Richtungweisende Derbys

13.09.2007 | Stand 03.12.2020, 6:30 Uhr

Nur nicht niederkämpfen lassen:? Der ERC Ingolstadt (hier Michael Bakos im Zweikampf mit dem Augsburger Brock Radunske) will an diesem Wochenende sein tatsächliches Leistungsvermögen zeigen. - Foto: Imago

Ingolstadt (DK) "Derbys", sagte einst schon Bayern-Manager Uli Hoeneß, "muss man gewinnen". Das ist im Eishockey nicht anders als im Fußball, und deshalb stehen für den ERC Ingolstadt an diesem Wochenende mit den Partien heute in Straubing und am Sonntag gegen Nürnberg zwei ganz besondere Spiele an.

Sogar der sonst so coole Ron Kennedy lässt sich von der Vorfreude auf die beiden Partien in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) anstecken. Vor allem auf das Spiel heute (19.30 Uhr) in Niederbayern freut er sich. "In Straubing ist immer eine besondere Atmosphäre, ich bin schon gespannt", sagt der Kanadier, der allerdings bedauert, einen alten Weggefährten nicht mehr im Straubinger Trikot zu sehen. "Günther Oswald hat keinen Vertrag mehr bekommen. Das ist schade, weil er in der vergangenen Saison sehr viel Spielzeit erhalten hat und einfach ein guter Typ ist", sagt Kennedy, der den Ingolstädter Publikumsliebling freilich vor der vergangenen Saison ebenfalls aussortiert hat. Momentan steht der 38-Jährige vor einem Engagement beim Zweitligisten Landshut.

Dafür stehen mit dem momentan sehr starken Keeper Mike Bales, der einst bei den Panthern mit Ilpo Kauhanen um den Platz im Tor kämpfte und dem "ewigen Talent" Neville Rautert zwei Spieler im Kader der Tigers, die im Aufstiegsjahr beim ERC unter Vertrag standen. Die prickelnde und ganz besondere Atmosphäre im altertümlichen Straubinger Stadion trägt ebenso dazu bei, dass Trainer und Spieler heiß auf dieses Derby sind.

Dabei gibt Michael Bakos ganz offen zu, dass die Stimmung bei Derbys mit der in früheren Eishockeyzeiten nicht mehr zu vergleichen ist. "Das ist klar, es werden in jeder neuen Saison relativ große Mannschaftsteile ausgewechselt, so dass sich die vielen kleinen Scharmützel zwischen einzelnen Spielern, die sich früher über Jahre hochschaukelten, heute nicht mehr entwickeln." Ein bisschen schade sei das zwar, in einer Profiliga aber völlig normal. "Wer das nicht realisiert, hat einen Teil der Entwicklung der Liga verpasst."

"Das ändert aber nichts daran, dass die Stimmung in einem Derby noch immer eine ganz andere ist als bei einem normalen Spiel", sagt Bakos mit sichtlicher Vorfreude: "Die Zuschauer sind emotionaler, die ganze Atmosphäre ist aufgeheizter. Das spürt man sehr wohl auch auf dem Eis." Und in einem ist er mit Uli Hoeneß ohnehin einig: "Derbys will man unbedingt gewinnen."

Auch wenn die Voraussetzungen, wie vor diesem Wochenende, nicht eben optimal sind. Die Straubing Tigers und auch der Sonntagsgegner Nürnberg (Beginn 18.30 Uhr) stehen nach ihren Auftaktsiegen an der Tabellenspitze der Liga, was vor allem im Falle von Straubing, das 5:3 gegen Iserlohn und 3:2 in Hamburg gewann, eine faustdicke Überraschung ist. Der ERC Ingolstadt dagegen schrammte nach seiner Heimniederlage beim Auftakt gegen Augsburg zumindest durch den Sieg im Penaltyschießen in Duisburg gerade noch an einem klassischen Fehlstart vorbei und muss sich nun rehabilitieren. Die Erwartungen vor den beiden Derbys sind jedenfalls hoch.

Die Nürnberg Ice Tigers sorgten am Wochenende für Aufsehen. Zum einen erzielte ein überragender Ahren Spylo fünf Treffer und zwei Assists, zum anderen waren die Ice Tigers am DEL-Rekordspiel, das sie mit 10:9 in Iserlohn gewannen, beteiligt. "Egal ob du gewinnst oder verlierst, nach so einem Spiel hast du als Trainer Kopfschmerzen", wunderte sich auch Ingolstadts Coach Kennedy: "Du kannst durchaus mal zehn Tore schießen. Aber dass dann die anderen auch neunmal treffen, ist schon komisch." Und für die jeweilige Abwehr eine einzige Katastrophe.

Doch auch die Panther-Defensive ist stark verbesserungsfähig. Auf die ersten beiden Drittel in der Partie gegen Augsburg möchte der sonst so offene Michael Bakos am liebsten gar nicht angesprochen werden ("Wir müssen nach vorne schauen"), gibt aber auch zu, dass die Partie in Duisburg ein "spielerischer Offenbarungseid" war.

So schlecht, meint der Nationalspieler, könne die ERC-Abwehr aber eigentlich gar nicht sein: "Schließlich haben wir in den Vorbereitungsspielen relativ wenige Gegentore bekommen."

Gut möglich also, so Bakos, dass die beiden Auftaktpartien Ausrutscher waren. Er ist optimistisch, dass das tatsächliche Leistungsvermögen der Panther höher einzuschätzen ist. "Ganz klar, das Spiel gegen Nürnberg ist vom Tempo und vom Spielerischen her ein Gradmesser für uns." Und schon alleine deshalb für die Panther zusätzlich zum Derbycharakter von ganz besonderer Brisanz.