Raps hat sich zu einem Spekulationsobjekt entwickelt

06.02.2008 | Stand 03.12.2020, 6:09 Uhr

Josef Schneider sieht trotz momentaner Schwierigkeiten optimistisch in die Zukunft. - Foto: jr

Mühlhausen (jr) Die Rapspreise steigen und steigen. Raps hat sich auf dem Weltmarkt zu einem massivem Spekulationsobjekt entwickelt. An Rapsöltankstellen in der Region ist der Literpreis auf 115,9 Cent gestiegen und hat sich schon fast dem Dieselpreis angeglichen. Was die Rapsbauern freuen mag, erfüllt den Geschäftsführer der Juraps GmbH, Josef Schneider, mit Sorge. DK-Redakteur Josef Riedl sprach mit ihm über die neue Ölmühle, das Energiesteuergesetz, die Hochpreissituation beim Raps und deren Folgen sowie die Zukunft für das Unternehmen und die Rapserzeuger.

Herr Schneider, die Juraps GmbH und deren Anteilseigner haben 2006 rund eine Million Euro in die neue Ölmühle an der Mühlhausener Lände direkt am Main-Donau-Kanal investiert, Was hat Sie zu dieser Entscheidung bewogen? War der Umzug von Plankstetten nach Mühlhausen der richtige Schritt

Josef Schneider: Für eine Ölmühle gibt es keinen besseren Standort als eine Wasserstraße. Auch für den Transport anderer landwirtschaftlicher Güter wie Getreide oder Dünger bot sich der Ort direkt am Kanal an. Das Gelände ist 12 500 Quadratmeter groß und zukunftsfähig.

Stichwort zukunftsfähig. Wird Ihnen denn nicht Angst, wenn sie fast tagtäglich Meldungen über Preissteigerungen beim Raps registrieren müssen. Die Juraps GmbH hat die Preise für Rapsöl stark angehoben. An den Tankstellen kostet der Liter Rapsöl schon 115,9 Cent. Gibt es da überhaupt noch eine Nachfrage

Schneider: Das Energiesteuergesetz und die Preisexplosion beim Raps machen uns schon zu schaffen. Seit 1. Januar 2008 gilt die zweite Stufe des Energiesteuergesetzes. Jetzt beträgt die Steuer für Rapsölkraftstoff stattliche zehn Cent. Das verteuert. Dazu kommt die unglaubliche Preissteigerung beim Raps. Bei der Ernte 2007 haben wir noch 27,50 Euro pro Doppelzentner Raps bezahlt, seither geht der Preis steil nach oben. Der "Spitzenpreis" von 27,50 Euro pro Doppelzentner zur Ernte 2007 hat uns gut getan, weil es seit 1995 das Ziel des Maschinenringes war, den Preis für den Raps hochzubringen. Absolut nicht mehr gut tut uns allerdings der jetzige Rapspreis, der in Richtung 40 Euro pro Doppelzentner geht. Bei einer Preissteigerung von 50 Prozent verteuern sich natürlich der Rapskuchen und das Rapsöl. Wenn wir Preissteigerungen weitergeben, begrüßen uns natürlich die Verbraucher "freundlich".

Was müssen denn die Verbraucher aktuell bezahlen

Schneider: Zur Zeit haben die Bauern für den Rapskuchen 23 Euro pro Doppelzentner zu berappen. Das ist fast soviel, wie die Bauern 2007 für ihre Ernte bekommen haben. Entlastend ist für uns, dass der Sojaschrotpreis um mehr als 50 Prozent gestiegen ist. Beim Rapskuchen geht die Rechnung noch auf, auch wenn die Landwirte stöhnen. Außerdem handelt es sich bei unserem Rapskuchen um einheimisches und gentechnikfreies Kraftfutter. Bei dem hohen Rapsölkraftstoffpreis brechen uns Speditionen weg. Bisher haben wir mehr als die Hälfte des bei uns gepressten Rapsöles über die Tankstellen abgesetzt. Jetzt ist Rapsöl fast so teuer wie Diesel. Das freut die Verbraucher natürlich nicht, und auch wir haben Bauchweh, obwohl wir vor zwölf Jahren, bei Beginn der Rapsölvermarktung als Kraftstoff, ähnliche kleine Preisabstände zwischen Rapsöl und Diesel hatten. Damals waren uns die Umwelt und die Regionalvermarktung das Wichtigste. Die Geiz-Ist-Geil-Mentalität gab es damals noch nicht.

Wo rührt der hohe Rapspreis her und wie sieht ihre Prognose für die Zukunft aus

Schneider: Diese Preissteigerung ist einmalig in der Geschichte des Rapshandels. Der Anstieg hat einmal damit zu tun, dass die Anbauflächen in Bayern um fünf Prozent und bundesweit um sechs bis sieben Prozent zurückgegangen sind. Seit Herbst 2007 ist der Raps ein massives Spekulationsobjekt. Der amerikanische Weizen wird in Chicago 25 Mal gehandelt und ein Mal gemahlen. Mit dem Raps sind wir auf dem gleichen Weg.

Sehen Sie eine Gefahr für die Juraps GmbH und ihre 252 Anteilseigner

Schneider: Unser Ziel war es, in die Menge zu gehen, dafür haben wir die neue Ölmühle gebaut. Die auf 7000 Tonnen Saat pro Jahr ausgerichtete Kapazität wäre auf 10 000 Tonnen zu bringen. Wir werden langsamer wachsen als geplant. Diesel wird nicht billig bleiben, davon bin ich überzeugt. Das Zeug geht zu Ende und wird knapp und teuer. Das ist die Chance für das Rapsöl. Allerdings soll laut Beschluss des Bundestags Pflanzenöl bis 2013 stufenweise bis 45 Cent pro Liter besteuert werden. Ich hoffe, dass sich da noch etwas ändert. Bei dieser Energiesteuer merkt man, wie eng Politik und Wirtschaft zusammenarbeiten. Die großen Energiekonzerne wollen verhindern, dass Landwirte ihre Energieversorgung in die eigenen Hände nehmen. Die Besteuerung wird den Pflanzenölmarkt hart treffen. Stabilisierend in der ganzen Situation, die keinen Anlass zum Jubeln gibt, ist, dass die Juraps GmbH ihr Getreide- und Rapslager gemeinsam mit den starken Partnern Bayernhof GmbH und Raiffeisenbank Berching-Freystadt-Mühlhausen betreibt. 2007 war für die Juraps GmbH wirtschaftlich ein gutes Jahr, das gibt Kraft für 2008, das ein sehr spannendes Jahr wird. Die 252 Anteileigner werden für 2007 mehr als drei Prozent als Rendite für ihre Einlagen erhalten. Wir hoffen dass sie uns weiterhin die Treue halten werden.