Für
Requisite auf vier Rädern

Wie das eigene Auto zum Filmstar wird

02.01.2014 | Stand 02.12.2020, 23:15 Uhr

Für viele Film- und Werbeaufnahmen zählt das Auto zur rollenden Requisite. Ob lediglich als Kulisse am Straßenrand oder gleich als Hauptdarsteller in einem Roadmovie – das passende Fahrzeug wird von Produktionsfirmen oft händeringend gesucht. Einige Unternehmen haben sich deshalb auf das Beschaffen und Vermitteln von speziellen Autos für Film, Fernsehen und Werbung spezialisiert.

Zwar kann jeder Fahrzeugbesitzer sein geliebtes Blech auch selbst Requisiteuren, Filmausstattern und Agenturen anbieten. Doch das ist eher mühsam und selten von Erfolg gekrönt.

Praktischer und einfacher ist eine Zusammenarbeit mit Vermittlungsportalen wie Rampenlicht-berlin.de, Film-autos.com, Filmauto.de oder Spielmobil.tv. Von den Agenturen werden jedoch eher außergewöhnliche Fahrzeuge gesucht. Dazu zählen Young- und Oldtimer, US-Fahrzeuge sowie Militär- und Einsatzautos. Einige Requisitenunternehmen vermitteln auch Motorräder, Flugzeuge und Boote. Gewöhnliche Gebrauchtfahrzeuge haben dagegen weniger Chancen: Diese kaufen die Produktionsgesellschaften oder Vermittler in der Regel selbst. Rampenlicht Berlin hat sich auf US-Classic-Cars, Youngtimer und Oldtimer spezialisiert. Die Fahrzeuge werden für Werbeaufnahmen und Filme vermittelt.

Die Leihgebühr für die Autos liegt zwischen einem zweistelligen Betrag für kurze Fotoaufnahmen bis zu mehreren hundert Euro pro Drehtag. „Als Fahrzeugbesitzer sollte man aber nicht erwarten, mit der Vermietung reich zu werden“, sagt Ursula Narr von Rampenlicht Berlin. Vielmehr sollten Besitzer den Ausflug ins Filmgeschäft als einen kleinen Nebenverdienst ansehen. Der Betrag ist meist verhandelbar, es gibt aber auch Grenzen: „Viele Fahrzeugtypen, auch wenn es besondere Oldtimer sind, sind austauschbar. Falls der Preis zu hoch ist, wird dann ein anderes vergleichbares Fahrzeug gesucht“, sagt Ursula Narr.

Werbeaufnahmen von Unternehmen seien meist lukrativer als Kurzfilme von Low-Budget-Produktionen. Bei der Agentur Spielmobil in Hamburg können Interessierte ihre Fahrzeuge ebenfalls kostenlos in einer Datenbank eintragen lassen. Inhaber Jan Trommer ist spezialisiert auf deutsche Serien wie die norddeutschen Tatorte, Polizeiruf oder Großstadtrevier. Dafür benötigt er immer mal wieder auch normale Alltagsautos. Rund 130 Fahrzeuge hat er zwar in seinem eigenen Bestand, bei speziellen Anfragen greift er aber auf seine Datenbank zurück. Eine der vermutlich größten Sammlungen an vermietbaren Oldtimern bietet die Internetplattform Film-autos.com. Aktuell sind dort mehr als 3000 Fahrzeuge unterschiedlicher Epochen, Modelle, Farben und Ausstattungen registriert.

Das älteste Fahrzeug ist ein Ford Quadricycle von 1896. „Unsere Fahrzeuge können die Realität einzelner Jahrzehnte perfekt nachbilden“, sagt Inhaber Wilko Müller. Er richtet sein Angebot an Produktions- und Eventfirmen sowie Filmausstatter, Fotografen, die zeitgenössische Fahrzeuge für ihre Projekte brauchen. Die Registrierung in der Datenbank ist kostenlos. Der Halter beschreibt sein Fahrzeug in einem Onlineformular, lädt einige Fotos hoch und gibt seine Preisvorstellung für eine Tagesmiete ab. Nach Prüfung des Autos bekommt er eine Preiseinstufung zugeschickt. Je nach Fahrzeug, Zustand und Verfügbarkeit liegen die gezahlten Mietpreise zwischen 200 und 800 Euro.

Für die Vermittlung erhält das Unternehmen zehn Prozent des Mietpreises plus Mehrwertsteuer. Findet das eigene Auto einen Interessenten, müssen die Bedingungen für den Einsatz am Dreh geklärt werden: Wann, wo und zu welchen Konditionen wird das Auto genutzt? Selten ist der Drehort am Standort des Autos. Ob sich die Fahrt lohnt, muss der Besitzer entscheiden. Kurze Strecken zahlt der Halter oft selbst. Ist der Weg zum Set weiter, kann das Auto transportiert werden. Die Kosten übernehmen in der Regel die Filmfirmen – das sollte vorher in den jeweiligen Vertragsbedingungen nachgelesen werden. Autobesitzer mit Film-Ambitionen sollten sich vor Drehbeginn auch über eine spezielle Drehortversicherung informieren, rät der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV).

Denn bei einer allgemeinen Vollkaskoversicherung seien nicht unbedingt Filmschäden versichert, die am Set passieren können. Dazu zählen unter anderem Lackschäden, Kratzer oder Dellen, die durch am Auto befestigte Kameras oder den Dreh selbst verursacht werden können.

Die Drehortversicherung sollte unbedingt vor dem Einsatz bescheinigt werden, damit gegenüber dem Halter für das Fahrzeug ein ausreichender Versicherungsschutz ohne Selbstbeteiligung besteht. Auch mögliche Burnouts oder Drift-szenen sollten vorher mit der Produktionsfirma geklärt werden: Das Durchdrehen der Reifen geht stark zulasten des Gummis – und des Geldbeutels.

Zu den schriftlich fixierten Mietbedingungen der Anbieter zählt auch, ob ein Schauspieler mit dem Auto fahren darf oder nicht. Besonders beliebt bei Filmdrehs sind Fahrzeuge mit Schiebedach und Automatikgetriebe: Zum einen fällt mehr Licht in den Innenraum, was den Fahrer besser beleuchtet. Zum anderen wird der Schauspieler nicht durch lästiges Schalten von seiner eigentlichen Aufgabe abgelenkt. tmn