Pöttmes
Rettung fürs Moor

Pöttmes setzt wesentlichen Impuls zum Erhalt der Schornerröste – Auch Ehekirchener Gebiet betroffen

26.07.2017 | Stand 02.12.2020, 17:44 Uhr
Moore wie das Donaumoos können sechsmal so viel Kohlenstoffdioxid binden wie Wälder. Ein Teil des Donaumooses ist bereits endgültig verloren. Flächen rund um Schorn und Walda sind aber noch relativ intakt. Eine extensive Beweidung kann einen Beitrag zum Erhalt des Moorkörpers leisten, wie hier durch die Wisente am Haus im Moos in Kleinhohenried. −Foto: Frank

Pöttmes (DK) Wenn im Donaumoos das Moor geschont und die CO2-Freisetzung reduziert wird, darf sich das zuallererst Pöttmes auf die Fahnen schreiben. Denn seit Dienstag ist der Stein ins Rollen gekommen, der mit der Machbarkeitsstudie zum Klimaschutzprojekt Schornerröste angeschoben wurde.

Der Geschäftsführer des Zweckverbands Donaumoos, Willi Riß, brachte es so auf den Punkt: „Pöttmes ist als Randgemeinde seinerzeit freiwillig dem Zweckverband beigetreten und setzt heute einen wesentlichen Impuls.“ Vor allem Landwirte haben allerdings schon im Vorfeld Bedenken angemeldet, die aber die Verantwortlichen samt und sonders zu zerstreuen suchten: Alle Maßnahmen finden nur auf freiwilliger Basis statt.

Das Donaumoos im Dreieck der Städte Schrobenhausen, Neuburg und Ingolstadt umfasst 180 Quadratkilometer Moorfläche – wobei 60 Quadratkilometer bereits endgültig verloren sind. In den Jahren 1790 bis 1793 wurde es systematisch durch den Bau von fast 500 Kilometern Kanälen entwässert, um es zu besiedeln und zu bewirtschaften. Heute leben 14 000 Menschen im Donaumoos.

„Pöttmes setzt heute einen wesentlichen Impuls.“

Geschäftsführer Willi Riß

 

Ursprünglich sorgte der Sauerstoffmangel im Moorboden dafür, dass sich die organische Masse nicht zersetzt und deshalb Kohlenstoffdioxid bindet. Doch die Entwässerung hat Folgen: Das Moor verliert Substanz, sackt ab, die oberste Schicht vererdet, wird feinkörnig und vom Wind fortgetragen. Den Rest hat der Torfabbau erledigt. Im Durchschnitt sind drei Meter Moorschicht auf der gesamten Fläche verschwunden. Dabei binden die noch intakten Moore soviel CO2 – sechsmal mehr als Wälder –, dass ihr Erhalt unbedingt notwendig ist, um die deutschen und internationalen Klimaziele noch zu erreichen. Verschwindet das Moor, wird das enthaltene CO2 freigesetzt.

Sogenannte Moormächtigkeiten, also viel intaktes Moor, gibt es rund um dden Pöttmeser Ortsteil Schorn und Walda bei Ehekirchen. Davon werden derzeit rund 75 Prozent als Grünland und 19 Prozent als Ackerland genutzt. Nun soll unter Federführung des Zweckverbands ein Arbeitskreis gebildet werden, der alle Interessenvertreter an einen Tisch bringt: Landwirtschaft, Wasserwirtschaft und Gemeinden. Dann wird man anfangen, mit Grundstücksbesitzern zu sprechen. Außerdem soll es im Herbst eine erste Infoveranstaltung geben.

Der Pöttmeser Xaver Tyroller berichtete von einem Landwirt, der ihn angesprochen habe. Er besitzt 30 Hektar Fläche im Moos und müsse davon leben. Nach dem Motto „Alles kann, nichts muss“, erklärte Geschäftsführer Willi Riß noch einmal, dass eine „nasse Enteignung“ keinesfalls zur Diskussion stehe.

Nur wer überzeugt werden kann und mitmachen will, ist am Ende mit von der Partie. Abgesehen davon, werde es sich um einen sehr langen Prozess handeln, erläuterte Bürgermeister Franz Schindele. Umgekehrt haben viele Beteiligte – immerhin zwei Landkreise und zwei Regierungsbezirke – ihre uneingeschränkte Unterstützung bereits deutlich gemacht. Projektbetreuer Michael Hafner ist zuversichtlich, dass mit verschiedenen Einzelmaßnahmen viel bewirkt werden kann. Davon ist auch Richard Schöttner überzeugt, der für die Regierung von Schwaben ein vergleichbares Projekt im Dattenhauser Ried in der Schwäbischen Alb betreut hat. Wenn er diesem Besuche abstatte, „bekomme ich jedes Mal wieder die Hoffnung, dass wirklich etwas bewegt werden kann.“ Zuletzt wurde in einem der dortigen Feuchtgebiete auf die extensive Beweidung mit einer speziellen Rinderrasse umgestellt. Und siehe da: „Auch der Landwirt ist zufrieden.“

Die Betroffenen und die Kommunen müssen das nicht alleine schultern: Der Freistaat Bayern fördert Klimaschutz im Moor mit bis zu 90 Prozent. Die besagte Fläche in der Schornerröste, die nördlich von Pöttmes liegt, gehört in Teilen zur Gemeinde Ehekirchen. Dort wird das Projekt nächste Woche im Gemeinderat besprochen.