Eutenhofen
Quellwasserschutz keine klare Sache

Pilotprojekt Sipplquelle: Landwirte befürchten wirtschaftliche Einbußen

30.11.2016 | Stand 02.12.2020, 18:59 Uhr

Ortssprecher Willi Weigl ist skeptisch, dass das Wasser der Sipplquelle (rechts das Pumphäuschen) als Trinkwasser geeignet ist. Auf der Bürgerversammlung in Eutenhofen brach er eine Lanze für die Landwirte. - Fotos: Patzelt

Eutenhofen (pa) Obwohl sie ein eher stilles Gewässer ist, hat die Sipplquelle bei Parleithen bei der Bürgerversammlung in Eutenhofen ziemlich hohe Wellen geschlagen. Die Landwirte der Hochebene wehren sich dagegen, aufgrund der Nitratwerte als alleinige Sündenböcke abgestempelt zu werden.

Viele äußerten auf der Bürgerversammlung die Befürchtung, die Bewirtschaftung könne durch das Projekt "Quellwasserschutz im Jurakarst" eingeschränkt werden, ihre landwirtschaftlichen Flächen an Wert verlieren. Vor allem dann, wenn das Gebiet zum Wasserschutzgebiet erklärt werden würde. Der Eutenhofener Ortssprecher Willi Weigl trug der Dietfurter Bürgermeisterin Carolin Braun (SPD) seine Sorgen und Zweifel vor.

Zur Vorgeschichte: Das Pilotprojekt, initiiert vom Wasserzweckverband der Jachenhausener Gruppe, zielt darauf ab, die Wasserqualität der Quelle so weit zu verbessern, dass sie wieder verstärkt genutzt werden kann. Mit im Boot sind landkreisübergreifend die Lokalen Aktionsgruppen von Altmühl-Jura und dem Kreis Kelheim. Am 1. März war Staatsminister Helmut Brunner höchstselbst nach Parleithen gereist, um den Startschuss zu geben für dieses "einzigartige Kooperationsmodell" des Wasserversorgers, der Naturschützer und Landwirte und den Förderbescheid über gut 60 000 Euro aus EU-Mitteln offiziell zu überbringen.

An einer Informationsversammlung in Eutenhofen für die Landwirte nahmen Vertreter des Wasserwirtschaftsamtes, des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, des Landratsamtes und des Bauernverbandes teil. Experten erklärten, dass die Sipplquelle ausschließlich von Oberflächenwasser gespeist werde, das von der Hochfläche zwischen Predlfing, Erggertshofen, Eutenhofen und Pestenrain stammt. Die Quelle mit einer Schüttung von 40 bis 120 Litern pro Sekunde sei ursprünglich der Hauptlieferant für Trinkwasser gewesen und Anlass zur Gründung der Jachenhausener Gruppe vor 100 Jahren. Sie wurde bis Mitte der 1950er-Jahre genutzt. Aus ökologischen Gründen wird ihr Wasser seit etwa zehn Jahren wieder verwendet, doch lässt die Qualität nur eine temporäre Nutzung zu, zudem muss das Wasser von der Ultrafiltrationsanlage aufbereitet werden, um als Trinkwasser genutzt werden zu können. Ein Hydrologe hatte eine Nitratbelastung festgestellt, die auf die Bewirtschaftung der landwirtschaftlichen Flächen zurückgeführt werden könnte. Weil der Jurakarst sehr sensibel auf Einträge aus der Landwirtschaft reagiert, rief Franz Stephan, der Vorsitzende der Jachenhausener Wassergruppe, die Landwirte dazu auf, bei einem Freiwilligenprojekt mitzumachen.

Dass die Landwirte die Hauptschuldigen seien, wollte Weigl nun bei der Bürgerversammlung nicht so stehen lassen. "Der Schwarze Peter soll auf die Landwirtschaft abgeschoben werden, der Nitrateintrag auf unserer Hochfläche zu hoch sein. Von anderen Schadstoffen wird nicht gesprochen." Der Eutenhofener Ortssprecher nannte als weitere mögliche Ursachen den jahrelangen Klärschlammauftrag auf einer landwirtschaftlichen Fläche in Predlfing, die Schrottautoverwertung in einer Hofstelle mit unzureichender Entsorgung von Öl und Batterien oder Altlasten aus der Erggertshofener Mülldeponie. "Bei der Informationsveranstaltung in Eutenhofen wurden die Altlasten nicht berücksichtigt. Die Ausgleichszahlungen für Ertragsverluste sollen über Zahlungen des Landwirtschaftsamtes abgegolten werden. Das ist nicht stabil und nicht ausreichend. Zuständig für die Ausgleichszahlungen ist der Zweckverband", monierte Weigl.

Laut Ortssprecher wäre die Schüttung aus den Tiefbrunnen ausreichend, um das Gebiet des Wasserzweckverbandes zu versorgen. "Billiges Wasser in Ballungsregionen zu verkaufen und dann wieder als Klärschlamm auf das Einzugsgebiet aufzufahren ist kontraproduktiv", so Weigl. Aus wirtschaftlichen Gründen sollte man die Sipplquelle nicht zur Trinkwasserversorgung nutzen.

"Die Kommune tut alles, um gesundes Trinkwasser zu erhalten. Der Wasserzweckverband hat sich um eine EU-Förderung beworben, wobei die Landwirtschaft in einem Karstgebiet mit einbezogen werden soll", äußerte sich Bürgermeisterin Carolin Braun zu Weigls Statement. Aktuell gebe es keine Ideen, in dieser Gegend ein Wasserschutzgebiet aufzumachen. "Die Landwirte sollen keinesfalls an den Pranger gestellt werden, sondern lediglich dazu bewegt werden, etwas weniger Nitrat auszubringen", betonte die Rathauschefin.

"Ich verstehe nicht, warum man überhaupt aus einer Quelle, in die Oberflächenwasser fließt, Trinkwasser holen muss. Sie ist doch schon naturmäßig nicht dazu geeignet. Dafür gibt es doch die Tiefbrunnen", lautete die Anmerkung eines weiteren besorgten Bürgers.

Ein Versammlungsteilnehmer kritisierte die unzureichende Öffentlichkeitsarbeit des Jachenhausener Wasserzweckverbands: "Es mangelt einfach an den nötigen Informationen - da wurde bisher so einiges versäumt."