Rezept gegen Ärztemangel

Ausbildungspakt zwischen Niedergelassenen und Klinikum soll die Region für Nachwuchsmediziner attraktiver machen

26.08.2013 | Stand 02.12.2020, 23:44 Uhr

Ingolstadt (rl) Ärztemangel! In ländlichen Gebieten ist er längst an der Tagesordnung, doch auch in Ingolstadt gibt die Situation Anlass zur Sorge. Denn mehr und mehr Mediziner gehen in Ruhestand. Ihre Nachfolge ist oft ungeklärt.

Laut Siegfried Jedamzik, Vorsitzender des Ärztenetzes GOIN, werden deshalb in den nächsten ein bis zwei Jahren in Ingolstadt acht Kassensitze frei. Finden sich keine Nachfolger, müssen die Praxen schließen. Um dem Medizinermangel vorzubeugen, geht GOIN deshalb zusammen mit dem Ingolstädter Klinikum einen neuen Weg. Ein Ausbildungspakt zwischen niedergelassenen Ärzten und dem Klinikum soll die Region für Nachwuchsärzte attraktiver machen. Klinikum-Geschäftsführer Heribert Fastenmeier und GOIN-Chef Siegfried Jedamzik haben einen entsprechenden Kooperationsvertrag unterzeichnet.
 
Junge Ärzte können ab September ihre Facharztausbildung sowohl im Klinikum als auch in mehreren niedergelassenen Praxen absolvieren. Der Vorteil: Sie lernen beide Seiten der ärztlichen Versorgung kennen: die Medizin eines modernen Schwerpunktkrankenhauses, aber auch die Arbeitsweise in Arztpraxen. 
 
„Wir lassen den Ärzten im Prinzip alle Möglichkeiten offen, die die Weiterbildungsordnung hergibt“, sagt Jedamzik. Der Allgemeinmediziner ist Vorsitzender des Ärztenetzes GOIN und vertritt auch die regionale Medizinplattform GPI (Gesundheitspartner IngolStadtLandPlus). „Wir sind optimistisch, dass das Angebot eine Sogwirkung haben wird und wir als Region dadurch noch attraktiver für junge Mediziner werden.“ Im Wettbewerb mit den umliegenden Metropolregionen rund um München, Nürnberg, Augsburg und Regensburg müsse die Region 10 weiter an ihrer Attraktivität arbeiten, heißt es in einer Presseerklärung des Klinikums. „Und zwar gemeinsam“, betont Klinikum-Geschäftsführer Heribert Fastenmeier.
 
So ist das Klinikum zwar momentan das einzige Krankenhaus, das an dem Pakt teilnimmt, doch eine Erweiterung der Zusammenarbeit ist erwünscht. Fastenmeier und Jedamzik rechnen damit, dass sich weitere regionale Kliniken anschließen werden – und ebenso weitere niedergelassene Arztpraxen. Gegenwärtig sind 14 Praxen an dem Projekt beteiligt. Doch im September soll die Zahl schon auf rund 20 ansteigen. Für die teilnehmenden Nachwuchsärzte bedeutet dies mehr Auswahl. Sie können selbst im Rahmen der Vorgaben der Weiterbildungsordnung frei entscheiden, welche Teile ihrer Ausbildung sie wo absolvieren. 
 
Es habe im Vorfeld Befürchtungen gegeben, dass das Klinikum zu massiv auftreten könnte. Doch man müsse weiter zusammenwachsen und zusammenhalten, um für den Wettbewerb der Regionen gerüstet zu sein, sind sich Fastenmeier und Jedamzik einig. Der Ausbildungspakt sei ein Schritt dazu.