Neuburg
Retter feiern gemeinsam

Erster Familientag der Neuburger Blaulichtorganisationen: Helfer fordern mehr Unterstützung

01.07.2018 | Stand 23.09.2023, 3:36 Uhr
  −Foto: Fotos: Janda

Neuburg (DK) Sie kennen sich oft nur von Übungen oder Einsätzen. Gestern haben die Mitglieder der Neuburger Hilfsorganisationen allerdings gemeinsam gefeiert. Beim ersten Familientag ging es vor allem ums gegenseitige Kennenlernen. Gleichzeitig wurde dabei die Forderung nach mehr Unterstützung laut.

Im Ernstfall müssen sie alle Höchstleistung bringen. Zeit für ein lockeres Gespräch bleibt da nicht. Geschweige denn zum Kennenlernen. "Doch wenn man sich kennt, geht man am Einsatzort ganz anders miteinander um", weiß Manuel Bauer, der seit gut sechs Jahren in der Neuburger Polizeiinspektion arbeitet. Aus diesem Grund hat der Beamte, der zugleich Kreisvorsitzender der Gewerkschaft der Polizei ist, erstmals einen Familientag für die unterschiedlichen Blaulichtorganisationen organisiert.

Unter anderem die Neuburger Feuerwehr und die Bergwacht aus Eichstätt waren mit Fahrzeugen dabei; Technisches Hilfswerk und Rotes Kreuz hatten wegen einer Übung abgesagt, dennoch kamen zahlreiche Mitglieder zu der Feier. Als Hingucker erwies sich dabei neben dem roten Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeug 20/16 der Feuerwehr vor allem ein Hubschrauber, den die Eichstätter Bereitschaftspolizei zur Verfügung gestellt hatte. Flugtüchtig ist der Simulator zwar nicht mehr, dennoch wollten zahlreiche Kinder in der Maschine Platz nehmen. Auch zwei Hüpfburgen, eine davon in Form eines Feuerwehrautos, waren rasch dicht umlagert.

"Es ist schön, dass sich die Helfer mal in so einem angenehmen Umfeld treffen können", erklärte die Dritte Landrätin Sabine Schneider (SPD), nachdem sie selbst mit Neuburgs Vize-Bürgermeister Rüdiger Vogt (CSU) die Sitze im Helikopter ausprobiert hatte. Eine derartige Feier fördert ihrer Meinung nach auch das gegenseitige Vertrauen und den Teamgeist der Einsatzkräfte. Das sieht auch Vogt so, der an die Suche nach einem Vermissten am Wochenende zuvor erinnerte. Dabei sei zu sehen gewesen, welch großes Engagement die Helfer immer wieder an den Tag legen. "Daher ist es auch mal wichtig, dass sich die Leute privat kennenlernen", fand er.

Möglichkeit dazu hatten die Einsatzkräfte und ihre Familie den ganzen Tag über auf dem Areal an der Donau. Während sich der Nachwuchs in den Hüpfburgen austobte oder von den fleißigen Frauen des Kindergartens St. Peter schminken ließ, entwickelten sich an den Tischen rasch Gespräche über das Ehrenamt - umrahmt von den Blasmusikern aus Unterstall. Auch die Fahrzeuge stießen auf großes Interesse. Bei der Feuerwehr mussten Kommandant Markus Rieß und seine Leute - ebenso wie die Kollegen von der Bergwacht - immer wieder die Ausrüstung erklären und vorführen. "Vielleicht lässt sich auf diese Weise auch der eine oder andere für unsere Arbeit begeistern", so Rieß. Nebenan durften die Besucher sogar einen seltenen Blick in einen Streifenwagen werfen - samt der Ausstattung im Kofferraum. Vor allem Helm und Schutzweste probierten die Gäste bereitwillig aus, auch wenn viele das Gewicht der Schutzausrüstung doch etwas überraschte.

Am Nachmittag schaute neben Polizeichef Norbert Bachmaier auch Peter Schall, Landesvorsitzender der Gewerkschaft der Polizei, vorbei. Von der Bereitschaftspolizei aus Eichstätt kam ebenfalls Besuch, obwohl die Einsatzkräfte dort mit dem Altstadtfest und dem Fußballspiel des VfB Eichstätt gegen den 1. FC Köln wahrlich genug Arbeit hatten. Organisator Manuel Bauer nutzte das Sommerfest auch dazu, um auf die schwierige Personalsituation in der Neuburger Dienststelle aufmerksam zu machen. "Wir sind nach wie vor chronisch unterbesetzt und bräuchten 20 Leute, um unserem Auftrag gerecht zu werden", so der Kreisvorsitzende der Gewerkschaft. Eine Forderung, die unter anderem bei Sabine Schneider und Rüdiger Vogt Gehör fand. Beide Kommunalpolitiker wünschen sich neben der notwendigen Personaldecke auch ein Umdenken innerhalb der Gesellschaft. "Wir brauchen dringend mehr Respekt für unsere Einsatzkräfte", so Schneider, die eine fatale Verschiebung der Wertevorstellung in Deutschland erkannt hat.

Stadt und Landkreis wissen nach den Worten der beiden Politiker, was sie an den Rettungsorganisationen haben. Das zeige sich ihren Worten zufolge nicht nur bei regelmäßigen Ehrungen für die Ehrenamtlichen, sondern auch beim anstehenden Ehrenamtsabend beim Neuburger Volksfest.

Stefan Janda