Hilpoltstein/Ansbach - Jetzt ist es amtlich: Das Raumordnungsverfahren für den geplanten Bau eines ICE-Instandhaltungswerks südlich von Nürnberg hat begonnen.
Die Regierung von Mittelfranken gab am Mittwoch bekannt, dass das Verfahren offiziell eingeleitet worden sei und blickte auf die bisherigen Schritte zur Umsetzung des umstrittenen Großprojekts zurück.
In einer Voruntersuchung habe die DB Fernverkehr AG zunächst in Zusammenarbeit mit mehreren Fachplanungsbüros einen voraussichtlichen Flächenbedarf von 35 bis 45 Hektar ermittelt. Darüber hinaus seien Standortkriterien definiert worden, denen ein Standortsuchprozess der Bahn folgte. Aus erst über 70 und dann noch 9 untersuchten Standorten blieben letztlich drei Alternativen übrig, die nun im Raumordnungsverfahren auf ihre Raumverträglichkeit geprüft werden sollen.
Dies sind die Standorte Allersberg/Pyrbaum/Roth-Harrlach, das Gelände der ehemaligen Munitionsanstalt (Muna) Feucht sowie eine Fläche südlich der Muna Feucht. Nicht unter dieser Auswahl vertreten ist der vom Bund Naturschutz (BN) eingebrachte Vorschlag am Nürnberger Hafen.
An keinem der drei von der Bahn favorisierten Standorte verfügt der Konzern derzeit über die notwendigen Flächen. Zudem gehören alle drei Areale zum Reichswald rund um Nürnberg, der als Bannwald großteils europäischen Schutz genießt. Laut Umweltamt der Stadt Nürnberg ist der etwa 240 Quadratkilometer umfassende Reichswald "eine der größten zusammenhängenden Waldflächen in unmittelbarer Nähe einer deutschen Großstadt".
Für Klima, Wasserhaushalt, Luftreinigung und Naherholung der Bevölkerung habe der Reichswald "herausragende Bedeutung", so das städtische Amt. Außerdem beherberge das inzwischen unter europäischem Natura 2000-Schutz stehende Gebiet "bedeutsame Vorkommen" von Spechten, Ziegenmelkern, Heidelerchen, Habichten und Eisvögeln.
Die Eigentumsverhältnisse an den drei Standorten sind denkbar unterschiedlich: Bei der Muna hat der Bund das Sagen - es ist ein ehemaliges Militärgelände mit erheblichem Bodensanierungsbedarf. Der Freistaat Bayern ist ebenfalls bei einigen Grundstücken im Eigentumskataster vermerkt.
Im Raum Harrlach sind die Grundstücke dagegen oft im Besitz von Privatleuten: Viele haben schon öffentlich bekundet, nicht verkaufen zu wollen. Auch der Familie Faber-Castell soll dort Wald gehören. Auf die Nachfrage unserer Zeitung, wie sich die Familie zu den ICE-Werks-Plänen stellt, gab es bis zum Redaktionsschluss dieser Ausgabe keine Antwort. Ohnehin spielen laut Regierungssprecher Martin Hartnagel die Eigentumsverhältnisse im Raumordnungsverfahren "keine Rolle". Was im Umkehrschluss bedeutet: Am Ende muss die Bahn die Enteignung jener Flächen gerichtlich durchsetzen, die nicht freiwillig verkauft werden.
"Das Raumordnungsverfahren soll nun feststellen, wie sich das geplante Vorhaben auf die für die Raumordnung wichtigen Aspekte, wie zum Beispiel Verkehr, Natur und Landschaft, Wirtschaft mit Land- und Forstwirtschaft, Erholung, Klimaschutz, Siedlungsentwicklung oder Wasserwirtschaft auswirkt. Die Städte Nürnberg und Roth sowie die Märkte Allersberg, Feucht, Pyrbaum und Wendelstein werden die Projektunterlagen als beteiligte Gemeinden für einen gewissen Zeitraum öffentlich auslegen. Die Verfahrensunterlagen können aber auch auf der Internetseite der Regierung von Mittelfranken unter www. reg-mfr. de/ice-werk eingesehen werden. Von dem Projekt betroffene Kommunen, Behörden, Verbände und Bürger können bis zum 30. Juni ihre Stellungnahmen abgeben per E-Mail an raumordnungsverfahren@reg-mfr. bayern. de. "Voraussichtlich im Herbst wird das Verfahren mit einer landesplanerischen Beurteilung abgeschlossen", heißt es von der Regierung.
HK
Heinz Wraneschitz
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