Eichstätt
Reflexionen über das eigene Requiem

Michael Altinger präsentierte im nur halb gefüllten Alten Stadttheater sein Programm "Das Ende vom Ich"

19.06.2012 | Stand 03.12.2020, 1:22 Uhr

Der Kabarettist Michael Altinger trat im allerdings nur halb gefüllten Asthe auf. Das Publikum kam dabei voll auf seine Kosten. - Foto: buk

Eichstätt (EK) Wenn Gesellschaftsspiele „Fang den Hund, du Sau!“ heißen und der Sieger am Ende schrecklich weinen muss, wenn man sich manches hart zu erarbeiten hat – „mit Blut, Schweiß und Rotwein“ – und wenn Männer gern in den Tierpark gehen, um dort „Giraffen, Elefanten und Mütter“ zu beobachten – dann befinden wir uns in Michael Altingers neuem Kabarettprogramm „Das Ende vom Ich“. Zusammen mit seinem Partner Martin Julius Faber an den Keyboards stellte er dieses am Freitag im Alten Stadttheater (Asthe) vor, das mit gut 200 Besuchern aber nur etwa halb gefüllt war.

Das hatte allerdings den Vorteil, dass Altinger auf einer in den Raum gezogenen Vorbühne agieren konnte, was mehr Nähe zum Publikum schuf, wie sie der von Bühne und TV bekannte bayerische Kabarettist („Die Komiker“) auch sonst sucht: Als er nach seinem typischen Intro-Spruch „Schön, dass ich da bin, hä!“ bereits mit dem Programm begonnen hatte, eine Besucherin aber mit drei Minuten Verspätung ins Asthe hastete, begann er doch tatsächlich mit dem Auftritt von vorne. Bang wurde dem Publikum nur, als eine weitere Besucherin noch 20 Minuten später eintraf – und der Künstler die Gäste fragte: „Na, wie viel Zeit habt’s denn…“ In diesem Programm präsentiert sich der Kabarettist als „Mann in der Mitte des Lebens – oder auch schon etwas darüber“. Er wirkt immer noch wie ein Lausbub, der sich nach eigenem Bekunden im „vierten Frühling“ fühlt. Aber die Restlaufzeit des Lebens läuft unerbittlich ab – höchste Zeit, alle Bücher zu entsorgen und „jetzt nur noch gute“ zu lesen, ebenso den alten Freundeskreis („Wenn ihr wirklich Freunde seid – dann schleichts euch!“). Gegenüber den neuen Freunden („nur noch solche mit Niveau“) muss der alternde Altinger selbst freilich auch als „Michael von Altinger, Freiherr von und zu Strunzenöd“ auftreten. Wieder amüsiert man sich über unerwartete Wortkombinationen, Wortspiele und typische Buchstabendreher. Beim „Stelldichein der guten Laune“ wird ihm „so eisig ums Herz, so silbereisig“. Wie er einst im Programm „Platzende Hirsche“ von der „fleischigen Saar“ (statt der „fleißigen Schar“) sprach, heißt es jetzt „Ich bin nicht der, der ich zu schein seine“. Und er spricht vom englischen Atheismus, initiiert von einem gewissen „Winston Sportchill“ durch den Spruch „No Church!“ Da behaupte noch wer, dass Blödeln und Geist sich ausschließen!

Strukturiert wird das Programm durch Running Gags, ein periodisch wiederkehrendes Panoptikum von Figuren und Situation, zu denen etwa zwei Festredner gehören („Liebeee Freundeeee!“) oder ein Grobian, der ihm mal einen Witz eher aggressiv vorgegrantelt als erzählt hat. Dazu gehören auch Reflexionen über das eigene Requiem, zu dem er den Club seiner Ex-Freundinnen „als Klageweiber“ engagieren will: Jeder davon hat er schon beteuert, dass sie die Einzige in seinem Leben war – dummerweise aber per Sammelmail.

Zu den Einsichten in die Endlichkeit des Ichs gehören ferner flotte Sprüche („Wenn man schon sterben muss – dann aber gesund!“) oder Lieder mit nicht ganz appetitlichen Verszeilen („Es ist die Verwesung, die unter deinen Achseln haust“). Und wer denkt schon beim Essen an den Stuhlgang, wenn man zu viel Wasabi-Meerrettich genossen hat: „Man trifft sich immer zweimal – und dann schnappt die Rosette nach Luft!“ Es gibt Gags über das G8 (heute gebe es nur noch die Alternative „Abitur oder Depp“) oder über das Portal „Elitepartner.de – das Gegenstück zu Bauer sucht Frau“.

Altingers Programme sind immer Gratwanderungen zwischen komisch und kindisch, zwischen infantil und intellektuell, sie zeigen Sinn für oft sinnfreien Humor. Am Schluss gab es reichlich Applaus und Zugaben.