Mindelstetten
Raphael Graf gewinnt Wettbewerb

Der Eichstätter Bildhauer wird die Gestaltung des Anna-Schäffer-Gartens mit Kreuzweg übernehmen

19.02.2018 | Stand 02.12.2020, 16:48 Uhr

Foto: Isabel Ammer

Mindelstetten (DK) Der Eichstätter Künstler Raphael Graf wird den Anna-Schäffer-Garten in Mindelstetten gestalten. Mit seinem Konzept von Kreuzweg und Gartengestaltung überzeugte der Bildhauer die Jury. Die meisten Stimmen von Bürgern bekam der Deisinger Künstler Günther Schlagbauer.

"Wir haben nicht damit gerechnet", sagt Raphael Graf - umso erfreuter seien er, seine Frau Adelheid und die Architektin Karin Fackler über die Entscheidung. "Man gibt ein Konzept ab und muss es ein stückweit loslassen", beschreibt Graf das Gefühl, am Wettbewerb teilzunehmen. Dass sie nun wirklich den Garten gestalten und den Kreuzweg formen dürfen, sei eine große Ehre. "Und wir gehen mit ganz viel Respekt an die Aufgabe." Der nächste Schritt nach der offiziellen Auftragsvergabe wird sein, die Steine zu bestellen, erläutert Graf. Zudem sollen währenddessen schon Modelle und Zeichnungen für die Kreuzwegstationen entstehen. Schließlich ist die Zeit eher knapp bemessen: Schon am Gebetstag der Anna Schäffer, am 26. Juli, soll der Kreuzweg die Pilger anlocken.

Das Gremium war am Freitag zu dem Ergebnis gekommen, das Ideenkonzept des Eichstätter Bildhauers Raphael Graf der katholischen Kirchenstiftung St. Nikolaus zur Umsetzung zu empfehlen. "Ich hoffe, dass der vorgeschlagene Kreuzweg Mindelstetten bereichern wird", so Pfarrer Johann Bauer. "Das Ideenkonzept von Raphael Graf ist genial, weil er alle Kriterien, die gefordert waren, in sich vereint", sagte Christoph Würflein, Geschäftsführer des Naturparks Altmühltal. Mit der Gestaltung des Anna-Gartens soll für Mindelstetten und den Naturpark ein neues attraktives spirituelles Angebot entstehen, das generationenübergreifend die Menschen anspricht.

"Für Mindelstetten ist das Auswahlverfahren schon alleine ein Gewinn", sagte Kirchenpfleger und Bürgermeister Alfred Paulus. Denn an den vergangenen Sonntagen hatten sich zahlreiche Bürger im Pilgersaal für die Konzepte der vier Künstler interessiert und sich mit dem Lebensweg der Anna Schäffer auseinandergesetzt. Viele nutzten die Gelegenheit zum persönlichen Gespräch mit den Künstlern.

Bei einer Umfrage ging der Vorschlag von Günther Schlagbauer bei den Bürgern als Favorit hervor, gefolgt von Raphael Graf, Rupert Fieger und der Arbeitsgemeinschaft Ursprungskunst unter der Führung von Bernhard Thoma aus Schamhaupten. Das Gremium hat auch das Votum der Bürger mit in die Entscheidung einfließen lassen. Darüber hinaus waren weitere Kriterien bei der Entscheidungsfindung zu berücksichtigen. So wurde die Umsetzung der Aufgabenstellung unter den Aspekten der Kreativität, der Spiritualität, der Offenheit und Vieldimensionalität, des Ausdrucks, der Kosten und nicht zuletzt der Förderfähigkeit im Rahmen des Leader-Programms bewertet.

"Ich bin nicht enttäuscht. Es ist ein Wettbewerb und es kann nur einer gewinnen", sagt Bernhard Thoma, der Raphael Graf auch schon zum Sieg gratuliert hat. "Ich habe tolle Leute kennengelernt und tolle Erfahrungen gesammelt", beschreibt Thoma. Ein Grund, warum die Teilnahme am Wettbewerb für ihn und sein Team auf gar keinen Fall umsonst war. Dank der vielen Begegnungen sei es keine verlorene Zeit, ganz im Gegenteil. Eines der Ziele sei ja auch gewesen, Interesse an der heiligen Anna Schäffer zu wecken - und das sei mit dem Wettbewerb auf jeden Fall gelungen. Auch in die Endrunde gekommen zu sein, sei schon ein Gewinn, so Thoma weiter. Außerdem: "Ich bin überzeugt, dass unser Kreuzweg entstehen wird." Der Schamhauptener ist einer der Verantwortlichen bei der Initiative "Kirchen für den Osten" und baut mittlerweile weltweit Kirchen. In Nordnorwegen soll das nächste Gotteshaus entstehen, gerade war eines in Kasachstan fertig geworden. An einer davon wird sich bestimmt Platz für den Kreuzweg finden. Vom Konzept ist Thoma schließlich weiterhin überzeugt.

Im ausgewählten Konzept von Raphael Graf werden die Pilger bereits im Eingangsbereich des Gartens von der Heiligen empfangen, die in der Darstellung durch ein Fenster blickt. Damit wird eine Verbindung zum Haus der Heiligen und ihrem Leben hergestellt, ist Alfred Paulus begeistert. Denn sie habe immer aus dem Fenster auf die Kirche geschaut, weiß er noch von seinem Großvater. Professor Wolfgang Vogl von der Katholischen Theologischen Fakultät der Universität Augsburg ist ebenfalls angetan von Grafs Konzept, das mit dem Wegkreuz und dem Lebenskreis starke christliche Symbole aufgreift. Die sieben Stationen, die als Stelen entlang des Kreises aufgestellt werden, sind aus heimischem Jurastein. Mit der Auferstehungsstation schließt sich der Kreis und entlässt den Pilger und Besucher gestärkt mit neuer Hoffnung in sein Leben. Johann Ammer, Domkapitular der Diözese Regensburg, sieht in der künstlerischen Darstellung des ausgewählten Entwurfs eine zukunftsweisende Interpretation. Sowohl der Kreuzweg als auch das Leben der Anna Schäffer werden so in Mindelstetten und darüber hinaus in die Welt strahlen. Und das sei genau das, was alle erreichen wollen, sagten auch Pfarrgemeinderatsvorsitzende Anita Irl, und der stellvertretende Bürgermeister Jakob Lang.

Etwas enttäuscht ist der Deisinger Künstler Günther Schlagbauer. Schließlich hat er ja die meisten Stimmen aus der Bevölkerung bekommen mit seinem Modell. Für diese Unterstützung will er sich bedanken. Seine Gemälde auf Zandter Plattenkalk sind bereits fertig. Sie werden nun nicht in Stelen für einen Kreuzweg eingelassen, sondern bekommen einen Platz auf dem Flügelsberg, in einem Gewölbe der früheren Ritterburg. Zusammen mit dem Modell können sie Interessierte dort besichtigen - am 3. Juni ist Tag der offenen Tür. "Es ist ein schöner Platz und der Wettbewerb hat keinem geschadet, so gesehen sind wir alle Gewinner." Die Heilige bekommt auf diese Weise nun auch noch ein Gewölbe gewidmet - "das ist mir Anna Schäffer wert".