Neuburg
Quo vadis, Stadtwerke?

Werkausschuss diskutiert lange über künftige Ausrichtung des städtischen Betriebs

02.12.2020 | Stand 23.09.2023, 15:47 Uhr
Das neue Parkhaus am Parkbad beschert den Stadtwerken derzeit wegen Corona weitere Verluste. Kaum jemand parkt dort. −Foto: Stark

Neuburg - Wie sollen sich die Neuburger Stadtwerke für die Zukunft aufstellen? Unter den Teilnehmern der Werkausschusssitzung am Dienstagabend herrschte darüber eine gewisse Uneinigkeit. Denn einerseits ist der städtische Betrieb im Energiebereich äußerst erfolgreich, andererseits steht im Wirtschaftsplan für 2021 erneut ein Minus für das Jahresergebnis insgesamt - wodurch die Schulden weiter anwachsen.

1,85 Millionen Euro beträgt der für 2021 prognostizierte Gewinn aus den Sparten Strom, Gas, Wasser und Nahwärme - eine Steigerung um 23 Prozent gegenüber dem Wirtschaftsplan 2020. Dass am Ende des Jahre mit einem Minus von 1,85 Millionen Euro und einer weiteren Schuldenaufnahme von 6,85 Millionen Euro in der zweiten Jahreshälfte kalkuliert wird, liegt am öffentlichen Bereich. Bei den Bädern, den Parkanlagen sowie den Stadtbussen rechnen die Stadtwerke auch wegen Corona mit 3,7 Millionen Euro Verlusten. Der Schuldenstand beträgt Ende 2020 60,87 Millionen, laut Plan wären es ein Jahr später schon 69,95 Millionen Euro.

Die Mehrheit der Stadträte hatte daher nach der ersten Präsentation des Wirtschaftsplans in nicht öffentlicher Sitzung Korrekturen gefordert. Ergebnis war die Kürzung der Investitionen: Statt 11,5 werden nun nur neun Millionen Euro investiert. "Wir haben jeden Stein noch mal umgedreht", erklärte Stadtwerke-Chef Richard Kuttenreich jetzt in der Werkausschuss-Sitzung.

Er betonte aber auch, dass die Stadtwerke inzwischen über ein Anlagevermögen von 84,1 Millionen Euro verfügen, das im kommenden Jahr weiter anwachsen werde, womit der Unternehmenswert sich innerhalb von sieben Jahren verdoppelt habe. Natürlich hätte er gerne mehr investiert, sagte Kuttenreich. Auch vor dem Hintergrund, dass die getätigten Investitionen in Strom und Gas 2021 für die Regulierungsbehörde maßgeblich für die Zahlungen der Netzentgelte in den kommenden Jahren seien. "Aber man kann nur das Geld ausgeben, das man hat", räumte er ein.

Rund 3,2 Millionen Euro der Investitionen gehen in den Wärmebereich. Wo nun konkret eingespart wird, müsse man noch besprechen, sagte der technische Leiter der Stadtwerke, Ernst Reng. Der Anschluss der Abwärme der Firma Rockwool ans Netz, der 2022 erfolgen soll, könne auf jeden Fall weiter vorangetrieben werden, betonte Oberbürgermeister Bernhard Gmehling (CSU).

Hans Mayr (CSU) appellierte an das Gremium, weiter in den Ausbau zu investieren: "Ich finde, dass die Stadt da extrem richtig gehandelt hat." Überparteilich habe man sich für den Schritt entschieden. "Und ich bin sehr froh darüber, dass Häuser, die bisher 3000 bis 5000 Liter Öl verbraucht haben, jetzt auf dieses Gift verzichten." Dem schlossen sich Werkreferent und FW-Fraktionsvorsitzender Roland Harsch sowie die Fraktionschefs Gerhard Schoder (Grüne) und Ralph Bartoschek (SPD) an."Ich bin ja auch der Meinung", sagte Gmehling. "Aber wir brauchen jetzt wirklich mal einen Businessplan - den haben wir so noch nicht." Dagegen hatte auch niemand im Gremium etwas - ein Antrag dazu dürfte demnächst auf die Tagesordnung kommen.

Am Ende appellierte Kuttenreich erneut an die Stadträte, sich Gedanken über die Ausrichtung des Betriebs zu machen. Wenn mit den gesamten Einnahmen aus der Energie der öffentliche Bereich finanziert werden muss, könnten die Stadtwerke aus seiner Sicht nicht dauerhaft handlungsfähig sein. Das griff auch Roland Harsch auf: Dass die Stadt den öffentlichen Bereich mit nur einer Million Euro pro Jahr unterstütze, sei nicht zufriedenstellend. "Da muss ein neuer Weg her." Womöglich müsse man generell über ein neues Betreibermodell diskutieren, vielleicht auch das Angebot des öffentlichen Bereichs anpassen. Nachdem Harsch einige Zustimmung im Gremium erhielt, erwiderte Gmehling, dass man nicht das erste Mal darüber rede. "Aber wir haben gesehen, dass es nicht ohne Einschränkung der Qualität geht." Und jedesmal wenn es darum gegangen sei, die Bürger stärker zur Kasse zu bitten oder etwa die Öffnungszeiten des Brandlbades zu reduzieren, sei die Diskussion schnell wieder abgeebbt.

Während dieses Thema nicht abschließend behandelt wurde, stimmten der Werkausschuss schließlich dem Wirtschaftsplan zu, gegen die Stimmen von Gerhard Schoder, Theo Walter (beide Grüne) und Frank Thonig (WIND). Die Erklärung von Schoder: Er hätte gerne mehr investiert. "Ja, es tut weh, aber die Zinsen sind heute günstig."

DK

Thorsten Stark