Reise in Heikes Jugend

26.03.2008 | Stand 03.12.2020, 6:02 Uhr

Mit Blaulicht nähert sich das Bayerische Polizeimuseum, das Anfang 2009 eröffnen soll. Gestern schauten sich Innenstaatssekretär Jürgen Heike (rechts) und Museumschef Ernst Aichner neue Exponate wie ein Polizeiboot vom Main an, die noch im Reduit Tilly stehen. - Foto: Rössle

Ingolstadt (DK) Sonderbares geht im Reduit Tilly vor sich, wo bis Herbst Stücke aus 60 Jahren bayerischer Polizei zu sehen waren. Die Ausstellung ist geschlossen, es kommen aber Exponate hinzu: Innenstaatssekretär Heike begutachtete diese Versuchsanordnung für das Polizeimuseum, das im Turm Triva entstehen wird.

Für den zweiten Mann an der Spitze des bayerischen Innenministeriums war der Besuch in der Festungsanlage eine Reise in die Jugend, sagte er. Als Rechtsstudent hatte er 1971 ein Praktikum bei der Stadtpolizei in seiner Heimat Neustadt bei Coburg absolviert, die kurz darauf aufgelöst wurde. Das Abzeichen der Dienststelle entdeckte Heike gestern Nachmittag dann in der gut sortierten Schau, die für die Öffentlichkeit derzeit zwar nicht zugänglich ist, aber immer größer wird.

Museumsdirektor Ernst Aichner bastelt derzeit an der richtigen Aufstellung der Exponate, die im Sommer in den Turm Triva wandern sollen. Anfang 2009 möchte er dort das Museum der Bayerischen Polizei eröffnen. "Ein dickes Kompliment für Herrn Aichner", hatte Staatssekretär Heike parat, "für sein großes persönliches Engagement." Eines der Ausstellungsstücke zum Beispiel ist ein alter Hanomag, der einst bei der Feuerwehr in Neuburg im Dienst war. Als er ausgesondert werden sollte, stand Aichner auf der Matte und sicherte ihn sich für 500 Mark: Denn der Hanomag ist eigentlich ein altes Polizeiauto. Noch besser bei einem der Glanzstücke des künftigen Museums: "Eine ganz große Lücke in der Sammlung", so Aichner, schließt das Originalstück Zaun aus Wackersdorf, das er kürzlich von einem Schrottplatz in der Nähe gerettet hat.

Vor dem Zaun hängt eine schusssichere Weste, die auch Heike schon mal 14 Tage zu Testzwecken getragen hat. Der Nach-Nachfolger des Ingolstädters Hermann Regensburger als Innenstaatssekretär wollte hautnah erleben, was die Ausrüstung für die Polizisten bedeutet. "Wir haben ja heute ein Polizeibild, das man sich vor 30 Jahren noch nicht vorstellen konnte." "Ganz hervorragend", findet der Oberfranke deshalb, dass das Museum mit dem Blick von der Gendarmenzeit (Beginn 1813) bis in die heutige Zeit auf den Weg gebracht ist. Wo sich in Ministeriumskreisen – außer Hermann Regensburger – früher niemand für die polizeihistorische Sammlung begeistern konnte, herrscht zudem nun Einigkeit: "Wir unterstützen das im Interesse der Kulturhistorie uneingeschränkt."

Heike hatte sich gestern viel Zeit genommen für den Rundgang mit Aichner, obwohl er sie gar nicht hatte: Sein Boss, Innenminister Joachim Herrmann, ist auf viertägiger USA-Reise, so dass der Staatssekretär Chef im Haus ist.