Riedenburg
Refugium für Tiere geschaffen

Der Altmühl-Fischerei-Verein Riedenburg will auf Gartengelände Lebensraum für heimische Arten bieten

19.09.2021 | Stand 24.09.2021, 3:35 Uhr
Es kreucht und fleucht bereits in allen Ecken des weitläufigen Gartens um den Neubau des Vereinsheims des Altmühl-Fischerei-Vereins Riedenburg. Auch eine Zauneidechse hat ein sonniges Plätzchen gefunden. −Foto: Sonnenmoser/Machnitzke

Haidhof - Tag für Tag wird in Bayern durch den Bau von Häusern, Straßen und Industrieanlagen mehr Fläche versiegelt.

Dies führt zu einer Vielzahl von Umweltproblemen, zum Beispiel dem Verlust von wertvollem Lebensraum für Tiere und Pflanzen.

Auch der Neubau des Vereinsheims des Altmühl-Fischerei-Vereins Riedenburg hat rund 700 Quadratmeter Fläche versiegelt. Da müsse für die Natur auf jeden Fall ein Ausgleich geschaffen werden, findet Gerald Machnitzke, Jugendwart und Fischereiaufseher des Vereins sowie Naturschutzwächter. Er und weitere Vereinsmitglieder haben es sich deshalb zur Aufgabe gemacht, auf dem weitläufigen Areal um das neue Vereinsgebäude einen strukturreichen Lebensraum für heimische Tier- und Pflanzenarten zu schaffen. Egal ob Insekten, Amphibien, Reptilien oder Feldhase, alles ist willkommen und soll hier seine Nische finden. Nicht wenige der erwarteten Gartenbewohner sind bereits eingezogen, wie ein Rundgang und die Beobachtungen von Machnitzke verraten.

Beim Betreten des Grundstücks springen einem linker Hand strahlende Farben ins Auge. Es erstreckt sich ein 35 Meter langer, zum gepflasterten Parkplatz durch eine Trockenmauer abgesetzter, Blühstreifen. Wildrosen, Mohn, wilder Schneeball, Sonnenblumen, Löwenmäulchen wachsen hier, dazwischen Totholz und Steinhaufen und sogar eine Igelburg. "Wir haben darauf geachtet, fast ausschließlich heimische Pflanzenarten anzusiedeln", erklärt Machnitzke. Ein Summen und Brummen umgibt die Blüten - Bienen, Hummeln, Schmetterlinge und andere Insekten haben sich bereits eingefunden und zeugen damit von der richtigen Blumenwahl.

Die Steinhaufen und das Totholz sind als Unterschlupf für Eidechsen und Co. gedacht. Zauneidechsen und ihr Nachwuchs sind bereits häufig gesichtet worden. "Als ich das erste Mal hier eine Zauneidechse gesehen habe, ist mir das Herz aufgegangen", freut sich Machnitzke.

Der Rundgang geht weiter. "Wir haben hier auch ein richtiges Raubtier", schmunzelt er. Der Weg führt an die rückseitige Mauer des Vereinsheims. Es ist kein bedrohliches Tier zu sehen, nur unzählige kleine Krater im sandigen Boden. Der Ameisenlöwe treibt hier sein Unwesen. Die Insektenlarve wartet am Boden des von ihr gebauten Trichters auf arglose Ameisen und andere kleine Insekten. Betreten diese den Krater setzt sich der lockere Sand sofort in Bewegung und reißt sie hinunter in die Tiefe, wo der wartende Ameisenlöwe sie mit seinen großen Zangen und lähmendem Gift in Empfang nimmt. Der Begriff Raubtier passt also doch. Machnitzke gibt sein Wissen gerne weiter, gerade auch an Kinder und Jugendliche. In einem naturnahen Garten, wie er gerade entsteht, ist dies besonders anschaulich möglich.

Da ist es von Vorteil, dass der Garten noch jede Menge Platz für weitere Biotope bietet und Machnitzke und seine Vereinskollegen haben schon reichlich Projekte in Planung. Da wäre zunächst ein Teich, nicht wie man vielleicht zunächst vermutet für Fische, sondern für Amphibien und Insekten. "Es wäre schon toll, wenn sich Gelbbauchunken ansiedeln würden", sagt Machnitzke. Um dieser, auf der Roten Liste als besonders gefährdet eingestuften Art, besonders günstige Bedingungen zu schaffen, hat Machnitzke sich bereits ausgiebig informiert. Der Teich soll Flachwasserzonen haben und Lehmkuhlen. Diese will er mit den Jungfischern des Vereins anlegen. Außerdem hofft Machnitzke, dass sich Berg- und Kammmolche am Teich niederlassen. Eins ist ihm jedoch wichtig: "Umsiedeln tun wir nicht, wenn der Lebensraum passt, kommen die Tiere von alleine. " Dies gelte für alle Tiere auf dem Gelände.

Als weitere Projekte sind das Pflanzen von Obstbäumen, eine Blumenwiese, für welche ein Vereinsmitglied bereits seit drei Jahren Wildblumensamen sammelt, und weitere Trockenmauern vorgesehen. Machnitzke und die anderen Vereinsmitglieder sind voller Ideen und Tatendrang, Sie wollen der heimischen Flora und Fauna noch mehr Platz bieten, sich zu entfalten. Das gesteckte Ziel "keinen geschleckten Garten, sondern ein Refugium für Tiere zu schaffen", ist schon zu großen Teilen erreicht worden.

DK

Anna Sonnenmoser