Beilngries
Reisebüros zwischen Sorgen und Hoffnung

Auch die Beilngrieser Reisebüros leiden unter den Auswirkungen der Corona-Pandemie

14.05.2020 | Stand 02.12.2020, 11:21 Uhr
"Die Leute wollen den Urlaub nicht völlig aufgeben": Maximilian Ritz will sich den optimistischen Blick auf die Zukunft nicht gänzlich nehmen lassen. Die aktuelle Situation ist allerdings eine riesige Herausforderung für die Reisebüros. −Foto: Adam

Beilngries - Übers Wochenende zu einem Wellnessurlaub, in den Sommerferien ans Meer und im Herbst vielleicht noch ein paar Tage zum Wandern in die Berge: Was noch vor wenigen Monaten "nur" vom Geldbeutel und der geschickten Planung abhing, war und ist seit spätestens Mitte März nicht mehr möglich.

 

Die Länder, auch Deutschland, hatten wegen der Corona-Pandemie die Grenzen weitestgehend geschlossen. Das soll sich ab diesem Samstag zwar nun ändern, in Richtung Dänemark, Frankreich, Österreich, Luxemburg und der Schweiz sind Schritt für Schritt Erleichterungen bei den Grenzkontrollen vorgesehen. Die weltweite Reisewarnung des Auswärtigen Amtes gilt allerdings weiter - aktuell bis 14. Juni. Touristische Reisen ins Ausland sind damit auch in den kommenden Wochen keine Option. Wie lange das noch so sein wird, ist offen.

Was bei vielen nur ein desinteressiertes Schulterzucken hervorruft oder ein "Habe eh andere Probleme momentan als an Urlaubsreisen zu denken", wird von anderen überaus aufmerksam beobachtet und gewertet. Die Beilngrieser Reisebüros sehen mit unterschiedlich ausgeprägtem Optimismus oder deutlichem Pessimismus in die nahe - und auch ferne - Zukunft.

Unzählige Kundengespräche, viel Arbeit, Stornos, Rückabwicklungen, aber keine Neubuchungen: Maximilian Ritz vom Reisebüro Reiseritz in Beilngries fasst die aktuelle Lage von Reisevermittlern und Urlaubsreisenden mit zwei Worten zusammen: "Unsicherheit überall." Zwar hängt an seinem Schaufenster ein hoffnungsfrohes "Buchungen für 2021 bereits möglich", die Anzahl an Nachfragen sei aber verschwindend gering derzeit. "Die Hauptarbeit ist halt jetzt, die Kunden, die gebucht haben, zu informieren, wie es um ihre Reise steht, sie zu beraten, gegebenenfalls für sie Informationen einzuholen. Auch mal Frust abzufangen, weil viele ja gern fahren würden. Oder Ärger abzubekommen, weil ein Storno in noch fernerer Zukunft derzeit nicht möglich ist", erklärt Ritz. Er hat sogar seine Geschäftsnummer aufs Handy umgeleitet, um nahezu durchgehend für seine Kunden da sein zu können.

 

Bei Reisen, die vom Veranstalter abgesagt werden, hat der Kunde fast immer die Wahl: Geld zurück oder lieber einen Gutschein, der für eine Reise bis Oktober 2021 genutzt werden kann, erklärt Ritz. Michaela Schütz vom Reisebüro Schütz aus Beilngries rät allerdings deutlich zum Gutschein. "Eine Erstattung zieht sich eh über Monate, bei dem derzeitigen Anfall von Stornierungen. Mit dem Gutschein geht man kein Risiko ein, der ist abgesichert und man kann die Entwicklung in Ruhe abwarten. Wobei ich auch da Unterschiede mache, was ich dem Kunden rate, da spielt eine gute Portion Erfahrung bei der Zusammenarbeit mit den Veranstaltern mit." Finanziell sei die Situation ein Desaster. "Wir arbeiten ja sozusagen umsonst, müssen aber Personal und Miete weiter aufbringen", sagt sie. Neubuchungen nimmt Schütz momentan gar nicht an oder rät deutlich ab. "Was sollte ich da empfehlen für Herbst oder auch kommendes Jahr. Niemand weiß, welches Hotel überlebt, welche Airline, welche Bedingungen dann vor Ort in anderen Ländern herrschen werden, ob Angebote wie Sauna oder Bad möglich sein werden. Das ist alles unsicher, da kann ich nichts empfehlen", betont sie kategorisch.

Maximilian Ritz ist da verhalten optimistischer: "Die Leute wollen ja raus, den Urlaub nicht völlig aufgeben, das gehört dazu und ist wichtig. Auch wenn sich vielleicht vieles erst anpassen muss, aber jeder stellt sich ein oder um, will Gäste und weitermachen. Und ich denke, dass die Verhältnisse beispielsweise in Österreich, gerade in den oberen Regionen wie im Salzburger Land, nicht schlechter sein werden als in Deutschland. Auch Reisen innerhalb Deutschlands ist möglich, da gibt es schöne Ziele, die man halt gut auswählen muss."

Wenig Gedanken an Neubuchungen verschwendet Angela Gallus vom Reisebüro Gallus aus Irfersdorf. "Wir haben keine Anfragen und sind auch erst einmal gut beschäftigt mit den vielen Rückabwicklungen für unsere Kunden, die jetzt anfallen", erklärt sie. Die Lage für die Reisebranche sei katastrophal und sie sei sehr froh, dass ihr Mann und sie von der Reisevermittlung nicht hauptberuflich leben müssen. "Ich denke, es wird künftig nicht mehr so viel gereist werden, das alles bleibt doch fest in den Köpfen der Menschen", schätzt sie die Zukunft duster ein.

Dass sich das Reisen verändern wird, dieser Meinung ist auch Maximilian Ritz. Trotzdem ist er sich sicher, dass die Zeit kommen wird, dass die Menschen wieder Vertrauen auch in Fernreisen bekommen. Es werde sich vielleicht vieles anders gestalten, aber: "Das Träumen davon, etwas erleben zu dürfen, das darf nicht aufhören."

DK