Schrobenhausen (SZ) Saxndi, was ging am Freitag in der Schweißerei der Punk ab! "Peace, Love & Rock 'n' Roll" - das Noisehausen-Motto war Programm. Und zwar in der bayerischen Blasmusik-Version. Um die 1500 Leute feierten an diesem Abend die sieben Herren auf der Bühne: LaBrassBanda.
Was auch immer Frontman Stefan Dettl (kl. Foto) durchs Hirn spukt - das Schrobenhausener Publikum ist aber sowas von dabei. Luftgitarre spielen? Immer doch! Soul tanzen? Warum nicht? "Lust auf a Tubasolo?" Aber hallo!
Was die sieben Jungs an Trompete, Posaune, Tuba, Drums oder Bass sowie gesanglich drauf haben, ist der Wahnsinn; auch, mit wie viel Power sie das alles rüberbringen. Wer dazwischen darauf spitzelt, auch mal etwas Gemächlicheres zu hören zu bekommen: Das gibts - allerdings nicht allzu oft. Wobei das mit dem Hören und der Musik bei LaBrassBanda ja sowieso nur das eine ist. Denn das Ganze geht wesentlich tiefer, wummert durch den Körper, kraftvoll, kreativ, energiegeladen ohne Ende und wuselt sich bei manchem vielleicht sogar bis tief in die - womöglich längst verschüttet geglaubte - bayerische Blasmusik-Seele.
Das "Around The World"-Album lässt grüßen: Viel und oft erzählt Stefan Dettl vom Trip um die Welt, freilich gibts die entsprechenden Songs mit dazu. Die Vorstellung, wie da sieben Herren mit bayerischer Blasmusik, abenteuerlich gemixt mit Reggae-, Punk-, Polka- oder Ska-Elementen die Bühnen in Holland, China oder Brasilien aufmischen, dürfte so manchem ein schelmisches Grinsen ins Gesicht zaubern. In Zeiten, in denen sich Begriffe wie "Heimat" immer weiter auslutschen, tut es auch einfach gut, wenn da welche kommen, die das Ganze wieder richtig einsortieren. Bayern, das ist eben doch zünftig und bunt, frech und lebenslustig - so die Message, die bei Dettls Geschichten unausgesprochen mit rüberschwingt. Und allein dafür würde ihm bestimmt so mancher an diesem Abend die - wie immer nackerten - Füße küssen. Apropos "Nackert": Logisch gibts auch diesen LaBrassBanda-Gassenhauer, genauso wie "Autobahn" oder Songs wie den vom rosaroten Cadillac - samt einleitender Geschichte um Ex-Gogo-Tänzer Jörg.
Wer weltweit unterwegs ist, der kommt natürlich um ein kleines, aber enorm bedeutendes oberbayerisches Örtchen nicht herum. "Was in Schrobenhausen musikkulturtechnisch passiert, is da Wahnsinn", findet Stefan Dettl. Nicht nur einmal fällt dann der Name Andi Baierl. Dem Musiker und Agenten haben es die Schrobenhausener auch zu verdanken, dass das Musikkulturtechnische der Stadt am Freitag mit einer bayerischen Band, die auch schon die Münchner Olympiahalle füllte, nochmal eine ganze Latte höher gehängt wird.
Genauso wie The Stanfields (wer übrigens von der Vorband des Abends noch nicht genug hat: Die kanadischen Folk-Rocker gibts am Freitag im GreenHaus gleich nochmal live) ist LaBrassBanda nicht zum ersten mal in der Stadt. "Gibts den Sig no?", lässt sich Stefan Dettl seine detaillierten Ortskenntnisse raushängen, und er erinnert sich auch an die legendäre Nähfabrik.
Aber auch der Alten Schweißerei steht ihre Metamorphose hin zur coolen Konzerthalle einmal mehr optimal. Wobei da freilich die Technik, zum Beispiel mit genialen Beleuchtungsideen, enorm mit reinspielt. "Geile Location", lobt Stefan Dettl. So "geil", dass die ihm gleich noch eine brillante Überleitung zum nächsten Song liefert: "Bauer, Bauer" - wenngleich damit freilich nicht die gleichnamige Firma, der die Schweißerei angehört, gemeint ist, sondern vielmehr der, der sich mit "Viechern oder Pflanzen" so gut auskennt. Wenn er darüber etwas wissen will, dann geht er "zu am ganz oidn Bauern", sagt Dettl. Und er erzählt noch so viele Geschichten mehr, von der brasilianischen Oma etwa, oder vom Opa und seiner geliebten "Leberkassemme". Die mag vielleicht nicht gesund sein, aber: "Du stiabst ja sowieso".
Und weil das so ist, haut Dettl zum Schluss noch ein paar Tipps an das Schrobenhausener Publikum raus: "S'Lem is so schee! Genießts es! Feierts es! Seids nett zuanand!" - Peace, Love & Rock 'n' Roll eben. Nur halt auf bayerisch.
Ute De Pascale
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