Pfaffenhofen
Regenbogenbunte Koalition

Pfaffenhofens erstes schwules Ehepaar Norbert März und Andreas Sigl-März will für die SPD in den Stadtrat

07.11.2019 | Stand 23.09.2023, 9:21 Uhr
Wollen für die SPD in den Pfaffenhofener Stadtrat: Norbert März (links) und sein Ehemann Andreas Sigl-März. −Foto: Straßer

Pfaffenhofen (PK) Norbert März und Andreas Sigl-März waren das erste homosexuelle Ehepaar, das sich in Pfaffenhofen das Jawort gegeben hat.

Jetzt wollen sich die beiden im Pfaffenhofener Stadtrat für die Rechte von queeren Menschen einsetzen. Beide wollen auf der Liste der SPD bei der Kommunalwahl im kommenden Jahr antreten. "Der Wähler kann entscheiden, ob er einen oder beide will", sagt der 50-jährige Bankkaufmann Norbert März. "Wir wollen Ansprechpartner für LGBT-Themen sein", erklärt sein Mann Andreas Sigl-März (47), der als Sachbearbeiter tätig ist.

Allerdings geht es den beiden nicht nur um Themen wie Gleichberechtigung. "Wir wollen nicht nur das schwule Aushängeschild der SPD sein", sagt März. "Wir wollen uns um alle Themen kümmern, die in eine fortschrittliche Richtung gehen. " Als Beispiel nennt er den Klimaschutz. "Man merkt, dass wir hier in Pfaffenhofen Innovationskraft haben. "

Dennoch stehen die queeren Themen ganz klar im Vordergrund. Die Akzeptanz für Schwule und Lesben sei von Region zu Region unterschiedlich. "Wir sehen da in Pfaffenhofen kein Defizit", sagt März. "So wenige queere Menschen gibt es hier nicht. " Trotzdem: Besser kann es immer werden. Die beiden wollen einen Stammtisch ins Leben rufen, ein queeres Netzwerk gründen. "Pfaffenhofen ist bunt und soll bunt bleiben", sagt Sigl-März. Außerdem wollen die beiden den Leuten Rede und Antwort stehe. Alles queere sei für viele ein theoretisches Thema, da gebe es viel Aufklärungsbedarf. "Wir wollen, dass die Leute uns als Mehrwert betrachten, aber die Leute nicht nerven", sagt Sigl.

Von einer echten Schwulenszene in Pfaffenhofen mit entsprechenden Kneipen träumen sie nicht. "Ob alle in Pfaffenhofen mit unserer Lebensweise einverstanden sind, bezweifle ich aber", sagt März. Aber dem müsse man mit Offenheit begegnen. "Die Leute schauen einfach, wenn jemand von der Norm abweicht. Man fühlt sich nicht so hundertprozentig wohl, wenn man als Männer- oder Frauenpärchen durch eine Stadt läuft. " Genau aus diesem Grund gehen Norbert März und Andreas Sigl-März auch mal gerne in Homosexuellenkneipen - aber dafür fahren sie eine Großstadt.

Dass sie ihre politische Heimat in der SPD gefunden haben, liegt an Bürgermeister Thomas Herker und Kreischef Markus Käser. "Wir sind grundsätzlich keine politischen Menschen", sagt März. Aber als sie vor drei Jahren nach Pfaffenhofen zogen, kamen sie schnell mit den beiden Sozialdemokraten in Kontakt. "Das Interesse ist gewachsen. Es gefällt uns, wie die Stadt regiert wird. Und es schadet nicht, wenn man bissl mitgestalten kann", sagt März. Ohnehin sei die Parteizugehörigkeit in der Kommunalpolitik nicht so entscheidend. "Wir haben die SPDler hier als offene Menschen kennengelernt", sagt März.

Was den Listenplatz angeht, wird sich Norbert März bei der Nominierung der SPD vor seinem Mann zur Wahl stellen. Allerdings gehen beide davon aus, dass sie sich eher auf hinteren Listenplätzen wiederfinden werden. Überhaupt wird die Stadtratsliste der SPD wohl sehr bunt und paritätisch: Über die üblichen Verdächtigen hinaus werden beispielsweise wohl auch Ex-Regens-Wagner-Chef Willi Käser, die gehörlose Katrin Kermer, der durch seine Jugendkulturarbeit bekannte Jan Hofbauer, Kleiderkammer-Gründerin Stephanie-Christiane Buck, Manuel Hummler vom Jugendparlament, der pensionierte Polizist Karl Ebensberger als Pfaffenhofener Urgestein oder der KJR-Vorsitzende André Gersdorf Listenplätze bekommen, um nur einige der kursierenden Namen zu nennen. Aber bis zur Listenaufstellung am 13. November ist das alles nicht in Stein gemeißelt. Erklärtes Ziel der Pfaffenhofener Sozialdemokraten: Die Gesellschaft möglichst breit abbilden. Fast ein Drittel der Bewerber werden wohl Nichtmitglieder aus verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen sein - vom Schüler bis zum Pensionär, vom Ehrenamtlichen bis zur Unternehmerin.

"Auf so einer Liste sollte der Querschnitt der Gesellschaft sein", sagt auch Sigl-März. Sein Mann ergänzt: "Es wäre schön, wenn der Stadtrat auch den ganzen Querschnitt abbilden würde. "

Über ihre Chancen, wirklich in den Stadtrat einzuziehen, möchten die beiden nicht spekulieren. "Wir werden nicht mit ganz wenig Stimmen rausgehen. Ob es dann reicht, wird man sehen", sagt Sigl-März. - Für einen oder sogar für beide.

Severin Straßer