Remis würde die Weihnachtsstimmung vermiesen

18.12.2009 | Stand 03.12.2020, 4:24 Uhr

München (DK) So schnell kann sich der Wind drehen. Vor Wochen noch hätten die Bayern-Verantwortlichen, Spieler und Fans die Winterpause herbeigesehnt wie gestresste Arbeitnehmer den Jahresurlaub. Nun aber würden sie am liebsten weiterarbeiten, durchackern bis Januar, ganz ohne Pause.

"Schade, dass ausgerechnet jetzt die Winterpause beginnt und wir aus unserem Lauf herausgerissen werden", sagte Mario Gomez. Auch Ivica Olic, sein Sturmpartner, mit dem er so wunderbar harmonierte in den letzten Wochen als der Erfolg zurückkam, meinte: "Normalerweise freue ich mich immer auf meinen Urlaub mit meiner Familie. Diesmal schon auch, aber ich würde gerne noch ein bisschen weitermachen und Punkte sammeln."

Vier Siege hatten sie angestrebt aus den letzten vier Bundesligapartien, die beiden Erfolge in der Champions League gegen Haifa (1:0) und das glamouröse 4:1 bei Juventus Turin gar nicht mit eingerechnet – drei Spiele haben sie schon gewonnen. Nach der Wende, nach der Jahreshauptversammlung am 27. November ging die Siegesserie los. Als da waren: Das 3:0 in Hannover, das 2:1 gegen Gladbach, zuletzt das 5:1 in Bochum. Im Verein ist man der Meinung, dass die positive Stimmung auf der Mitgliederversammlung vor drei Wochen ausschlaggebend war für den Turnaround.
 
Ein Stimmungsumschwung im tristen November, durchgeführt durch ein Sturmpärchen, das der Münchner Boulevard nun "Golic" getauft hat, die Herren Olic und Gomez. Bei jedem der letzten fünf Siege in Serie hat mindestens einer der beiden getroffen. "Wir verstehen uns sehr gut, kommen beide über die Dynamik, über die Schnelligkeit", sagte Gomez, der seinen kroatischen Sturmpartner "einen guten Typen nennt, der manchmal neben einem steht und wie ein Verrückter hechelt. Im nächsten Moment aber plötzlich 40 Meter weiter ganz woanders steht." Schnell wie der Wind eben.

"Es wäre wichtig, mit einem Sieg in den Urlaub zu gehen", erklärte Trainer Louis van Gaal am Freitag. Ein Punktverlust ausgerechnet gegen den Tabellenletzten, der bisher nur ein Spiel überhaupt in der Liga seit August gewonnen hat, würde allen Beteiligten beim FC Bayern sicherlich deutlich die Weihnachtsstimmung vermiesen. "Wir brauchen die drei Punkte", forderte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge. Ganze sechs Punkte haben die Berliner in den bisherigen 16 Spielen der Hinrunde gesammelt und seit dem ersten Spieltag nicht mehr gewonnen. Der letzte Sieg in München liegt sogar schon 32 Jahre zurück. Noch eine weitere Statistik, die für die Bayern spricht: In den letzten drei Heimspielen gegen Hertha erzielten die Bayern immer vier Tore. Dennoch warnte Rummenigge die Mannschaft davor, "den Tabellenletzten zu unterschätzen. Das ist oftmals fatal geendet."

Die Bayern wollen einen Betriebsunfall so kurz vor Weihnachten vermeiden, die ganze Konzentration gilt dem letzten Spiel des Jahres, danach folgt der Weihnachtsurlaub bis zum 3. Januar. Kapitän Mark van Bommel ist schon etwas länger in den Ferien, er hatte sich in Bochum die fünfte Gelbe Karte abgeholt. Für Holländer wird gegen Berlin der Ukrainer Anatolij Timoschtschuk auf der zentralen Position vor der Abwehr spielen, ansonsten wird es wohl keine Veränderung in der Startelf geben.

Ein frohes Fest soll das letzte Heimspiel des Jahres werden – nicht nur durch die drei Punkte. Für die 69 000 Zuschauer gibt es am Samstag Lebkuchen, Hoeneßsche Bratwürstl und Glühwein. Freilich gratis, und das ist ganz und gar eine feine Geste.