Weißenburg
Rap, Reggae und Kinderlieder

Festival im Bergwaldtheater - Musik aus allen Sparten und für jeden Geschmack

31.05.2019 | Stand 23.09.2023, 7:13 Uhr
  −Foto: Meyer

Weißenburg (EK) Die Musiksommer-Festivalsaison 2019 in der Region hat begonnen.

Den Start dafür machte das Heimspiel im Bergwaldtheater bei Weißenburg. Unter dem Motto "Wald. Licht. Festival" wurde das beliebte Musikfestival in diesem Jahr von einem neuen Veranstalter aufgezogen. Auf zwei Konzertbühnen konnten Bands und Musiker wie Bausa, Pam Pam Ida, Joris oder Kleinstadtecho in einem der schönsten Freiluft-Veranstaltungsorte angehört werden.

Auch die Kinder wurden bestens unterhalten. Kinderschminken und Clowns waren angesagt. Für musikalische Freuden sorgten "Rodscha und Tom", die den Nachwuchs mit ihren witzigen Mitmachliedern wie "Paul und Louise" begeisterten. Außerdem wurde das Bergwaldtheater durch das Outdoor-Festival Heimatrausch zum Abenteuerspielplatz gemacht und eine Food-Truck-Meile sorgte für den kulinarischen Genuss.

Den Konzertreigen der Hauptbühne eröffnete die Band Herr Rauch. Dahinter verbirgt sich der Weißenburger Musiker Stefan Rauch mit seiner Truppe. Die fünfköpfige Gruppe, der Gitarrist fehlte bei diesem Auftritt, brachte mit Liedern wie "TT" und "Pogo & Ballett" die ersten Fans zum Tanzen.

Danach war das "Emigrantski Raggamuffin Kollektiv" RotFront aus Berlin am Start. Extra für dieses Konzert aus der Hauptstadt angereist, konnten sie mit ihrer Bläsersektion, Gitarre, Schlagzeug sowie Bass und Gesang und der Mischung aus Rock, Hip-Hop, Dancehall, Reggae, Ska und Klezmer die Zuhörer trotz des einsetzenden Regens für sich gewinnen. Die Combo setzte damit ein erstes großes Ausrufezeichen des Festivals. In verschiedenen Sprachen zu Hause, brachte die Band um Yuriy Gurzhy mit Songs wie "Sigaretta", "German Dance" und "Berlin - Barcelona" die Menge zum Hüpfen und Tanzen.

Die Sonne kam wieder zum Vorschein bei Miwata, ein oft und gern gesehener Gast beim Heimspiel. Dieser unterhielt zusammen mit seiner Band mit lässigen Dancehall- und Reggae-Rhythmen seine Anhänger, gab Songs aus seiner bisherigen Schaffenszeit zum Besten, vorgetragen teilweise im Akustikgewand, aber auch aus seinem brandneuen Album "Eukalyptus", das erst einen Tag zuvor erschien und erhielt dafür kräftig Beifall von seiner Fangemeinde. Er rüttelte mit politischem Statement auf und erklärte "Wir sind eins" und "dass wir gemeinsam die Welt verändern können". Der Pop-Headliner Joris Buchholz alias Joris war für viele Besucher sicherlich der Höhepunkt des Festivals. Dicht gedrängt stand das überwiegend junge Publikum am Bühnenrand und jubelte dem Norddeutschen samt seiner Band zu. Es herrschte eine vorzügliche und ausgelassene Stimmung im historischen Steinbruch. Es wurde geklatscht und textsicher mitgesungen. Der sympathische 29-Jährige hatte von Beginn an die Aufmerksamkeit seiner Anhänger und das schaffte er mühelos mit Liedern wie "Bis ans Ende der Welt" oder "Feuerwesen". Dass er ruhige und nachdenkliche Lieder im Repertoire hat, bewies Joris mit dem melancholischen "Glück auf", das er alleine auf dem Klavier vortrug. Er begab sich zu den Zuhörern, erzählte, dass dies hier "die kleinste Bühne seit langem wäre", auf der sie spielen und er sich sehr wohl hier im weiten Rund der Freilichtbühne fühle. Er bot den Zuschauer an, ihren Konzertnachbarn zu umarmen, auch wenn er fremd sei. Joris erzählte von seinen Erfahrungen und Gefühlen nach seinem Konzert in Ansbach 2016, als sich dort ein Selbstmordattentäter in die Luft sprengte und bedankte sich bei allen Gästen, die Konzerte trotzdem weiterhin besuchen.

Lustig war ein selbstgebauter Instrumentenwagen, der mit Flaschen, Gläsern, einer Hitmaschine, Schreibmaschine und mit einem indischen Harmonium ausgerüstet war, auf dem die Truppe unter anderem das Titanic-Lied "My Heart Will Go On" anstimmte und dies mit tatkräftiger gesanglicher Unterstützung der Zuhörer. Viel zu schnell verging die Zeit und nach einer Stunde verließ die Gruppe zunächst die Bühne. Die Zuhörer forderten lautstark Zugabe, die Joris mit "Du" (Hey, Hey, Hey, Hey) und "Herz über Kopf" noch gab.

Durch die kurzfristige Absage von Dicht & Ergreifend wechselte Pam Pam Ida aus Sandersdorf bei Altmannstein von der Zweitbühne auf die Hauptbühne, um dort für 75 Minuten für Begeisterung beim Publikum zu sorgen. Die Musiker vereinen bayerische Tradition mit elektronischen Sound und bedienen sich ebenso beim Reggae und der Popmusik. Pam Pam Ida, das waren Sänger, Gitarrist, Blockflötenspieler und Tenorhornbläser Andreas Eckert, Julian Menz am Schlagzeug, Bassist Jürgen "Charly" Neumeier, Daniel Randlkofer an der Gitarre, Thomas Thumann mit diversen Schlaginstrumenten und Gitarre, sowie Christian Winkler an den Tasten und Blasinstrumenten. Sie gaben Lieder wie "Vielleicht" und "Gockl" zum Besten. Eckert erzählte er habe "Muffensausen", weil die Combo zwischen zwei Chartgrößen spielen dürfe. Bei "Bis auf die Knochen", eingeleitet mit "Heit gibt's a Rehragout", hatte sie als Special Guest den bayrischen Rapper BBou mit auf der Bühne.

Zur späterer Stunde war dann die Zeit für Rapper Bausa aus Bietigheim-Bissingen bei Stuttgart gekommen. Geduldig warteten in den ersten Reihen die jungen Fans auf den Chartstürmer. Ein überdimensionales Banner mit der Aufschrift "Powerbausa" und ein DJ-Pult verzierten die dunkel ausgeleuchtete Bühne. Pünktlich war der Musiker, mit tiefsitzender Baseballkäppi und den rechten Arm im Verband, für seine Fans da und ließ gleich jeden wissen, wer der Baron am heutigen Abend ist. "Wo sind meine Mädchen? ", fragte er ins Publikum und ein durchdringendes "Hier" kam zurück. Er habe sich was in Afrika geholt, deshalb trage er einen Verband am Arm, erzählte er. "Aber nix schlimmes". Mit seinen nicht ganz jugendfreien Songtexten wie bei "Medusa" oder "Casanova" und der Mischung aus Rap, AutoTune und R&B traf er den Nerv seiner Anhänger, die tatkräftig mitsangen. Warum die meisten Besucher bis zum Ende des Auftrittes geblieben sind, zeigte sich dann deutlich, als Bausa seinen Nummer 1 Hit "Was du Liebe nennst" performte. Da war solidarisches Mitsingen angesagt. Mit einem Besuch beim Publikum und vielen gemeinsamen Selfies verabschiedete sich Bausa und hinterließ eine Schar zufriedener Teenies.

Auf der zweiten Bühne wurde auch Musik gemacht. Zum Beispiel von "Kleinstadtecho" aus Gunzenhausen. Die vier Jungs und Mädels zeigten rotzigen, melodieverliebten Rock mit deutschen Texten und heizten der Zuschauermenge mit "Tribut" und "Freier Fall" ordentlich ein. Ebenso waren die Punkrocker Vizediktator, die Nürnberger Formation Me & Reas mit sonnigen Folk-Pop, Stacia, die als Ersatz für Wunderwelt einsprang und alleine mit Gitarre gegen Joris ankämpfen musste, mit am Start, sowie als Raumscheißer beim Heimspiel der Oberpfälzer BBou mit bayrischen Rap-Gesang.
 

Stefan Meyer