Gaimersheim
Rentner bietet Zuarbeit gegen Zimmer in Gaimersheim

Über Bürgergesellschaft sucht Dieter Dudek eine Wohngelegenheit im Tausch gegen Hilfe im Alltag

13.09.2021 | Stand 23.09.2023, 20:47 Uhr
Hilfe im Alltag - zum Beispiel beim Einkaufen wie auf diesem Symbolbild - bietet Dieter Dudek im Tausch gegen eine Wohngelegenheit an. −Foto: Stephan (Archiv)

Gaimersheim - Dieter Dudek sucht jemanden, der Hilfe im Haus oder im Garten benötigt und dafür eine Wohnmöglichkeit bietet. Die Gaimersheimer Bürgergesellschaft unterstützt den 63-Jährigen aus Enzendorf im Nürnberger Land bei den notwendigen Formalitäten.

Er wäscht und kocht selbst, trinkt keinen Alkohol und raucht nicht: Dieter Dudek sieht sich als "den perfekten Hausmann", wie er selbst sagt. Ein "idealer Mieter" sei er noch dazu. Diese Eigenschaften sollen ihm helfen, rund um Gaimersheim eine Wohnpartnerschaft zu finden.

Der ehemalige Alleinverdiener am Bau geriet nach seiner Scheidung 2007 - aus der Ehe waren drei Söhne hervorgegangen - und dem daraus folgenden Versorgungsausgleich durch die Schmälerung der Rente in finanzielle Probleme. "Ich erhalte 759 Euro Rente", berichtet der 63-Jährige. "Damit komme ich nur einigermaßen über die Runden." Schließlich wuchs die Idee, aus der Not eine Tugend zu machen: "Ich bin so eingestellt, dass ich gerne helfe", betont Dudek. "Gerade in der heutigen Zeit, in der die Bevölkerung überaltert, aber trotzdem daheim bleiben will, gibt es viele Senioren, die Hilfe im Alltag benötigen." Diese bietet der 63-Jährige im "Tausch" gegen eine Wohnmöglichkeit an. Eine Situation, in der beide Seiten gewinnen können.

Im Zuge seiner psychologischen Behandlung erhielt Dudek den Kontakt zur Gaimersheimer Bürgergesellschaft. Diese vermittelt Wohnpartnerschaften unter dem Motto "Wohnen für Hilfe" (siehe unten). Gegen einen Umzug nach Oberbayern hat Dudek nichts einzuwenden: "Ich will einen Tapetenwechsel, denn ich lebe seit 63 Jahren im selben Eck." Deshalb sucht der Rentner in der Marktgemeinde Gaimersheim oder drum herum jemanden, der - eventuell nach einer Testphase - eine solche Wohnpartnerschaft eingehen möchte. Für eine Wohngelegenheit bietet er durchaus tatkräftige Unterstützung im Alltag: "Ich mache alles von putzen bis Hecke schneiden."

Dudek ist froh, dass die Bürgergesellschaft ihn dabei unterstützt - allein, um eine schriftliche Rückversicherung zu haben. "Ich verstehe, dass viele da auch erst einmal skeptisch sein werden, mich ins Haus zu lassen", sagt er. Ihm selbst ist es sehr wichtig, dass es zwischenmenschlich passt. "Man muss sich sympathisch sein", hofft Dudek. "Ich meinerseits bin ein offener Mensch, mit dem man sehr gut reden kann." Unabdingbar sei es, ehrlich zueinander zu sein. "Dann wäre es ideal, wenn sich da etwas ergeben würde."

WOHNEN FÜR HILFE

Das Konzept "Wohnen für Hilfe" der Bürgergesellschaft Gaimersheim sieht vor, Kaltmiete mit Arbeitsstunden statt mit Geld zu bezahlen. Die Faustregel: pro Quadratmeter Wohnfläche eine Stunde Hilfe pro Monat. "Das ist natürlich verhandelbar", sagt Vorsitzender Otto Hauf. Welche Hilfeleistungen erbracht werden, wird bei der Wohnpartnerschaft nach den Anforderungen des Eigentümers und der Bereitschaft des Wohnungsnehmers individuell vereinbart. Hierfür wird ein Wohnpartnerschaftsvertrag geschlossen.

Diesen Schritt begleitet die Bürgergesellschaft beratend. Hauf stellt in Aussicht, die ersten Treffen beider Parteien kostenlos zu moderieren. "Wir sind dabei behilflich, wenn es gewünscht ist", bietet Hauf an. Eine wichtige Empfehlung, denn: "Es ist eine Vertrauenssache, einen fremden Menschen ins Haus zu lassen", weiß er. Hauf schlägt deshalb vor, einen Probemonat oder wenigstens ein paar Probetage einzuplanen.

DK

Tanja Stephan