Rappende Regensburger und strippende Songwriter

18.09.2011 | Stand 03.12.2020, 2:24 Uhr

Lobster Club rockten ihr Heimspiel im sehr gut besuchten Lindenkeller. - Foto: Osterloh

Unbedingt sehenswert: Phil Vetter eröffnete als erster Liveact das Festival. Und das relative kleine Café Pinhack war von Eingangstür bis Bühne gestopft voll mit Musikbegeisterten. Dass der Singer-Songwriter Phil Vetter unbedingt sehenswert ist, hat sich schon herumgesprochen, bereits zweimal war er schon zu Gast im Lindenkeller.

Am Ende applaudierten die Zuschauer begeistert und Phil verteilte für sein neues Album „Karate“ großzügig vier Flyer – den Rest hatte er zu Hause vergessen. Da er Schrobenhausen heuer noch ein weiteres Mal mit einem Konzert beehren wird, war dieser kleine Fehler jedoch zu verschmerzen. Und schon ging’s für die meisten mit dem Shuttlebus weiter zum nächsten Gig in den Lindenkeller. kuc

n Im Wohnzimmer: Lobster Club taten das, was sie immer tun, und wohl auch am besten können. Sie rockten ihr Wohnzimmer – Sig’s Kneipe – wie nur sie es können. Im prall gefüllten Lindenkeller kamen die Zuhörer in den Genuss eines Akustiksets unter anderem mit Klassikern von den Stones, mit dem die Lokalmatadoren einen „geschmeidigen Start“ hinlegten. Aber auch die eigenen Klassiker, die viele der Besucher schon seit Jahren mitsingen können, überzeugten. Ein sehr gelungener Auftritt der „weltbesten Band Schrobenhausens“, die im Rahmen der Aftershowparty beim Sig noch als Barney Gumble Experience einen Auftritt hatten. osf

n Wenn Blicke flöten könnten: Beim Betreten des Cineparks konnte man sie schon von unten erspähen: die Blockflöte des Todes. Statt einer düsteren Stimmung, die man wegen des Klangs dieses ungewöhnlichen Künstlernamens hätte erwarten können, begrüßten einen jedoch gut gelaunte Gesichter und abermals große Hitze. Fast so dicht gedrängt wie im Lindenkeller lachten hier knapp 100 Leute über die Texte des Berliner „Single“-Songwriters, die von seinen kulinarischen („Im Schlachthof ist heut Tag des offenen Tiers“), politischen („Ich hab nie FDP gewählt“) und sexuellen Vorlieben und Problemen („Ich habe eine Mädchenhaarallergie“) handeln. Schnell begriff jeder, dass dieser Künstler kein Blatt vor den Mund nimmt und auch ansonsten wenig Hemmungen zeigt – den Song „Pummelchen“ spielte er „aus Solidarität gegenüber allen kräftigeren Frauen“ sogar oben ohne. kuc

n Heimspiel: Hello Gravity haben sich in den vergangenen Jahren die Position der überregional bekanntesten Schrobenhausener Band erspielt. Bei ihren Konzerten werden sie deshalb auch meistens von einer Schar von Fans aus ihrer Heimatstadt begleitet. Tom, der Bassist, gab im Gespräch nach dem Konzert aber zu, sie seien in Schrobenhausen gerade deswegen so aufgeregt, weil sie jeder kennt. Nichtsdestotrotz zeigte die junge Band im Cantona ihre Aufregung kein bisschen, sie verwandelten die Show in ein Heimspiel. Der Liveclub war von alteingesessenen Fans und neu Bekehrten geradezu überfüllt, die Stimmung für die meisten am Höhepunkt des Abends. Und als Hello Gravity nach ihrer ersten Zugabe, einem grandiosen Cover von Blondies „Heart of Glass“, auch noch ihren bekanntesten Song „Sunshine From The Inside“ spielten, sangen fast alle mit. kuc

n Soul aus Mannheim: Da die Instant Vibes wegen eines Krankheitsfalles kurzfristig abgesagt hatten, war vielen nach der Hitze des Cantonas die entspannende Shuttle-Busfahrt zur nächsten Location gerade recht. Die war – je nach Belieben – das Zoom oder das für Konzerte eher ungewöhnliche Bauernbräu, wo noch ein ganz besonderer Act bevorstand: The Schogettes. Dahinter verbirgt sich eine Mannheimer Girlgroup, die sich statt auf Pop auf Soul und R&B spezialisiert hat. Und die Mädels – oder besser Damen – gingen mit vollem Einsatz ihrer Mission nach: mit dem Publikum in die frühen 60er zu reisen. Wie schon bei sämtlichen Konzerten zuvor war auch dieser Saal gestopft voll. Doch während im Cantona oder im Zoom eher die junge Generation dominierte, hatten sich im Bauernbräu Musikbegeisterte jeden Alters eingefunden, die sich von den Sounds der sieben Schogetten und des Schlagzeugers mitreißen ließen. Für gut eine Stunde wurde Schrobenhausen zu „Soulville“.

kuc

n Rap aus Regensburg: Fuadadeimuada aus Regensburg, erst Anfang des Jahres gegründet, schafften es, seit langem das Zoom mal wieder zu füllen. Knapp 350 Besucher durften sich von dem karibisch angehauchten Calypso-Rock, garniert mit derbem „rengschburger Mundart-Rap“, überzeugen. Der berühmte Funke sprang schon bei den ersten Songs auf das bunte Publikum über. Die Band musste nicht auffordern, näher zur Bühne zu treten, lediglich die anfangs tanzfaulen Zuhörer motivieren. Und dann tanzten, sangen und feierten alle mit einer Band, die sie zuvor nicht gekannt hatten. Mit populistischen Songs wie „Warum hat des Bundesland koan Strand“, die funky und poppig klingen, hatten sie die Massen bald auf ihrer Seite. Zwischendrin dann mal eine Percussion-Show im Stile der Bluemangroup und eine Beatbox-Einlage, auf die ein basslastiger Hip-Hop-Beat folgt. Erfrischend anders und ungemein vielfältig. Band und Zuschauer sind gleichermaßen voneinander beeindruckt! osf

n Hardrock-Eckers: Als letztes gab sich die Aichacher Band R ’n’ R Noise Explosion im Café Eckers die Ehre. Auch hier war die zugegebenermaßen etwas kleinere Lokalität in Kürze voll. Und dann rollte er auch schon los, der „Rock ’n’ Roll Train“. Die sieben Musiker, unter anderem ein Saxofonist, wurden ihrem Bandnamen in jeder Hinsicht gerecht. Die selbst arrangierten Rockclassics, unterstützt von Klavier und Saxofon, kamen an beim Publikum. Alt und Jung tanzen zu Stücken von den Stones und Lynyrd Skynyrd. Das Eckers wurde zum Hardrock Café Schrobenhausen. Knappe zwei Stunden spielten die Rocker und beschallten die Innenstadt, wo sich auch noch draußen vor dem Eckers in der lauen Spätsommernacht viele Zuhörer eingefunden hatten und durch das Fenster den einen oder anderen Blick erhaschten. Dann war Schluss im Hardrock-Eckers. osf