Riad
Riad und Teheran auf Konfrontationskurs

Saudi-Arabiens Kronprinz wirft Iran "direkte militärische Aggression" vor

07.11.2017 | Stand 02.12.2020, 17:15 Uhr

Riad (AFP) Saudi-Arabiens mächtiger Kronprinz hat den Ton gegenüber dem Iran deutlich verschärft und dem Erzfeind eine "direkte militärische Aggression" vorgeworfen. Der Beschuss der saudi-arabischen Hauptstadt Riad durch proiranische Rebellen im Jemen könne als "kriegerischer Akt" betrachtet werden, sagte Mohammed bin Salman gestern.

Saudi-Arabien und der Iran stehen im Konflikt im Jemen auf entgegengesetzten Seiten. Während Teheran die schiitischen Huthi-Rebellen unterstützt, die Jemens Hauptstadt Sanaa und große Teile des Landes kontrollieren, führt Riad seit März 2015 eine arabische Militärkoalition an, um Jemens Präsidenten Abd Rabbo Mansur Hadi zurück an die Macht zu bringen.

In einem neuen Schritt der Eskalation feuerten die Huthi-Rebellen am Samstagabend eine ballistische Rakete auf Riads Flughafen ab. Zwar wurde die Raketen abgefangen und zerstört, doch warf Riad dem Iran vor, den Huthis Raketen zu liefern. Die von Saudi-Arabien angeführte Militärkoalition drohte, sie behalte sich das "Recht" vor, auf diesen "kriegerischen Akt" zu antworten.

Saudi-Arabiens Kronprinz Salman äußerte sich in einem Telefonat mit dem britischen Außenminister Boris Johnson ähnlich. "Die Beteiligung des Iran an der Ausrüstung der Huthis mit Raketen ist eine direkte militärische Aggression des iranischen Regimes", sagte Salman laut der Nachrichtenagentur SPA.

Human Rights Watch verurteilte den Beschuss des überwiegend zivil genutzten Flughafens als "Kriegsverbrechen". Zugleich betonte die Menschenrechtsorganisation mit Blick auf die von Riad verhängte Blockade gegen den Jemen, der Angriff rechtfertige nicht, dass Riad "die humanitäre Katastrophe im Jemen verschlimmert", indem es die Hilfslieferungen behindere.

Die Koalition hatte nach dem Raketenangriff die Luft-, Land- und Seegrenzen des Jemen abgeriegelt. Das UN-Büro zur Koordination humanitärer Hilfe in Genf forderte eine Aufhebung der Blockade. Diese bedrohe im Jemen Millionen von Menschen, die bereits die "schlimmste humanitäre Krise der Welt" erlebten.

Teheran hatte bereits am Montag die Vorwürfe zurückgewiesen, hinter dem Raketenangriff zu stecken, und ihn als Reaktion der Huthis auf die "Kriegsverbrechen" Saudi-Arabiens im Jemen bezeichnet. Die schiitische Regionalmacht und das wahhabitische Königreich stehen nicht nur im Jemen, sondern auch im Irak, in Syrien und dem Libanon auf entgegengesetzten Seiten.

Die Eskalation im Konflikt mit dem Iran fällt mit einer beispiellosen Welle von Festnahmen hochrangiger Politiker und Geschäftsleute in Saudi-Arabien zusammen. Auf Anweisung des Kronprinzen wurden am Wochenende einige der reichsten und mächtigsten Männer des Landes unter Korruptionsverdacht festgenommen.

US-Präsident Donald Trump stellte sich derweil demonstrativ hinter das harte Vorgehen des Thronfolgers gegen potenzielle Rivalen im Inland. Er habe "großes Vertrauen" in König Salman und Kronprinz Mohammed bin Salman, teilte Trump mit.