Greding
Rat von der Polizei: "Nehmen und wegschmeißen"

04.08.2010 | Stand 03.12.2020, 3:48 Uhr

Greding (HK) "Wenn ich das schon alles bekommen hätte, was die mir versprechen, wäre ich eine reiche Frau." Ingeborg S. aus Thalmässing weiß nicht, ob sie lachen oder sich ärgern soll. Seit sie vor zwei Jahren bei einem Preisausschreiben mitgemacht hat, weil sie dachte, es komme von N-Ergie und sei etwas "Reelles", erhält sie ständig Gewinnmitteilungen.

Die neueste lockt sie wie eine Reihe anderer Adressaten aus Thalmässing und Greding am heutigen Donnerstag ins Hotel Schuster nach Greding. Hingehen kommt für sie nicht in Frage, eher schon hätte sie das Schreiben bei der Polizei vorbeigebracht. Den Versprechungen vom "leckeren und reichhaltigen Frühstück", dem "köstlichen Mittagessen" und dem "hochwertigen Blutdruckmessgerät" sowie der Zusatzprämie, "ein mobiles Navigationsgerät" , alles natürlich kostenlos, hat sie sowieso nicht getraut. Und auch nicht der Aussicht auf 248,38 Euro, die sie angeblich bekommen sollte. In ihrem Misstrauen sieht sie sich durch den gestrigen Bericht im Hilpoltsteiner Kurier bestätigt, in dem von zwei solchen Veranstaltungen in Kösching und Ingolstadt die Rede ist, die wohl unter dem Begriff "Kaffeefahrt" einzustufen sind.

Als solche müssten sie eigentlich zwei Wochen vorher beim Ordnungsamt der Kommune angemeldet sein. Christine Beck von der Stadt Greding hat eine solche Anmeldung aber nicht vorliegen. Die Mitarbeiter des Hotel Schusters fielen gestern aus allen Wolken, als sie durch einen Anruf des Hilpoltsteiner Kurier erfuhren, was hinter der heutigen Veranstaltung steht. Man habe einen Raum an die Firma Room Reservation Service mit Sitz in Amsterdam vermietet. Im Vertrag sei von einer vierstündigen Veranstaltung die Rede, zu der 20 bis 30 Personen erwartet werden. "Verzehr: Tasse Kaffee und Brötchen." Das soll wohl das "reichhaltige und leckere Frühstück" sein, von einem "köstlichen Mittagessen" ist in der Reservierung nicht die Rede. Aus ihr kann man auch nicht entnehmen, welche Art von Veranstaltung genau geplant ist. Lediglich der Sitzplan, der einen drei Meter langen Vorführtisch vorsieht, lässt Rückschlüsse zu.

Bei der Polizei in Hilpoltstein hat sich noch kein Empfänger eines solchen Schreibens gemeldet, berichtet der stellvertretende Chef Siegfried Frauenschläger. Der kennt ein solches Schreiben aber, weil ein Kollege das von einem Bekannten bekommen hat. "Die Schreiben sind allerdings in der Regel so formuliert, dass die Polizei hier nicht einschreiten kann", erklärt er. Er hat deshalb nur einen Tipp für die Adressaten solcher Briefe parat: "Nehmen und wegschmeißen."