Ingolstadt
Ramadan light

Kein gemeinsames Fastenbrechen: Muslimischer Fastenmonat muss mit Einschränkungen zurechtkommen

19.04.2020 | Stand 02.12.2020, 11:31 Uhr
Leere Gebetshäuser im Ramadan: So wie hier auf diesem Symbolbild betet Mehmet Fatih Cerko, Imam in der Kocatepe-Moschee, im Fastenmonat alleine für gläubige Muslime. −Foto: Brandl

Ingolstadt - Nicht nur die christlichen Kirchen hat die Viruspandemie fest im Griff: Auch in den Ingolstädter Moscheen fällt derzeit das gemeinschaftliche Gebet aus.

 

Betroffen von den Corona-Beschränkungen ist dieses Jahr zudem der muslimische Fastenmonat Ramadan, der am kommenden Freitag beginnt. Für gläubige Muslime bedeutet das weitere Einschränkungen: Das gemeinsame Fastenbrechen nach Sonnenuntergang mit vielen Teilnehmern, wie es sonst üblich ist, wird es zunächst nicht geben. Das Mahl kann nur innerhalb der Familie in den eigenen vier Wänden stattfinden.

Längst haben sich Moschee-Gemeinden in Ingolstadt auf die Situation eingestellt, wie der DK im Gespräch mit Mitgliedern erfährt. Gebete, Unterricht und die religiöse Kommunikation haben sich in die digitalen Kanäle verlagert. So auch beim Ortsverein der Islamischen Gemeinschaft Millî Görü? (IGMG), dessen Moschee an der Schillerstraße steht. Die Freitagspredigt könne über das Internet empfangen werden, heißt es vom Vorsitzenden Ibrahim Celik.

In der Moschee, wo sonst bis zu 300 Kinder Koranunterricht und Nachhilfestunden erhalten, werde die Zeit für Reinigungs- und Umbauarbeiten genutzt. "Es wird alles online unterrichtet, denn die Gesundheit geht vor", sagt Celik. Er hat zugleich die Hoffnung, dass nicht der gesamte Ramadan von den aktuellen Beschränkungen betroffen sein wird. Sorge bereite ihm mehr, dass die Gemeinde noch nicht sagen könne, wie sie Bedürftige mit Essen versorgt. Gehöre doch im Ramadan dazu, mit denen zu teilen, die krank, arm oder in Not sind - unabhängig von deren Glaube.

Sicher sei wohl, dass heuer keine Asylbewerber zum allabendlichen Fastenbrechen eingeladen würden, so wie in den Jahren zuvor. Ob der Verein das Essen in die Unterkünfte liefern könne, sei ebenso unklar. Die IGMG hat sich jedoch eine andere Aktion einfallen lassen: Die Frauengruppe näht Schutzmasken, die sie den Mitarbeitern des Klinikums schenken will. Auch solle für das Personal noch gebacken und gespendet werden, heißt es. So wolle man vor Beginn des Ramadan ein Zeichen setzen für Zusammenhalt und den Abbau von gegenseitigen Vorurteilen, betont Celik.

"Wir planen weder Gebete noch gemeinsames Fastenbrechen", sagt Mustafa Kadioglu vom Integrations- und Bildungsverein (IBV) Ingolstadt an der Hindenburgstraße. Damit falle dieses Jahr auch das Fastenbrechen aus, zu dem der Verein traditionell Vertreter der Stadt, der Politik und der Kirchen zu sich einlädt. Auch das Schülerheim stehe seit Mitte März leer. Die Mitarbeiter befänden sich in Kurzarbeit, sagt er. Seine Hoffnung: Dass ab Anfang Mai zumindest Zusammenkünfte in kleineren Gruppen möglich würden. "Die Situation ist schwer, weil der Ramadan eine wichtige Zeit für uns ist, in der man zusammen betet und isst", so Kadioglu. Zudem sei es für den Verein ein finanzieller Rückschlag, weil dieser auf Spenden angewiesen sei. "Wichtig ist aber die Gesundheit, das sagt auch unser Glaube", ergänzt er.

Die beiden christlichen Amtskirchen und die Ditib-Gemeinde Ingolstadt beten als Zeichen des religiösen Zusammenhalts in der Krise zusammen auf dem YouTube-Kanal von Ditib Ingolstadt. Das berichtet Nesrin Bal, die bei der Stadt Ingolstadt zuständig ist für den Bereich Begegnung Religionen. Inzwischen sind zwei interkulturelle Gebetsrufe online, die in der katholischen Pfarrei St. Pius (unter Mitwirkung von Pfarrer Martin Geistbeck) und in der Kocatepe-Moschee an der Manisa Straße - hier mit der evangelischen Pfarrerin Maren Michaelis und dem katholischen Geistlichen Clemens Hergenröder - aufgenommen wurden.

Die Stadt Ingolstadt habe in einem Schreiben an die Moschee-Gemeinden diese noch einmal darauf hingewiesen, sich im Ramadan strikt an die Anweisungen zur Eindämmung der Pandemie zu halten, führt Bal aus. Von Ditib Ingolstadt heißt es zur aktuelle Situation gegenüber dem DONAUKURIER nur: "Wir halten uns an die Regeln. "

Der Dachverband in Köln empfiehlt in einer Pressemitteilung Gläubigen, die sich fit fühlen, jedoch zu den Risikogruppen gehören, ganz auf das Fasten zu verzichten. "Erst wenn es deutliche Entwarnung und ausdrückliche Erlaubnis für das Zusammenkommen größerer Menschengruppen gibt, werden wir unsere gemeinsamen Gottesdienste und Veranstaltungen wieder aufnehmen", heißt es weiter. Zahlreiche Ditib-Gemeinden böten alternativ Online-Formate wie interaktiven Unterricht, Predigten oder Frage-Antwort-Runden über die sozialen Medien an. Auch Gruppenchats würden jetzt mehr genutzt, informiert Ditib.

DK