Eichstätt
Qualitatives Wachstum anstatt Verbote

Lukas Köhler (FDP) sprach auf Einladung der Kolpingsfamilie und des FDP-Kreisverbands über Umweltethik und Klimawandel

27.01.2020 | Stand 02.12.2020, 12:06 Uhr
Über großes überparteiliches Interesse an seinem Vortrag zu Umweltethik und Klimawandel freute sich der FDP-Bundestagsabgeordnete Lukas Köhler beim Kolpings-Bildungsabend (Mitte, 8. von links). −Foto: Kusche

Eichstätt - Auf Verbotspraktiken, "Umerziehung" oder Verzicht der Menschen zu setzen, um erfolgreicher Umwelt- und Klimaschutz zu betreiben, dies stellt für Lukas Köhler, klimapolitischer Sprecher der FDP im Bundestag, keine politische Option dar.

Stattdessen stehen für ihn Mut, Optimismus und Innovation, die Offenheit für neue Denkmuster und Designs im Mittelpunkt, mit denen die aktuell größte globale Herausforderung - der Klimawandel - angenommen werden soll.

Auf Einladung der Eichstätter Kolpingsfamilie und in Kooperation mit dem FDP-Kreisverband sprach der promovierte Philosoph und Politiker am Dienstagabend im Kolpinghaus vor rund 20 Zuhörern, darunter auch die beiden OB-Kandidaten Maria Lechner und Christian Alberter, über seine Vision der "ökologischen Herausforderung unserer Zeit".

Umweltethik - dieses weite philosophische Feld stand für Lukas Köhler, Jahrgang 1986, lange Zeit im Vordergrund, bevor er 2017 in den Bundestag zog. Als Mitbegründer und Geschäftsführer des Zentrums für Umweltethik und Umweltbildung an der Hochschule für Philosophie in München beschäftigte er sich mit Fragen über den richtigen Umgang mit der Umwelt - Fragen, die er auch seinem Publikum am Dienstagabend näherbrachte: "Welche Verantwortung, welche Maßstäbe legen wir für unser Handeln in Bezug auf die Umwelt an? Und welches Wissen haben wir darüber? ", so führte Köhler seine Zuhörer philosophisch an das Thema heran, nicht ohne auch auf sein im September letzten Jahres neu erschienenes Buch "Umweltethik" einzugehen.

Verantwortung und Wissen seien natürlich heute eng verknüpft - anders als noch vor vielen Jahrhunderten: "Heute wissen wir um den massiven Einfluss des Menschen auf die Umwelt, um die Endlichkeit unserer globalen Ressourcen und können uns daher auch nicht der Verantwortung entziehen", so Köhler. Umweltethisch stelle sich hier jedoch die Frage, gegenüber wem der Mensch diese Verantwortung trage: "Wir schaffen schließlich heute schon Fakten für ungeborene Kinder, die sich massiv auf deren Leben auswirken. Der Blick auf kommende Generationen muss daher bei jeder politischen Entscheidung zentral in den Blick genommen werden - sowohl als Mensch als auch als Politiker", betonte der Bundestagsabgeordnete. Und nicht nur dies: Alle Menschen müssen, umweltethisch betrachtet, bei aktuellen Umweltentscheidungen "mitgenommen" werden, ganz so, wie es der Papst in seiner Enzyklika "Laudato si" fordert und es auch die "SDGs", die UN-Nachhaltigkeitsziele, widerspiegeln, mahnte der FDP-Politiker.

Doch dies beantworte natürlich noch lange nicht die Frage, wie eine solche "kluge" Entscheidung in Bezug auf die global so drängende Umwelt- und Klimafrage getroffen werden könne. Hier, so Köhler, müsse man zwischen dem Raum der Politik und dem Bereich des Politischen unterscheiden. Ersterer beziehe sich auf den Beruf der Politik und deren Zuständigkeits- und Entscheidungsbereiche. Demgegenüber umfasse das Politische all jene Diskussionen und Meinungsrichtungen, die an Stammtischen, in Gruppierungen oder Bewegungen wie "Fridays for future" entstehen und einen politischen Raum außerhalb "der Blase Berlin" bildeten.

Den Blick abseits moralischer Überlegungen hin zu den aktuellen klimapolitischen Entwicklungen gewendet, konstatierte Köhler einerseits eine äußerst "spannende Diskussion völlig neuer Fragen, die auf uns zurollt", Herausforderungen, die Köhler zufolge allerdings vorrangig auf internationaler Bühne angegangen werden können. Ist unser binäres Denkmuster Sozialismus/Kommunismus versus Kapitalismus/soziale Marktwirtschaft noch haltbar? Können wir international ein kollektives Rechtssystem aufbauen, das sich mit den Folgen von Klimawandel - Schäden, Einbußen, Verlusten - auseinandersetzt? Gelingt es uns, den Internationalen Gerichtshof und die Welthandelsorganisation (WTO) zu reformieren, damit das Pariser Klimaabkommen eingehalten wird? Solche und viele weitere Fragen präsentierte Köhler seinen Zuhörern: "Wir haben es mit enormen globalen Herausforderungen, aber auch mit einer Riesenchance zu tun, die uns ein Reißbrett bietet, auf dem wir weltweite Wertschöpfungsketten neu designen können", kam Köhler fast ins Schwärmen.

Andererseits, so folgte Köhlers "Aber", stünden dieser Chance derzeit Trump und diverse populistische Regierungschefs á la Maduro in Venezuela oder Orban in Ungarn entgegen. Diese Kräfte, die das Ende des Multilateralismus propagierten, wirkten einer gemeinsamen Lösung des globalen Klimaproblems massiv entgegen.

Dennoch zeigte sich Köhler optimistisch: "Es erstarken zugleich diejenigen Kräfte, die über das globale Problem diskutieren. Diese politische Diskussion hat ihren entsprechenden Raum erhalten. " Am Ende des Tages, gab der Politiker allerdings zu, müssten konkrete Lösungen gefunden und umgesetzt werden. Und dies passiere immer noch am allerbesten auf kommunaler Ebene.

EK