"Reiche werden immer reicher"

29.05.2008 | Stand 03.12.2020, 5:53 Uhr

Frust beim Tanken, beim Einkaufen und beim Blick aufs Konto: Moderator Tilmann Schöberl vom Bayerischen Fernsehen diskutierte mit Gästen im Kloster Plankstetten über Steuerungerechtigkeit und die Belastungen der Mittelschicht. - Foto: Adam

Plankstetten (DK) Das Bayerische Fernsehen sendete am Mittwochabend eine Folge ihres "Bürgerforums live" aus dem Kloster Plankstetten. Bürger und prominente Gäste sprachen dabei zum Thema "Null auf Null am Monatsende. Jetzt trifft es die Mittelschicht".

Ist es nun besser, die finanziell angespannte Situation der Steuerzahler durch sofortige Steuererleichterungen zu entspannen, oder sollte lieber der staatliche Schuldenberg verringert und für die Zukunft der Bevölkerung vorgesorgt werden? Darüber waren sich Georg Fahrenschon (CSU) vom Finanzministerium und Jochen Wahnschaffe (SPD), MdL in Regensburg, nicht einig. Rolf von Hohenau vom Bund der Steuerzahler erntete für seine Meinung dazu verständlicherweise viel Applaus: "Es geht beides gleichzeitig!"

Moderator Tilmann Schöberl führte souverän durch die Dreiviertelstunde, bei der auch Bürger ihren Unmut oder ihre Meinung kundtun konnten. Neben der hohen Steuerbelastung erregte dabei vor allem ein Thema viele Gemüter: die hohen Benzin- und Dieselpreise und die (noch) gekürzte Pendlerpauschale. Dabei ging es im Schlagaustausch durchaus deutlich zur Sache: "Wer profitiert denn eigentlich von diesem überall hoch gelobten Wirtschaftswachstum", fragte ein Gast. "Die Reichen werden immer reicher, die Sozialschmarotzer leben auch nicht schlecht, und nur die Mittelschicht leidet", wurde angeprangert. Eine mindestens fünfprozentige Lohnerhöhung forderte ein Arbeitnehmer deutlich, damit endlich mehr Geld in der Tasche sei, und als Vertreter der Arbeitnehmerseite warnte prompt dagegen der Chef von "Fischer Licht und Metall" vor übersteigerten Forderungen beim Lohn, um die Investitionsfreude bei den Unternehmern nicht zu bremsen. Als Hilfe für kinderreiche Familien wurde ein Familien- anstatt Ehegattensplitting gefordert, und wenn er sein Anliegen auch langatmig erläuterte, so stieß ein Rentner doch auf großes Verständnis bei seinem Ärger, dass er von seiner freiwillig angesparten Zusatzrente nun Beiträge bezahlen muss.

Die prominenten Gäste, zu denen auch Wolfgang Förster, stellvertretender Betriebsratsvorsitzender der Audi AG, Johann Lang von der Firma Delphi aus Neumarkt, Monika Dreßel, Schuldnerberaterin der Caritaskreisstelle Neumarkt, Sepp Dürr von den Grünen und Berchings Bürgermeister Ludwig Eisenreich zählten, diskutierten mit den über 160 Zuschauern – wenn auch eine alle zufriedenstellende Lösung am Ende der Sendung natürlich nicht in Sicht war. Erhitzt waren letztendlich dennoch alle – vor allem wegen der "gefühlten" über 40 Grad Raumtemperatur im scheinwerfererhitzten Saal. 20 Mitarbeiter – vom Kabelträger bis zum Sendungsleiter – hatten für einen reibungslosen Ablauf der Livesendung gesorgt. "Allein das mal zu sehen war es wert, hierher zu kommen", meinte dann auch eine Zuschauerin, die beeindruckt die beiden großen Plasmaleinwände und die Fernsehkameras bewunderte.