Hilpoltstein
Ratschläge im Umgang mit Populismus

11.12.2017 | Stand 02.12.2020, 17:05 Uhr

Hilpoltstein (nhe) Die Veranstaltung hätte mehr Zuhörer verdient, ja vielleicht sogar haben müssen. In Zeiten von Pegida und zunehmender politischer, verbaler Aggression vermittelte Christian Boeser-Schnebel, akademischer Oberrat am Lehrstuhl für Pädagogik mit Schwerpunkt Erwachsenen- und Weiterbildung an der Universität Augsburg, in seinem Vortrag nicht nur viel Wissenswertes über Populismus, sondern zeigte auch Strategien auf, dagegen anzugehen.

Zu Beginn erklärte Boeser-Schnebel erst einmal den Begriff Populismus, der vor allem für eine volksnahe, oft demagogische Politik stehe, die das Ziel habe, durch Dramatisierung der politischen Lage die Gunst der Massen zu gewinnen. Es würde sich meist um eine Kritik an die Eliten handeln, an die "da oben", verbunden mit dem Anspruch für das Volk zu sprechen. "Der populistische Politiker verkauft sich als eine Art Heilsbringer der das Volk versteht. Dass das Volk nicht homogen, sondern vielmehr heterogen ist und bunt gemischte Meinungen hat, wird dabei jedoch ignoriert."

Das Erfolgsrezept von Populisten sei es, auf schwierige Fragen einfache Antworten geben zu können. Dabei würde Politik mit den zunehmenden Verflechtungen in einer immer komplexeren Welt zunehmend komplizierter.

Bei der Suche nach Lösungen, gegen Populismus und Stammtischparolen anzugehen, verdeutlichte Boeser-Schnebel, dass nicht das einzelne Statement, sondern die Haltung entscheidend sei. Auch die Bereitschaft zur Überwindung des "Die-Wir-Denkens" und des "Entweder-Oder-Denkens" hin zu einem Denken in Wechselwirkungen und in Dilemmata sei wichtig.

Bei der Frage, was nun genau gegen Stammtischparolen und Populismus helfe, erläuterte der Referent, dass man zuerst an sich selbst arbeiten müsse. "Offen zu sein für andere Sichtweisen, dabei aber für sich selbst klar Positionen zu beziehen, wäre ein Anfang." Danach komme es auf die richtige Technik an, um mit dem Gegenüber ins Gespräch zu kommen. Eine Möglichkeit sei eine Aussage mit anderen Worten zu wiederholen und nachzufragen, wenn man glaubt, etwas nicht richtig verstanden zu haben. Auch das Ausdrücken der eigenen Gefühle bezüglich einer Formulierung und das Äußern von Wünschen sei eine gute Möglichkeit.

Boeser-Schnebels Empfehlungen: In ruhiger Gesprächsatmosphäre zum gemeinsamen Denken einzuladen, interessiert nachzufragen, gezielt nach Wechselwirkungen oder Dilemmata zu fragen, Verstandenes rückzumelden und sich erst dann selbst zu positionieren und bewusst einzuladen, an der politischen Willensbildung mitzuwirken. "Gehen Sie in die Auseinandersetzung mit Andersdenkenden, um deren Engstirnigkeit zu überwinden - und Ihre eigene!"