Radweg oder Parkplätze?

23.07.2018 | Stand 02.12.2020, 16:01 Uhr

Zu "Aufgestachelt" (DK vom 6. Juli), worin es um den Radweg an der Friedrich-Ebert-Straße geht, für den Parkplätze rund um St. Vinzenz geopfert werden mussten:Der Einrichtungsleiter von St. Vinzenz, Herr Pflüger, kämpft vehement und polemisch gegen die Umwandlung von öffentlichen Parkplätzen vor seiner Einrichtung in einen Radweg.

Das ist zwar nachvollziehbar, aber kurzsichtig und nicht richtig. Es geht um öffentlichen Parkraum, wo jeder sein Auto abstellen darf, nicht nur Mitarbeitende der Einrichtung. Herr Pflüger hat schon 2016 (im Bezirksausschuss) kritisiert, die Parkplätze seien oft von Studenten zugeparkt. Wie können zwölf meist zugestellte Parkplätze das Wohl der autofahrenden Mitarbeiter von St. Vinzenz bedeuten?

Es geht um einen Stück Radweg entlang der Friedrich-Ebert-Straße zur Unterführung unter den Bahngleisen und in den Park hinter der Technischen Hochschule. Viele Radler haben bisher (illegal) den Gehweg verwendet. Mit dem neuen Stück Radweg wurde endlich eine wichtige Verbindung zur Innenstadt geschaffen. Dafür mussten die Parkplätze weichen.

Nicht nur die Einrichtung St. Vinzenz, der gesamte Nordosten hat ein gravierendes Parkplatzproblem. Und, nebenbei: andere Stadtbezirke auch. Der zuständige Bezirksausschuss im Nordosten hat sich in jeder Sitzung mit der nicht lösbaren Parkplatzproblematik zu befassen. Zum Beispiel gibt es konkrete Hinweise, dass bis zu 50 Prozent der Tiefgaragenplätze leer stehen. Die Leute parken ihr Auto lieber vor der Haustüre. Und, noch weniger beruhigend: Es wird noch enger werden. Allein im Nordosten wurde im letzten Jahr der Neubau von über tausend neue Wohnungen genehmigt.

Herr Pflüger könnte am 11. Oktober zur Bürgerversammlung in die Gaststätte des TSV Nordost kommen. Der Bezirksausschuss Nordost hat beschlossen, die Stadtteilverdichtung und ihre Folgen dort ausgiebig mit der Stadt zu diskutieren. Denn leider setzt Ingolstadt immer noch aufs Auto.

Der Radverkehr soll in Ingolstadt ausgebaut werden (Mobilitätskonzept für den Radverkehr von 2017), aber es geht nur im Schneckentempo voran. Die Stadt kriegt, wenn man so will, den Hintern nicht in den Sattel. Und der ÖPNV in Ingolstadt funktioniert auch nicht richtig, er hat nur sieben Prozent Anteil an der Mobilität, im Vergleich mit anderen Städten ein erschreckend niedriger Wert. Das Fahrrad ist die Zukunft im Stadtverkehr, andere Kommunen zeigen schon lange, es funktioniert.

Jochen Semle, Sprecher

Aktion Besser Radeln

In Ingolstadt (BRaIN)

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Vielleicht sind wir als Eltern, deren zwei Kinder St. Vinzenz besuchen, auch ein wenig befangen. Wir können nicht glauben, dass Herr Pflüger seit 2016 über die geplante Maßnahme ausreichend informiert wurde. Wurde ihm denn die Entscheidung auch mitgeteilt? Es würde uns wundern, wenn es so gewesen wäre, denn dass die Einrichtung nichts unternimmt, um dieses Vorhaben zu verhindern oder wenigsten nach Alternativen für die Mitarbeiter sucht, können wir uns beim besten Willen nicht vorstellen. Dass sich der Stadtrat danach auch nicht an St. Vinzenz gewandt hat, um die Einrichtung bei der dadurch entstandenen prekären Situation zu unterstützen, zeigt die geringe Wertschätzung für diese Einrichtung. Dabei leisten gerade dort die Mitarbeiter für diese Kinder tagtäglich Außergewöhnliches, um sie in ihren Möglichkeiten zu fördern. Wenigstens hätte man den Dialog suchen können und nicht in einer Nacht- und Nebelaktion alle vor vollendete Tatsachen stellen und bei Nachfragen schwammige und halbherzige Aussagen tätigen sollen.

Kunden für die angrenzenden Geschäfte kann man nicht zumuten, für die wenigen Male, die sie einen Parkplatz benötigen, ein paar Meter zu gehen, aber Mitarbeitern von St. Vinzenz jeden Tag schon. Ganz zu schweigen von den Kindern, die auch noch ein körperliches Handicap haben und oft von den Eltern gebracht oder abgeholt werden müssen.

Alles wird noch übertroffen durch die Aussage eines Stadtrates, Herr Pflüger erzähle "Fake- News und handle in Trump-Manier". Eigentlich handelt er selbst wie dieser Präsident. Beleidigt wie ein kleines Kind sofort zur höchsten Stelle laufen (nicht ganz, zu Gott hat er es dann doch nicht geschafft), um sich zu beschweren. Auch die Bemerkung, jeder Arbeitgeber müsse selbst für Parkplätze sorgen, ist nicht ganz passend. Ist St. Vinzenz eine Firma wie ein Sanitärbetrieb? Nein, es handelt sich um eine Schule und Kindergarten, eine soziale Einrichtung, ein Verband. Aus diesem Grund ist für uns trotzdem auch die Stadt in der Verantwortung und in unseren Augen sogar verpflichtet, hier zu helfen. Hat der Stadtrat nach der Entscheidung für den Fahrradweg Vorschläge für neue Parkmöglichkeiten gemacht oder auch nur seine Hilfe angeboten?

Wir sind nicht generell gegen den Radweg, aber eine Entscheidung zu treffen, ohne wenigstens den Versuch zu machen, die Auswirkungen für die Betroffenen ein wenig abzufangen, fällt für uns unter Herzlosigkeit und ist reiner Egoismus.

Welche gefährliche Stelle wird mit diesem Radweg entschärft, wenn man dafür jetzt in einer schmalen Straße gegen eine Einbahnstraße fährt? Wie ist der Aspekt der Sicherheit zu verstehen, wenn, wie in der Ringlerstraße, eine Halle für Zulieferer genehmigt wurde, aber kein ausreichender Wartebereich vorhanden ist und somit die Lastwagen teilweise im Halteverbot oder auf dem Radweg parken?

Leider sehen wir als Fazit mehr Nachteile für die Mitarbeiter, Kinder und deren Eltern als Vorteile für Radfahrer. Da Menschen mit Behinderung größtenteils nicht wählen dürfen, braucht sich der Stadtrat umWählerstimmen und Prestige wohl leider keine größeren Sorgen zu machen.

Susanna und Manfred Rasch,

Oberdolling

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Irgendwo haben beide Seiten recht, nur sollte man die gesamte Situation Radfahrer-Autofahrer mal ins Auge fassen. Es ist erfreulich, dass immer mehr mit dem Rad unterwegs sind, aber dabei auch nicht zu übersehen, dass es zur Unsitte geworden ist, dass sehr viele Radfahrer sich bewusst nicht an geltende Regeln halten in der Hoffnung, die Autofahrer halten schon an. Schließlich sind sie ja dank moderner Rechtssprechung immer prozentual beteiligt an einem Unfall. Da nutzt auch eine groß angekündigte Aktion zur Fahrradlontrolle nichts, wenn man sich auf nur wenige Punkte im Stadtgebiet konzentriert. Selbst unsere Ordnungshüter verschließen sich der Tatsache, wenn ein Radler ihnen auf der falschen Seite entgegen kommt - oft zu beobachten an der Regensburger Straße oder auch an der Kreuzung Rossmühlstraße/Schlosslände.

Peter Geissler, Ingolstadt