München
Rekordkulisse soll beflügeln

1860 München erwartet im Abstiegskampf gegen den 1. FC Nürnberg rund 60 000 Zuschauer

15.05.2015 | Stand 02.12.2020, 21:18 Uhr

München (DK) Mehr als 60 000 Fans bei einer Zweitligapartie, ein 155. Geburtstag und jede Menge Emotionen. Das erste Abstiegsendspiel der Löwen gegen Nürnberg wird, sagt Geschäftsführer Markus Rejek, „eines der wichtigsten Spiele in der Geschichte des TSV 1860 München“.

Es ist der ganz normale Löwen-Wahnsinn: Obwohl der Traditionsverein just an dem Tag seines 155. Geburtstages (genau 1860 Monate) nicht wie geplant um den Bundesliga-Aufstieg, sondern um die Existenz in der Zweiten Liga kämpft, wird die Unterstützung durch die Fans so groß sein wie lange nicht. „Sechzigtausend für Sechzig“, lautet das Motto, unter dem die Münchner Fans für das Derby gegen den Club mobilisieren. „Einmal Löwe, immer Löwe“ wird es durch die ungeliebte Arena, die so voll sein wird wie zuletzt beim Pokalspiel gegen Dortmund im September 2013, schallen. Auch wenn schon am Sonntag ein „Worst-Case-Szenario“ für die Sechziger droht.

Verliert der TSV bei gleichzeitigen Siegen der Konkurrenz, wäre er tatsächlich schon am vorletzten Spieltag in die Drittklassigkeit abgestürzt. Ein Schreckensszenario für den ambitionierten Verein, der eigentlich so schnell wie möglich in die Bundesliga zurückkehren wollte. „Das Spiel gegen Nürnberg ist deshalb vergleichbar mit einem Pokalfinale. Verlieren wir, sind wir raus“, verdeutlicht Trainer Torsten Fröhling. „Es wird eine riesige Herausforderung. Wir müssen gewinnen, es geht nicht anders.“

Doch selbst bei einem Derbysieg gegen den Club wären die Löwen von der Konkurrenz abhängig. Die Konkurrenten Aue (gegen Kaiserslautern), St. Pauli (gegen Bochum) und Fürth (gegen Darmstadt) stehen mit 34 Punkten nach wie vor einen Zähler vor den Sechzigern. Auch Frankfurt (36) und Sandhausen (38) droht theoretisch noch der Absturz. Mit einer Mischung aus „Lockerheit und Fokussierung“ werde sein Team die Aufgabe angehen, beschreibt Fröhling. Natürlich sei Druck vorhanden. „Wenn wir am Sonntag ins Stadion einlaufen, müssen wir den aber nach ein paar Minuten ausblenden und voll drin sein, damit wir die Zuschauer von Beginn an mit ins Boot nehmen.“ Über die Bedeutung der Partie müsse er sowieso keine Worte mehr verlieren, bekräftigt der 48-Jährige. Und man müsse sich schließlich auch auf die Partie freuen. „Wir dürfen nicht wie die Prügelknaben mit gesenkten Köpfen einmarschieren“, ergänzt Dominik Stahl. Der Defensivabräumer, der trotz eines Außenbandrisses am Sonntag spielen will, beißt die Zähne zusammen. Verteidiger Guillermo Vallori verspricht in seinem vermutlich letzten Heimmatch für die Sechziger sogar einen „Kampf bis aufs Blut“.

Ob es für die Löwen ein Vorteil ist, dass Nürnberg keine reine Kontermannschaft ist, sondern auch selbst den Weg in der Offensive sucht? „Generell tun wir uns gegen spielstarke Mannschaften leichter. Aber die Liga ist so verrückt, da kann man eigentlich keine Prognosen treffen“, meint Stahl. Zumal FCN-Trainer René Weiler mit seiner bestmöglichen Mannschaft in München auflaufen will. Allerdings ohne Jürgen Mössmer (Knie-OP) und Guido Burgstaller (fünfte Gelbe Karte). Offen ist der Einsatz der angeschlagenen Spieler Jan Polak und Sebastian Kerk. „Wir wollen ein positives Resultat holen“, betont Weiler vor dem Derby.

Fröhling hat durch die Rückkehr von Krisztian Simon in der Offensive wieder mehrere Alternativen. Auch Stephan Hain wird wohl im Kader stehen. Dafür fehlt Torjäger Rubin Okotie aufgrund einer Gelbsperre. Wer die nötigen Löwen-Tore schießt, sei letztlich aber sowieso egal. Ein Sieg ist alles, was für die Münchner zählt – im wohl wichtigsten Spiel der jüngeren Vereinsgeschichte. „Dass das Potenzial bei 1860 da ist, wissen wir seit Jahrzehnten“, sagt Fröhling. „Jetzt ist es entscheidend, was wir auf dem Platz abliefern.“