Greding
Reanimation ist von Erfolg gekrönt

Konzept für den Weiberfasching in Greding geht auf - Pusteblumen und Zuckerwatte siegen bei Kostümprämierung

09.02.2018 | Stand 02.12.2020, 16:50 Uhr
Unsinniger Donnerstag am 8. Februar 2018 in Greding −Foto: Leykamm, Jürgen, Weimersheim

Greding (HK) Die Gredonia hat Grund zum Jubeln. Denn für den Unsinnigen Donnerstag hat ein neues Konzept gegriffen, mit der die Maschkerer und deren Bewunderer wieder mehr in die Gaststätten gelockt werden sollen. Und tatsächlich: Die Neuerung hat sich bewährt.

Es ist der spannendste Unsinnige seit Jahren in Greding: Werden die Narren abends in die Gaststätten und ins Gredoniaheim zum Lumpererball kommen? Ja. Bei der Prämierung der Kostüme kocht die Stimmung sogar richtig hoch.

Im Gredoniaheim, wo zu später Stunde die besten Verkleidungen honoriert werden, finden sich die Maskierten auch gleich zu Beginn des Weiberfaschingsabends ein. Es gilt, sich die Stempelkarten abzuholen, die sich im Lauf der nächsten Stunden mit den Namen der verschiedenen Gasthäuser rund um den Marktplatz füllen sollen. Recht einfach tun sich da die "Smetbos" - zwei Schmetterlinge, die nur ihre Flügel auszubreiten brauchen, um von einem Haus zum nächsten zu fliegen.

Die garantiert weiteste Anreise haben die Aliens vom Uranus und vom Mars, die aber nach langem Flug die Marktplatztour zu Fuß auf sich nehmen. Ihre erste Invasion gilt dem Café Central, das seit diesem Jahr unter der Führung von Christian Buda steht. Der schenkt den Grüngesichtigen erst einmal ein blaues Getränk namens Kamikaze ein, das den Außerirdischen überirdisch zu schmecken scheint. Vor allem weil es nichts kostet - die Maskierten haben pro Gaststätte ein Getränk frei. Das ist Teil des Konzepts. Über den blauen, flüssigen "Dünger" freuen sich auch ein paar "genmanipulierte Erdbeeren".

Eine Damenrunde lehnt sich genüsslich zurück und genießt das bunte Treiben. Sie fühlt sich inspiriert, das nächste Mal maskiert dabei zu sein - als Reporterteam. Wie die Gruppe gerade auf diese Idee kommt, bleibt schleierhaft. Anscheinend völlig unvorbereitet treffen die weiblichen Teams, die gut gelaunt den Marktplatz unsicher machen, einen einzelnen Herrn. "Wie eine Horde Schafe", meckert er und nimmt Reißaus. Andere Männer sind da mutiger und mischen sich etwa im Hotel am Markt mitten unter die Damenscharen.

Als "Party People" lädt der Elferrat der Gredonia selbst zum "Saturday Night Fever". Jetzt enthüllt sich auch das Geheimnis, wer den Aliens den Tipp gegeben hat, am Unsinnigen Donnerstang in Greding vorbei zu schauen - es waren natürlich die "Space Girls", auch als die "Feierbiester" der Faschingsgesellschaft bekannt. Sie legen eine kesse Sohle aufs Parkett, während die Unmaskierten an den Tischen nur so staunen. Ab und zu wird ein kleiner Fotoapparat oder ein Smartphone gezückt, um das Geschehen festzuhalten.

Karolin Greiner, eines der eigentlich recht netten Biester, zeigt sich begeistert: "Es sind wieder mehr Leute da", hat sie festgestellt. "Und vor allem mehr Jugendliche - das finden wir richtig cool!" Bei der Marktplatztour seien den Mädels aus dem Weltraum schon gleich zu Beginn fünf Gruppen mit Damen "in unserem Alter begegnet".

Ein wenig älter ist Kreisbrandrat Werner Löchl, der im Gasthof Stern die heiße Sexbombe gibt, zu der sich auch Bürgermeister Manfred Preischl gerne gesellt. Richtig entflammt wird die Stimmung dann, als das Ex-Prinzen- und heutige Höllenpaar für ordentlich Feuer sorgt.

Richtig süß hingegen geht es im Gasthof Krone zu, wo die Schaumküsse ihre Aufwartung machen - dazu auch noch zwei Damen aus Zuckerwatte, die im Übrigen später die Maschkerer-Prämierung in der Einzelwertung gewinnen. Zum Glück ist ihre süße Leckerei nicht echt, denn ein paar Hippies steht der Sinn offenbar nach Naschen. Während einer Schleckpause betonen sie: "Heuer ist wesentlich mehr los als im letzten Jahr - wir freuen uns auf weitere gute Ideen der Gredonia." So der spontane Reim.

Vor den Toren lauert schon eine Bande wild gewordener Kakteen, die piksen wollen - natürlich auch allesamt weiblich. Weswegen sie sich auch "Kak-Tussies" nennen. Ihnen laufen ausgerechnet die "Pusteblumen" in die Arme, die späteren Sieger der Gruppenprämierung. Eine weitere Pusteblumenbande ist auch noch unterwegs, bei der allerdings schon vieles weggepustet worden ist - vielleicht reicht es deswegen nicht fürs Siegertreppchen.

Mitten auf dem Marktplatz wird es plötzlich mystisch: Poseidon selbst scheint dem Brunnen am Marktplatz zu entsteigen. Mit ihm eine ganze Schar von Meerjungfrauen. Sind die Wassernixen gekommen, um vor dem schon einmal in einer Stadtratssitzung angedachten Versetzen des Heinrich-Herold-Brunnens zu warnen? Man wird es nie erfahren - die Damen entschwinden hin zum nächsten Gasthaus.

Für eine kleine Erfrischung sorgt neben dem kühlen Nass auch etwas "4711". Als Echt Kölnisch Wasser gibt sich ein weiteres Frauenteam zu erkennen. Sowohl die Nixen als auch das Parfüm entstammen interessanterweise zweier ansässiger Motorradclubs. Adelige, Flamingos, Strickliesln, Ärzte, eine neue Beleuchtung für die Innenstadt, Micky Maus - auf den Straßen Gredings ist an diesem Abend praktisch alles vertreten.

Für einen Schuss fröhlich verpackter Sozialkritik sorgt die "Pop Art", die ihr Loblied auf die junge Generation in Greding in Sprechblasen packt, in ihnen aber auch mangelnde Möglichkeiten für Kinder und Jugendliche beklagt. Das umherziehende "Pop Corn" ist eher unpolitisch, dafür lecker. Dann ist es endlich so weit: Eine Wildsau geht noch auf Bienenjagd, dann erklingt es mit Major Tom: "Der Countdown läuft . . ." - nämlich der zur Maskenprämierung im Gredoniaheim.

Bei dieser schafft es der "Sonnenkönig" Dominik Pillmayer, auch als Kaplan bekannt, aufs Treppchen der Einzelwertung, er belegt den Bronzerang. Die Schmetterlinge holen Silber und die Zuckerwatte Gold: Lilo Vögele aus Greding und ihre dort arbeitende Nürnberger Freundin Siggi Harmann haben ja auch bis zum Beginn des Abends an ihren Kostümen gefeilt.

In der Gruppenwertung schaffen es die Kak-Tussies auf Platz zwei, sie rangieren damit vor den Meerjungfrauen. Die Pusteblumen, denen noch nichts weggepustet worden ist, erklimmen den ersten Rang; den Sieg versilbert der Förderverein der Gredonia mit 300 Euro. Das Kölnisch Wasser erfreut sich bei der Verlosung des Sonderpreises auch noch 200 Euro.

"Unser Konzept ging auf", zeigt sich Gredonia-Präsident Alex Hill schließlich erfreut. Freilich könne man nicht gleich "im ersten Jahr mit einem finalen Erfolg rechnen". Jetzt gelte es, die Gangart für weitere zwei Jahre erst einmal beizubehalten. "Fürs Erste aber sind wir sehr zufrieden." Sowohl mehr Maskierte als auch Unmaskierte seien heuer in Greding unterwegs gewesen. "Wir sind auf einem guten Weg", findet Hill. "Auch die Wirte haben toll mitgemacht und uns super unterstützt."