Feldkirchen
Raus aus der Komfortzone

Neuzugang Pascal Groß spielt beim FC Ingolstadt erstmals fernab der Heimat und will gleich Verantwortung übernehmen

12.07.2012 | Stand 03.12.2020, 1:17 Uhr

Gute Ansätze: Der Neu-Ingolstädter Pascal Groß deutete mit einigen gefährlichen Fernschüssen auch beim Test gegen Dynamo Budweis seine Qualitäten an - Foto: Lui

Feldkirchen (DK) Pascal Groß ist ein Kämpfer. Schon seit seiner Kindheit. „Bei uns in Mannheim, naja, ist es nicht immer einfach“, sucht der Neuzugang des FC Ingolstadt zunächst nach Worten. „Frech“ sei er gewesen in der Jugend, habe zugleich aber eben auch gelernt, sich durchzusetzen. Will er sich beim FC Ingolstadt durchsetzen, können ihm diese Eigenschaften durchaus helfen.

Groß wirkt etwas müde, als er sich unmittelbar nach dem Mittagessen im Innenhof von Schloss Mühldorf zum vereinbarten Gespräch niederlässt. Verständlich, schließlich läuft der dritte Tag des Trainingslagers, und da freut man sich um diese Zeit eigentlich auf die Mittagsruhe. Der alte Baumbestand, die mittelalterlichen Gebäude des im Jahr 1347 erstmals erwähnten Schlosses, all das ist ihm nicht so wichtig. „Wir sind hier, um uns mit harter Arbeit auf die Saison vorzubereiten“, sagt Groß. Zielstrebig ist die neue Mittelfeld-Hoffnung des FC Ingolstadt.

Ganz offensichtlich haben die Jugendjahre ihre Spuren hinterlassen. In Mannheim geboren, hat Groß beim VfL Neckarau das Fußballspielen gelernt. Trainer war sein Vater Stephan, selbst ein ehemaliger Profi mit der Erfahrung von 234 Erst- und Zweitligaspielen. „Er hat uns hart rangenommen, nicht nur fußballerisch“, erinnert sich Groß junior. Auch sämtliche Flausen, die der Kleine damals im Kopf hatte, wurden ihm vom Vater ausgetrieben. „Ihm habe ich alles zu verdanken“, sagt Pascal Groß heute. „Hätte es meinen Vater nicht gegeben, wäre ich heute nicht hier.“ Noch heute ist Stephan Groß in Fußballfragen der wichtigste Ratgeber von Pascal. Und der weiß, auf was er sich konzentrieren muss.

Nach Jahren im vertrauten Umfeld hat für den 16-fachen Junioren-Nationalspieler mit dem Wechsel nach Ingolstadt indes ein neues Kapitel begonnen. Zum ersten Mal in seiner Karriere kann er seinen Profiklub nämlich nicht mehr von der elterlichen Wohnung in Mannheim aus erreichen. „Nach Hoffenheim oder Karlsruhe konnte ich jeweils pendeln“, erzählt er, doch die Zeiten sind nun vorbei. Groß freut sich auf die neue Herausforderung: „Auch hier werde ich mich durchsetzen“, ist er sich sicher.

Seine Freunde und seine Eltern haben ihn bereits in seiner Wohnung in Ingolstadt besucht. Darunter auch sein bester Kumpel, Marco Terrazzino. Ihn kennt Pascal Groß seit der Jugendzeit beim VfL Neckarau, 16 Jahre haben sie in verschiedenen Vereinen zusammen gespielt – bis Terrazzino das Angebot von Erstligist SC Freiburg erhielt. „Ich hatte auch Anfragen aus der ersten Liga“, erzählt Groß. Aber nach einem Termin mit Tomas Oral habe ihm sein Bauchgefühl gesagt, dass Ingolstadt der richtige Verein für ihn sei. Oral, der Groß als „richtig guten Fußballer mit einer guten Übersicht“ beschreibt, war dazu extra nach Mannheim gekommen. „Ein Top-Gespräch, da musste ich nicht mehr lange überlegen.“ Wie groß sein Potenzial ist, hat Groß, der Zinedine Zidane als sein Vorbild angibt, in den Vorbereitungsspielen für den FC 04 schon andeuten können. Als beidfüßiger Ballverteiler zeigte er trotz seiner erst 21 Jahre im Zentrum eine gute Präsenz und versuchte immer wieder die Spitzen in Szene zu setzen. „Ich habe beim KSC schon die defensive Sechs gespielt, kann und will aber auch Verantwortung übernehmen und Tore vorbereiten“, sagt Groß. Gerade in der abgelaufenen Saison, als er trotz der sportlich schwierigen Situation in Karlsruhe als Einziger immer wieder gute Kritiken bekam, hat er bewiesen, dass er dazu in er Lage ist. Diese starken Leistungen auch in der zweiten Liga beim FC Ingolstadt zu zeigen, sind nun sein nächstes Ziel. „Alles Gerede von einem Aufstieg irgendwann sind Träumereien, die nicht interessieren“, stellt Groß klar. Einen guten Saisonstart für die Mannschaft und Spielzeit für sich, wünscht er sich zunächst einmal. „Und wenn ich spiele, werde ich auch den Mund aufmachen“, kündigt er selbstbewusst an. Ein bisschen frech sein, kann beim neuen Klub ja nicht schaden.