Schrobenhausen
Quer durch die Musical-Geschichte

Mitreißende Show mit Espen Nowacki und Stefanie Polster – Nur knapp 100 Besucher in der Stadthalle

24.09.2012 | Stand 03.12.2020, 1:02 Uhr

Mit ihrer Show „Abba-Illusion“ kommt die Band Abbacover am 2. November in die Niederscheyerer Mehrzweckhalle. Das Konzert will den Mythos Abba noch einmal erlebbar machen - Foto: oh

Schrobenhausen (SZ) Eine Sängerin, ein Sänger, dazu ein bunter Melodienstrauß mit Musik vom Band statt Orchesterbegleitung. Ob das für einen tollen Abend reicht? Wer Zweifel hat, wird von Musical Moments mit Espen Nowacki und Stefanie Polster schnell eines Besseren belehrt.

Gezweifelt hatten wohl etliche, denn leider haben sich nur knapp 100 Zuschauer in der Stadthalle Schrobenhausen eingefunden. Trotzdem gelingt es den beiden Akteuren mit dem ewig jungen Dauerbrenner Geschlechterkampf, reichlich Charme und bestens ausgebildeten Musicalstimmen ihr Publikum schon mit dem ersten Auftritt „Jetzt ist alles schön hier“ – versehen mit dem Zusatz „in Schrobenhausen“ – zu begeistern.

Auf einen Moderator verzichtet Espen, nachdem er eigentlich keine Kosten und Mühen scheuen wollte, um Hansi Hinterseer zu engagieren, was seine Kollegin aber entrüstet verhindert: „Der kommt mir nicht auf die Bühne“. Die Show ist auch ohne Hinterseer mitreißend genug, was nicht zuletzt auch daran liegen dürfte, dass die beiden Akteure das Spiel mit dem Auditorium bestens verstehen. Franz und Ralf von Tisch zwei vorn in der ersten Reihe sind die ersten, die unverhofft auf der Bühne landen, wo Stefanie Polster sie zum Jodelwettbewerb antreten lässt. Schließlich hat sie eben verkündet: „Ich brauch ’nen Mann, der jodeln kann“. Der Schuh des Manitou lässt grüßen, und dem Sieger des Wettbewerbs winkt ein Abendessen mit der Sängerin. Ralf fordert Playback, während Franz recht unglücklich dreinschaut. „Magst nicht mit mir essen gehen“, fragt Polster mitleidig, „ist deine Frau hier“

Lichteffekte und zwei Spanische Wände, die zum Auf- und Abgang der beiden Akteure dienen, reichen den beiden als Bühnenbildersatz völlig aus. Die Show lebt vom Tempo, in dem im ersten Gang zehn Hits aus ebenso vielen Musicals serviert werden, im Zweiten weitere neun plus Grande Finale. Und sie lebt von passenden Kostümen, die die Akteure von einer Rolle in die nächste schlüpfen lassen.

Düster und verraucht präsentiert sich die Bühne für Nowacki und „Minnie, the Moocher“ aus „Blues Brothers“, elegant in strahlendem Weiß singt sich Polster als Evita mit „Wein nicht um mich, Argentinien“ in die Herzen der Zuhörer, was sie als Elisabeth mit „Wenn ich tanzen will“ fortsetzt.

Dazwischen liegt köstliches Kontrastprogramm, der „Herr im Haus“ aus „Les Miserables“. Gut ausgepolstert, mit beeindruckendem eingenähten Hängebusen im Schlafanzug, erinnert sich die Wirtin an den Prinzen, von dem sie einst träumte, während Nowacki beflissentlich fragt, ob seine Gäste zufrieden seien. Das Phantom der Oper wird als „maskierter Mann, der um die Stadthalle schleicht und nur singen will“, angekündigt, Buddy Holly als Heino, was ihn höchst empört. Mit „Somebody to love“, macht sich Polster auf die Suche nach einem Mann, schwelgt dann mit Cats in „Erinnerungen“ und darf am Ende endlich ihr Lied „Warum hab ich so wenig Text“ aus „Spamalot“singen. Das hat ihr der Bühnenkollege bis dato mehrfach verweigert, wofür sie sich zwischenzeitlich mit „Alles was du kannst, kann ich besser“ aus „Annie, get your gun“ revanchiert hat. Von Mamma mia über The Rocky Horror Picture Show, Tanz der Vampire bis zu Dr. Jekyll und Mr. Hyde reicht die Palette der Musicals, die unterschiedlicher kaum sein könnten, von Nowacki und Polster aber zu einem stimmigen Ganzen verarbeitet und mit Augenzwinkern serviert werden. Nicht zu vergessen, die Udo-Jürgens-Songs, die mit Nowackis phonetischem Interpunktionssystem zur besonderen Zwerchfellmassage werden. Ein gelungener, amüsanter Augen- und Ohrenschmaus.