Rätsel zwischen Angst und Hoffnung

08.02.2007 | Stand 03.12.2020, 7:03 Uhr

Ingolstadt (DK) Afrikanische Ritualskulpturen zeigt eine Sonderausstellung im Deutschen Medizinhistorischen Museum. Zu sehen sind etwa 50 beeindruckende, meist rätselhafte Kunstwerke. Die Schau wurde am Mittwochabend eröffnet.

Kraftvoller, starrer Blick nach vorn – so ganz und gar nicht zahm geben sich die Figuren in der Ausstellung im Medizinhistorischen Museum. Afrikanische Ritualskulpturen aus der Sammlung von Prof. Gerd Plewig haben der Ausstellung den Titel "Angst und Hoffnung" gegeben.

Auf der einen Seite Angst vor Krankheiten und einer als dämonisch gefürchteten Übernatur – Angst, dass möglicherweise die Ernte verdorrt, weil es monatelang nicht mehr geregnet hat. Und auf der anderen Seite zum Beispiel die Hoffnung einer Frau auf einen möglichst großen Kindersegen oder die des Kriegers auf Jagdglück. Mit Trommeln begleiteten Mitglieder der Afrikanischen Gesellschaft Ingolstadt am Mittwochabend lautstark die Einführungsworte der Museumsleiterin Prof. Christa Habrich.

Die 40 Kilogramm schwere Hauptfigur ist mit offenem, zu einem Schrei geformten Mund dargestellt, Nägel und andere Eisenstücke sind in sie geschlagen, bedeckt ist sie mit dem ebenfalls eisernen Käppi eines Portugiesen – die Eroberer hinterließen offensichtlich großen Eindruck bei den früheren Eingeborenen. Eine Zauberfigur zeigt einen doppelköpfigen Hund – mit dem Blick ins Diesseits und Jenseits. Auch er ist mit 108 Nägeln bespickt.

Fasziniert wie die meisten der etwa 100 Ausstellungsgäste zeigte sich auch Torsten Mager. Dem Facharzt für Psychiatrie an der Ingolstädter Danuvius-Klinik gefiel an den afrikanischen Ritualskulpturen vor allem "das Ungeschminkte und das Direkte".

Weshalb die Afrikaner sich früher fast ausschließlich in Malereien und oft meisterhaft gearbeiteten Holzskulpturen ausdrückten, erklärte der erfahrene Sammler Plewig mit der fehlenden Schriftsprache der Stämme. Auffallend an diesen Kunstwerken ist auch die fehlende Signatur ihres Meisters: "Damit zeigten sie eine unglaubliche menschliche Größe", erklärte er.

Einen kleinen Trost gab Plewig dem Publikum dann aber vorsorglich mit auf d en Weg durch die meist rätselhaften Skulpturen: "Wir wissen oft gar nicht, was der anonyme Künstler mit diesem Objekt ausdrücken wollte." Die Ausstellung dauert bis 15. März.