Reichertshausenerin als mongolische Prinzessin

11.05.2007 | Stand 03.12.2020, 6:46 Uhr

Reichertshausen (PK) "Lasst noch Wodka holen, hohohoho, denn wir sind Mongolen, hahahaha. . ." Ein Partyknaller, den auch diejenigen mitsingen können, die damals – Ende der 70er Jahre – noch gar nicht auf der Welt waren. "Dschinghis Khan" ist wieder da, und der wilde Mongolenherrscher präsentiert sich bei seinem Comeback nun mit einer prächtigen Musik-, Tanz und Kostümshow. Mit dabei ist die Reichertshausener Tänzerin Evi Weigand.

Zu sehen ist "Dschinghis Khan" am Sonntagabend um 20.15 Uhr in der ZDF-Show "Willkommen bei Carmen Nebel", und dann wird der eine oder andere vor dem Fernseher sicher mitsingen: "Auf Brüder, lauft Brüder, sauft Brüder. . ." Schon etwas ältere Semester sind die drei noch verbliebenen Originalmitglieder der legendären Musikgruppe: Sie setzen daher mehr auf Gesang und sparsamere Bewegungen, und für die mongolische "action" sorgen nun fünf Musical-Darsteller als "Legacy of Genghis Khan". Evi Weigand, die in der Fantasy-Show für Ohr und Auge die Khan-Tochter Prinzessin Ohla verkörpert – "Ich bin sozusagen Papas intriganter Liebling" – war begeistert von der Reaktion auf die Premierenshows.

Wiederauferstehung feierte Dschinghis Khan sinnigerweise im Osten: Zunächst in der mongolischen Hauptstadt Ulan Bator, danach hielt es rund 20 000 Besucher in der "New Ice Arena" in Sankt Petersburg nicht auf den Sitzen. Evi Weigand: "Die Russen konnten tatsächlich alle Texte mitsingen ("Werft die Gläser an die Wand, Russland ist ein schönes Land. . ."), und zwar auf deutsch".

Eigentlich habe sie immer tanzen wollen – " zu Hause wurde das irgendwie nicht wahrgenommen" – doch nach dem Abitur am Schyrengymnasium studierte Evi Weigand zunächst auf Lehramt. Gleichzeitig begann sie eine intensive tänzerische Ausbildung, in die sie ihre ganze Kraft und Leidenschaft investierte: "Ich habe ja erst sehr spät angefangen". Schließlich musste sie eine Entscheidung treffen, und sie fiel klar für den Tanz aus. Evi Weigand absolvierte eine staatliche Tanzausbildung am Bruckner-Konservatorium in Linz sowie an der Münchener Iwanson-Schule; eine enorme Leistung für eine Spät-Einsteigerin.

Die 27-Jährige bekam vor eineinhalb Jahren ihr Diplom für Bühnentanz; sie ist Tanzpädagogin, ganz nebenbei noch Fitness-Trainerin und bildet ihre Stimme weiter aus. Die Rollen sind knapp, die Konkurrenz ist groß: Wann immer sich die Möglichkeit bietet, fährt Evi Weigand zu so genannten "auditions", sprich zum Vortanzen. So kam sie in das Schweizer Musical "D’Schwyz tanzt", und so wurde aus ihr dann in Augsburg die Prinzessin Ohla, die bei Dschinghis Khan in der Sänfte auf die Bühne getragen wird: "Das Kostüm erinnert so ein bisschen an die "Bezaubernde Jeanie. . ."

Evi Weigand weiß, dass sie jetzt in den besten Jahren einer Tänzerin ist: "Das heißt, dass man die interessanten Aufgaben, die sich bieten, mitnehmen muss. Später kann ich mich dann auf die Tanzpädagogik konzentrieren, die mir auch sehr viel Freude bereitet". Interessant, das bedeutet bei der durchtrainierten Tänzerin auch der Mut zum wirklich Außergewöhnlichen. In der Tanz- und Akrobatik-Show von Jochen Schweizer praktiziert Evi Weigand den "Vertical Catwalk", der auch als "House Running" bezeichnet wird: Befestigt an einem speziellen Seilsystem gehen die Akrobaten mit dem Gesicht nach unten eine Hauswand hinunter. Nach der acht Meter hohen Probewand lief Evi Weigand gleich ein 80 Meter hohes verglastes Gebäude in Djakarta in Indonesien hinunter, weitere Shows folgten in Dubai, in Tunesien und China. Da hat sie auch im Dirndl vor den Chinesen getanzt, und die fanden es ganz toll: "Wie man sich Deutschland dort halt vorstellt."

Als "Kick" brauche sie die Wolkenkratzer-Geschichten sicher nicht, meint Evi Weigang – "Bungee-Springen, nein danke" – aber es habe sich aus der Show heraus so ergeben: "Und dann mache ich es eben". Dass sie so viel von der Welt sehen würde, das hätte sie sich nicht träumen lassen, und mit Dschinghis Khan on tour werden noch etliche ferne Ziele hinzu kommen: "Die Japaner sind ganz verrückt darauf". Zurück nach Pfaffenhofen, wo Evi Weigand in der Tanzschule Scherg mit Kindern arbeitet: Da ist sie dann als Vater in der Aufführung von "Hänsel und Gretel" zu sehen.