Ingolstadt
Reinkommen, mitmachen, Spaß haben!

In der Lessing-Grundschule findet jeden Dienstag Taekwondo-Training für Kinder statt

14.10.2019 | Stand 23.09.2023, 8:59 Uhr
Sabine Kaczynski
Medaillen für die kleinen Kämpfer: In der Lessingschulen-Turnhalle können Kinder Taekwondo ausprobieren. Unter den Augen ihrer Eltern konnten sie jetzt schon mal für eine Prüfungssituation üben. Leiterin ist Ntimana Katouroudi (r.). −Foto: Kaczynski

Ingolstadt (DK) Kurz vor 17 Uhr füllt sich am Dienstagnachmittag die Turnhalle der Grundschule an der Lessingstraße mit Kindern, die weiße Taekwondo-Anzüge tragen, einige wenige haben einfach Sportklamotten an.

Sie warten auf Ntimana Katouroudi vom Taekwondo Black Belt Center Ingolstadt, die hier wöchentlich Übungseinheiten für die Kids abhält.

An diesem Tag ist allerdings ein besonderes Training angesagt, denn es findet ein "Probeturnier" statt, das eine Prüfungssituation für den nächsten Gürtel simuliert. Daher dürfen ausnahmsweise auch die Eltern der Kinder dabei sein. "Taekwondo ist eine sehr traditionelle Kampfkunst, die vom Karate kommt. Sie unterscheidet sich durch die sehr hohen Kicks und mehr Dynamik", erzählt die gebürtige Griechin, die selbst schon seit 1989 Taekwondo betreibt und vor einigen Jahren damit begann, den Nachwuchs zu fördern.

Zunächst steht für die Mädchen und Jungs Aufwärmen und Dehnen auf dem Programm. Was sofort auffällt, ist die Stille, die während des Trainings herrscht. Fokussiert und aufmerksam hören die fünf- bis zwölfjährigen Kids Ntimana Katouroudi zu, es wird weder gequatscht noch geblödelt - und das bei zehn quirligen Kindern! "Ich vermittle den Jungen und Mädchen beim Taekwondo Selbstvertrauen und Disziplin, denn egal ob in der Schule, bei der Arbeit oder zu Hause: Disziplin macht unser Leben einfacher. Natürlich darf der Spaß am Sport aber nicht zu kurz kommen", sagt die Ingolstädterin. Das tut er auch nicht. Denn schon werden die Hyongs - das sind festgelegte Bewegungsabläufe - begeistert geübt: "Die Kinder lernen dabei die richtige Koordination und die Technik. Auf Kampfsituationen legen wir dagegen keinen Wert, wir trainieren ausschließlich ohne Körperkontakt", betont die 40-Jährige. "Taekwondo hilft Kindern, ihren Weg im Leben zu finden. Sie lernen bei uns, dass sie alles schaffen können, wenn sie nur dranbleiben. Außerdem werden sie ausgeglichener, Aggression findet man hier nicht. "

Ein weiterer Vorteil der Sportart ist, dass man sie zu Hause üben kann: Mehr als Sportklamotten braucht man nicht, die Hyongs lassen sich auch prima allein trainieren. "In der Gruppe sind wir gleichzeitig Gegner und Partner, die Kids spornen sich gegenseitig an und der Ehrgeiz wird geweckt", beschreibt Ntimana Katouroudi, die auch den gesundheitlichen Aspekt der Bewegungsabläufe hervorhebt. Vor allem Kinder mit Migrationshintergrund aus dem Konradviertel nehmen an den Übungsstunden teil, doch obwohl es ein Angebot des Stadtteils ist, dürfen Kinder aus allen Ingolstädter Quartieren am Training teilnehmen.

"Gerade für die ausländischen Kinder ist das Taekwondo sehr wichtig, denn sie werden dadurch offener und lernen, besser zu kommunizieren. Sport und eine Gruppe, die Spaß macht, sind der beste Weg zur Integration. Die Kids trauen sich etwas zu, auch wenn sie die Sprache noch nicht perfekt beherrschen", erläutert die Trainerin, die selbst unzählige Titel im Taekwondo errungen hat, zuletzt drei Goldmedaillen bei der World Championship TDA in Düsseldorf. Inzwischen absolvieren die Kinder ihr "Probe-Turnier" in kleinen Gruppen und werden von drei Erwachsenen bewertet. Ntimana Katouroudi motiviert, korrigiert und ermuntert die Kids, ihr Bestes zu geben - schließlich warten Medaillen als Belohnung. Im Dezember werden dann im Taekwondo Black Belt Center Ingolstadt die offiziellen Prüfungen beim Großmeister abgelegt.

Besondere Voraussetzungen sind für das Taekwondo-Training in der Lessing-Grundschule übrigens nicht notwendig - Sportkleidung genügt, Schuhe braucht man nicht, denn es wird barfuß trainiert. "Reinkommen, mitmachen, Spaß haben", lautet die Devise der Übungsleiterin, die es sogar gut findet, dass die Kinder über unterschiedliche Leistungsniveaus verfügen: "So ziehen die Besseren die Anfänger mit, die dadurch mehr Ambition zum Üben bekommen", sagt die Trainerin, die sich wünscht, dass noch viel mehr Kids an ihrem Kurs teilnehmen.

Denn der gebürtigen Griechin, die seit ihrem 19. Lebensjahr in Ingolstadt lebt und seit zwei Jahren die Übungseinheiten ehrenamtlich leitet, liegt es sehr am Herzen, ihre Erfahrung an den Nachwuchs weiterzugeben: "Ganz einfach, weil ich Kinder liebe", schmunzelt die 40-Jährige, verteilt die Medaillen und freut sich schon auf die nächste Taekwondo-Stunde.

Sabine Kaczynski