„Respekt und Menschlichkeit“

30.08.2016 | Stand 02.12.2020, 19:22 Uhr
Rund 350 Frauen und Männer haben gestern Abend an der Kundgebung für Frauenrechte und Menschenrechte am Herzogsteg teilgenommen und hörten dabei auch dem 21-jährigen Syrer Abdul Karim Rehabi zu. Er wehrte sich gegen Vorverurteilungen und Pauschalisierung: „Wir sind alle Menschen“. Auch er verurteile Gewalt gegen Frauen aufs Schärfste. −Foto: Chloupek

Eichstätt (EK) „Ein Nein ist ein Nein!“ Dass sexuelle Gewalt unter keinen Umständen zu dulden ist, daran ließ auch die Kundgebung gestern keinen Zweifel. Allerdings gab es am dritten Dienstagabend in Folge am Herzogsteg eine deutliche Ansage gegen Pauschalisierung und für Menschenrechte.

Diese Kundgebung, zu der etwa 350 Menschen gekommen waren, hatte nun Robin Baumgartner in Vertretung einer Initiativgruppe aus Bürgerinnen und Bürgern, Studierenden und Geflüchteten angemeldet und moderiert. Sie bezog sich unmittelbar auf die beiden Kundgebungen der vorangegangenen Dienstagabenden, wo die Eichstätterin Heidi Strobl zum einen eine Solidaritätskundgebung für das Opfer einer Vergewaltigung am Altmühlweg ausgerufen hatte und für die Stärkung der Frauenrechte eingetreten war, dann allerdings angesichts der vermeintlich zunehmenden Angst, die eine Frau nun in Eichstätt haben müsse, pauschal arabische junge Männer als potenzielle Täter beschrieben hatte (wir berichteten).

Um zu verhindern, dass die Stimmung gegenüber Fremden in Eichstätt von Neugier und Freundlichkeit nun zu Vorsicht und Vorurteil zu kippen drohe, sei es wichtig, miteinander in Kontakt zu sein, erklärte Robin Baumgärtner. So war auch die Rednerliste aufgestellt, in der sich die kompromisslose Verurteilung von sexueller Gewalt gegen Frauen ebenso bei allen Rednerinnen und Rednern wiederfand wie der Appell gegen eine Pauschalisierung und für ein gegenseitiges Kennenlernen: „Respekt und Menschlichkeit“.

Traudl Haury, seit über 30 Jahren Friedensaktivistin, erklärte die Hintergründe und Ursachen von Flucht und Vertreibung inklusive der Waffenexporte Deutschlands. Für ihren Dank an alle Einheimischen, die Flüchtlingen helfen, bekam sie ebenso großen Applaus von den Teilnehmern wie für ihren Aufruf: „Grenzen wir uns nicht gegenseitig aus, begegnen wir uns mit Sympathie und Verständnis.“

Der 21-jährige Syrer Abdul Karim Rehabi dankte für diese Möglichkeit, Stellung nehmen zu können. Diese Vergewaltigung sei ein schreckliches Verbrechen, das niemand gut heiße. Er bat darum, „nicht generell uns Flüchtlinge alle zu verurteilen für das, was diese Männer getan haben“. Die meisten Menschen in Deutschland, in Syrien und auf der Welt wünschten sich Frieden. „Wenn sich alle Menschen gegenseitig respektieren, dann gibt es Frieden auf der ganzen Welt.“

Rana Al Halabi und Zouhur Alhmad Al Ismael, zwei Frauen aus Syrien, erklärten, sie seien sehr traurig darüber, dass ihre Männer nun pauschal in Generalverdacht stünden. Auch in ihrem Land und in ihrer Religion sei Vergewaltigung ein schlimmes Verbrechen. Um Vorurteile abzubauen, sei Dialog wichtig.

Deborah Foth, Laura Cau und Clara Ramos da Silva Stiefel betonten ebenfalls: Die Vergewaltigung sei aufs Schärfste zu verurteilen und Angst vor sexueller Gewalt müsse immer Ernst genommen werden. „Aber wir wehren uns vehement gegen die Instrumentalisierung von Angst zur Förderung von Pauschalisierung und Vorurteilen.“ Im Polizeibericht sei lediglich von einem „ausländischen Akzent“ die Rede – da kämen über 100 Nationen in Frage; der Täter ist noch unbekannt. „Es darf nicht passieren, dass deswegen jetzt pauschal alle arabischen Männern angefeindet werden.“ Man könne nicht für Frauenrechte eintreten und gleichzeitig Diskriminierung fördern.

Angst vor Fremden dürfe nicht zu Ausgrenzung führen und könne gelindert werden, wenn man die Menschen kennenlerne. „Da wo sich jeder kennt, da fühlt man sich wohl und sicher“, sagten die drei jungen Frauen und riefen unter dem Beifall des Publikums zu gemeinsamer Begegnung von Einheimischen und Fremden auf. „Wir können vielleicht nicht die ganze Welt retten, aber hier in Eichstätt haben wir die Möglichkeit, unsere Welt freundlicher und gerechter zu gestalten.“