Ingolstadt - Abenteurer aufgepasst!
Brezn-Beißer, Regenpiraten, Kühlschränke und Disco-Knödel sind im Anmarsch. Wenn Margit Sarholz und Werner Meier am 2. Februar mit vielen großen Koffern nach Ingolstadt reisen, dann haben sie all ihre tollkühnen Helden aus 27 Jahren Sternschnuppe-Geschichte dabei. Helden aus 28 CDs und drei Musical-Produktionen, aus mehr als 300 Liedern und mehr als 40 Jahren wilder musikalischer Ehe. Sternschnuppe steht für gute Musik, verrückte Geschichten, lustige Wortspielereien, bairische Dialektpflege, keck aufpolierte Klassiker. "Lustige Abenteuerlieder aus dem Koffer" heißt das neue Bühnenprogramm, das die beiden Musiker in der Eventhalle präsentieren.
Herr Meier, das neue Bühnenprogramm heißt "Lustige Abenteuerlieder aus dem Koffer". Gibt es denn wirklich einen Koffer?
Werner Meier: Es gibt sogar mehrere Koffer, in denen geheimnisvolle Utensilien verborgen sind. Ein riesiger Koffer fungiert zudem als Bühnenbild, das im Laufe der Vorstellung Erstaunliches preisgibt: eine übergroße Spinne beispielsweise oder einen kleinen Seeräuber, der wagemutig übers Meer schippert.
Welche Lieder umfasst denn das neue Programm?
Meier: Es gibt viele bekannte Lieder wie "Ein Kühlschrank ging spazieren" und "Die Regenpiraten". Wir erzählen eine wilde Geschichte von "Gespenstern am Fenster". Wir bringen einfach alle Abenteuerlieder mit.
Gibt es auch ein neues Album?
Meier: Zu dem Programm nicht. Denn das ist ein gemischtes Programm aus vielen Sternschnuppe-CDs querbeet.
Schreiben sich Kinderlieder anders als solche für Erwachsene?
Meier: Wir setzen an Kinderlieder die gleichen hohen Qualitätsansprüche wie an Erwachsenenlieder. Es gibt keinen Grund, da anders zu gewichten. Die Themen unterscheiden sich natürlich. Aber Sprache und Musik müssen genauso gut sein, deshalb verpflichten wir für die CDs nur die besten Musiker.
Wie finden Sie Themen?
Meier: Die Themen liegen auf der Straße. Die meisten Leute steigen einfach drüber, aber ich heb sie auf, putz sie ab und mach was draus. Das gilt für die Kinder- wie für die Erwachsenenlieder. Noch dazu haben wir jetzt drei Enkelkinder - da gibt es immer wieder neue Geschichten zu erzählen und neue Welten zu entdecken.
Wie kam es denn beispielsweise zu der "Kuh, die ins Kino gehen wollte". Das ist ja nicht nur eins der bekanntesten Sternschnuppe-Lieder, sondern daraus entstand gleich ein ganzes Musical. Als Auftragsarbeit des Theaters Ingolstadt erlebte es 2006 seine Uraufführung und ist seither ein Dauerbrenner im Münchner Lustspielhaus.
Meier: Das Lied ist tatsächlich ein bisschen autobiografisch. Ich komme ja von einem Bauernhof. Wir waren acht Geschwister. Und wenn meine Mutter in die Stadt fuhr, dann machte sie sich immer schön. Und aus dieser Erinnerung wurde dann im Lied diese Mischung aus Mensch und Kuh. Auch die Kuh zieht sich ihr schönstes Dirndl an und besprüht sich mit "Odel de Cologne", bevor sie sich auf den Weg macht. Der Witz des Liedes liegt natürlich darin, dass eine Kuh die Hauptrolle hat, aber diese ländliche Welt und die Faszination Stadt habe ich selbst erlebt. Das weht aus meiner Kindheit herüber.
Gibt es einen Zettelkasten mit Ideen?
Meier: Gesammelt wird eigentlich immer. Oft schreibe ich auf ein Schmierblatt eine Idee oder gleich einen Refrain. Margit macht das genauso. Und irgendwann gibt es eine konzentrierte Phase, in der wir dann 14 Tage durcharbeiten, bis eine neue CD fertig ist. Zuletzt hatten wir eine CD mit "Bayerischen Winter- und Weihnachtsliedern" herausgebracht - unsere 28. CD.
Sternschnuppe wurde vor zwei Jahren 25. Wie haben Sie gefeiert?
Meier: Mit einer großen Tournee, auf der man sich Lieblingslieder wünschen durfte. Das war toll. Natürlich waren in jedem Konzert immer die "Kuh" und der "Kühlschrank" dabei. Aber ich versteh das. Wenn ich in ein Konzert der Rolling Stones gehe, möchte ich ja auch die Hits hören. Auch wenn die "Satisfaction" schon hunderttausendmal gespielt haben.
Wie wurden Sie eigentlich musikalisch geprägt?
Meier: Ich habe viel Rock und Pop gehört, auch Schlager und Tanzmusik. Schließlich war ich in meiner Jugend in einer Tanzband. "Subversion" haben wir uns genannt. Wir wollten die Tanzmusik umkrempeln. Und ich habe wirklich viel dabei gelernt. Später war ich im Kabarettbereich unterwegs. Wir haben immer einen bunten Mix gemacht - und das gilt eigentlich immer noch für heute: Toleranz gegenüber jeglicher Art von Musik.
Wie kam es eigentlich zu dem Namen Sternschnuppe?
Meier: Den Namen hat Margit mitgebracht. Wir hatten beide Sozialpädagogik studiert, aber dann hat jeder für sich beschlossen, beruflich etwas Künstlerisches zu machen. Margit baute zusammen mit einer Kollegin ein mobiles Kindertheater auf, das sie Sternschnuppe nannten. Ich durfte mit meiner Kabarettgruppe die Musik zu den Stücken machen. Und immer öfter kamen Eltern auf uns zu, die nach Aufnahmen von diesen Kinderliedern fragten. Irgendwann war die Nachfrage so groß, dass wir die erste CD produzierten: "Taxi-Maxi". Das löste einen regelrechten Boom aus. Und nach der "Brezenbeißer-Bande" war für uns klar, wohin der Weg für uns zwei ging.
Sie sind mehr als 40 Jahre zusammen. Wie ist das eigentlich, wenn man mit dem Partner auch arbeitet? Sind Sie besonders harmoniesüchtig oder können Sie einfach gut streiten?
Meier: Wir können gut streiten. Wir streiten auch viel. Aber wir kriegen es immer wieder hin. Es ist schon eine Herausforderung, aber es stärkt uns auch, weil wir ja gemeinsam kreativ sein können. Und dass unsere Lieder seit mehr als 25 Jahren so vielen Leuten gefallen, ist ja auch ein Geschenk.
Ihre Tochter hat lange mit ihrer Familie in Johannesburg in Südafrika gelebt. Haben Sie denn von Ihren Besuchen Musik für die Sternschnuppe-Lieder mitgebracht?
Meier: Seit dem vergangenen Jahr lebt sie wieder in München. Was uns natürlich sehr freut - vor allem wegen der Enkel. Ich hatte schon immer ein Faible für afrikanische Musik - und das kommt in ein paar CDs durchaus zur Geltung. In den "Sommerliedern" haben wir afrikanische Rhythmen verarbeitet. Auch lateinamerikanische Musik findet sich in diversen Sternschnuppe-Produktionen. Wir holen uns dann die entsprechenden Musiker dazu.
Haben Sie eigentlich ein Lieblingslied unter den schätzungsweise 300 Sternschnuppe-Liedern?
Meier: Vielleicht "Die Regenpiraten". Das ist wirklich eine tolle Melange aus Musik und Text. Und ich freu mich schon, wenn wir die beim Konzert in Ingolstadt singen.
DK
Die Fragen stellte Anja Witzke.
Das Sternschnuppe-Konzert findet am Sonntag, 2. Februar, um 15 Uhr in der Ingolstädter Eventhalle statt. Es ist geeignet für Kinder ab 4 Jahren und dauert etwa 90 Minuten. Karten gibt es in allen DK-Geschäftsstellen und unter www. eventhalle-westpark. de.
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