Ingolstadt
Regenwetter lässt Schwimmer kalt

17.06.2010 | Stand 03.12.2020, 3:56 Uhr

Auf ins kühle Nass: Mit einem Neoprenanzug schützen sich manche Schwimmer vor der Kälte. Trotz den widrigen Temperaturen kommen am Donnerstagvormittag ein Dutzend Gäste in das Freibad an der Jahnstraße. Das Wetter ist ihnen egal. - Foto: Herbert

Ingolstadt (DK) Eben noch steht Stephanie Gugg aus Ingolstadt am Beckenrand. Noch einmal durchatmen und schon steigt sie die Leiter hinunter ins Schwimmbecken. Schwungvoll stößt sich die 33-Jährige vom Beckenrand ab und beginnt ihre Bahnen zu ziehen. Gerade einmal 16 Grad zeigt das Thermometer. "Am Anfang kostet es schon immer ein bisschen Überwindung, aber nach kurzer Zeit ist es in Ordnung." Das Wetter lässt die Schwimmerin im wahrsten Sinne des Wortes kalt.

Wenn um acht Uhr morgens das Freibad an der Jahnstraße öffnet, stehen selbst bei Regen bereits einige Hartgesottene vor der Tür und warten. "Die Frühschwimmer kommen jeden Tag, egal bei welchem Wetter. Die gehen vor der Arbeit kurz ins Bad. Ich würde mir das bei den Temperaturen nicht antun, das ist einfach zu kalt", erklärt Bademeister Joe Waschbichler (27). Sein Kollege Oliver Reis (19) zeigt sich dagegen abgebrüht. Ob die Sonne scheint oder nicht, er geht auch selbst ins Wasser. "Einfach reinspringen halt!", meint er schulterzuckend.
 

Obwohl das Wetter momentan nicht zum Schwimmen im Freibad einlädt, kommen die Stadtwerke für die ersten Junihälfte bereits auf 23 085 Besucher im Bad in der Jahnstraße. Die Statistik vom vorigen Jahr beinhaltet für denselben Zeitraum nur 5621 Gäste. Für den Großteil der Besucher ist allerdings das letzte Hitzewochenende verantwortlich.

Am Donnerstagvormittag sind es hingegen gerade zwölf Besucher. Andreas Hurler sieht darin allerdings sogar Vorteile. "Wenn bei schlechtem Wetter die Bahnen leer sind, finde ich es sogar besser. Da muss man keinen Slalom schwimmen. 16 Grad wie heute, das ist daher noch okay. Bei neun Grad ist es selbst mir zu blöd." Der 35-Jährige findet es trotzdem erstaunlich, dass selbst bei schlechtem Wetter einige im Freibad sind.

Vormittags kommen außerdem die Ingolstädter Schulen ins Freibad. "Manche Schüler würden schon lieber im Warmen sitzen, aber die Lehrer ziehen das Ganze eiskalt durch", erzählt Waschbichler. Hin und wieder kommen die Klassen aber nicht zum Schwimmen, sondern gehen statt dessen eher auf das Beachvolleyballfeld oder die Wiese zur Gymnastik.

Wenn die Geschäfte und Unternehmen in der Stadt Mittag machen und sobald Feierabend ist, finden nochmals einige Schwimmer ihren Weg in die Jahnstraße. "Tagsüber ist bei so einem Wetter eher nichts los. Einer geht, dann kommen wieder zwei. Erst gegen Abend sind es wieder ein bisschen mehr", berichtet Reis. Nachmittags kommen manchmal ein paar Kinder zum Turmspringen. "Die halten es aber auch nicht lange aus", bemerkt Waschbichler .

Mit ihrem Kind geht Stephanie Gugg zwar doch lieber bei Sonnenschein ins Bad. Ihren 70-jährigen Vater Wolfram hat sie aber trotz Wolkendecke mitgebracht. "Ich komme eigentlich aus Einbeck in Niedersachsen und besuche gerade meine Tochter. Der Vormittag in diesem Freibad hat sich aber selbst bei dem schlechten Wetter eindeutig gelohnt."

Für die neuen Duschen in den Katakomben direkt am Schwimmerbecken sind die Badegäste sehr dankbar. "Im letzten Jahr sind die Schwimmer bei so einem Wetter noch im Bademantel vermummt ans Becken gekommen", erinnert sich Waschbichler, "jetzt sind die Umkleiden gleich am Becken." Sofort duschen und warm anziehen – so lautet die Devise der Schwimmer, um sich nicht zu erkälten.

Sogar eine Stammfamilie gebe es, erzählt Reis. "Die kommt jeden Abend. Der Vater geht schwimmen, die Mutter ist mit den drei Kindern im Planschbecken oder bei den Rutschen. Egal welches Wetter."