan für die Firma Kelheim Fibres bewährt habe. Über ein ausgeklügeltes System wurde die Bevölkerung über Radioansagen und das Internet aufgefordert, die Fenster und Türen geschlossen zu halten.

Auch die Kelheimer Polizei war im Großeinsatz. Nach Auskunft des Inspektionsleiters Erich Banczyk mussten sogar zusätzliche Kräfte von außerhalb angefordert werden, 15 bis 20 Polizisten hätten sich vor allem um die großräumige Sperrung der Straßen um den Brandort gekümmert. Außerdem war laut Banczyk ein Polizeihubschrauber mit einer Bildübertragung per Funk im Einsatz. Damit wurden die am Boden agierenden Einsatzkräfte aus der Luft über die Ausdehnung des Brandes informiert. Zudem sorgte die Wasserschutzpolizei Regensburg für die Sperrung der Donau.