Eichstätt
Reaktionen zum Ausgang der US-Wahl

In erster Linie Erleichterung - "Trauerspiel eines Nichtdemokraten"

08.11.2020 | Stand 02.12.2020, 10:11 Uhr
"Faires und demokratisches Ergebnis": Landtagsabgeordnete Tanja Schorer-Dremel (CSU). −Foto: EK-Archiv

Eichstätt - Auch von Politikerinnen und Politikern im Landkreis Eichstätt wurde die Präsidentenwahl in den USA natürlich höchst interessiert mitverfolgt. Über den Wahlsieg von Joe Biden herrscht in erster Linie Erleichterung bei ihnen.

Von einem "fairen und demokratischen Ergebnis" spricht Tanja Schorer-Dremel, Landtagsabgeordnete und CSU-Kreisvorsitzende. Dass so viele US-Bürger wie selten zuvor an der Wahl teilgenommen haben, vermittle ihr das gute Gefühl, dass die Demokratie in den Vereinigten Staaten hochgehalten werde und funktioniere. Joe Bidens Sieg freue sie, so Schorer-Dremel weiter. "Total gut und sehr sympathisch" finde sie die künftige Vizepräsidentin Kamala Harris. Beiden traue sie zu, "wieder Ruhe und Sachlichkeit in die Geschichte zu bringen". Donald Trump habe polarisiert und gespalten, andererseits aber auch vieles in seiner Amtszeit geschafft, merkt Schorer-Dremel rückblickend an. "Wir haben Freunde in den USA und halten guten Kontakt mit ihnen. Aus deren Warte stellt sich manches anders dar, als wir es von Deutschland oder Europa aus beurteilen." Dennoch: Trump habe allen anderen seine Welt zu erklären und aufzudrücken versucht, betont Schorer-Dremel: ",First' tut keinem Land gut."

Froh darüber, "dass wir wahrscheinlich wieder einen verlässlicheren Partner bei der Bewältigung der globalen Aufgaben bekommen", zeigt sich FW-Landtagsabgeordnete Eva Gottstein. Donald Trump sei "ein Warnschuss" in Bezug auf zunehmenden Nationalismus gewesen und eine Mahnung, dass Europa intensiver zusammenrücken müsse. Auch sie konnte eine erhebliche Diskrepanz in der Wahrnehmung Trumps innerhalb und außerhalb der USA feststellen, schließlich lebt einer ihrer Söhne mit seiner Familie in den Staaten und sie habe sich im Sommer während des Lockdowns längere Zeit dort aufgehalten: So habe Trump Arbeitsplätze geschaffen und vielen Bürgerinnen und Bürgern ein neues Selbstwertgefühl vermittelt. Andererseits fallen ihr persönlich zu Trumps Amtszeit nur Begriffe wie "schrecklich" und "Katastrophe" ein: "Er hat das gesamte Gefüge durcheinandergebracht."

Deutliche Worte findet Landrat Alexander Anetsberger (CSU) zu dem Umstand, dass Donald Trump den Wahlausgang offensichtlich nicht anerkennen will: Es sei das "Trauerspiel eines Nichtdemokraten, dem hoffentlich bald eine juristische Klärung folgen wird, damit wir dann auch ein offizielles Ergebnis haben". Es sei nur schwer erträglich, "dass jemand demokratische Spielregeln und Gepflogenheiten derart mit Füßen tritt", so Anetsberger weiter: "Trump verhält sich wie ein kleiner Junge im Sandkasten, dem man sein Spielzeug weggenommen hat. Das muss ich leider in aller Deutlichkeit so sagen." Von Joe Biden erwarte er, dass Ruhe und Verlässlichkeit einkehren und wieder ein politischer Diskurs auf Augenhöhe stattfinden kann - "eben die Rückkehr zur Normalität".

"Heilfroh" über Joe Bidens Sieg ist auch Christian Alberter, SPD-Fraktionsvorsitzender im Eichstätter Stadtrat: Die vergangenen vier Jahre unter Trump habe er als "unsäglich" empfunden, unter anderem deswegen, weil die internationalen Beziehungen stark gelitten hätten. Aber auch wenn Trump "gegen jegliche guten Sitten verstoßen hat", habe er doch viele Anhänger in den USA: "Die Leute dort ticken anders als wir."

Einerseits sei er total erleichtert über den Ausgang der Wahl, andererseits stimme es ihn nachdenklich, "wie viele Menschen den Autokraten und Rassisten Donald Trump dennoch gewählt haben", gibt Klaus Bittlmayer, Fraktionschef der Grünen im Eichstätter Stadtrat, zu Protokoll: "Da wird noch viel antirassistische und demokratische Arbeit nötig sein." Es sei "untragbar, skandalös, erschreckend und gefährlich, wie Trump weiterhin den Mob anheizt und sozialen Unfrieden stiftet". Von Biden erwartet sich Bittlmayer versöhnlichere Töne. Froh sei er über Kamala Harris als künftige Vizepräsidentin, "weil sie die moderne multikulturelle Gesellschaft in ihrer Person vereint".

kno