Ingolstadt
"Quäl dich!"

Immer mehr möchten sich durch Sport selbst optimieren, wie auch Fitnesstrainerin Ilona Litschauer

16.11.2018 | Stand 23.09.2023, 4:59 Uhr
Eine Stunde lang leitet Ilona Litschauer Body Combat im Lifepark. Ihr geht es um die Fitness, auf Muskelaufbau legt sie weniger Wert. −Foto: Hammer, Hausmann, Getty Images

Ingolstadt (DK) Sport als Lifestyle: Die Fitnesstrainerin Ilona Litschauer hat ihre Leidenschaft Sport zum Beruf gemacht. Mit Bodycombat bietet sie Fitnesstraining ohne Geräte an, lediglich mit dem eigenem Körpergewicht. "Mit Sport fühlt man sich fit, gesund und natürlich auch schön", ist ihr Credo. Ein Besuch im Fitnessstudio Lifepark im Donau City Center.

Zwei Schläge mit rechts, ein Haken mit links. Das Bein kickt nach außen - und hat den imaginären Gegner sicherlich getroffen. Die Wand spiegelt den Kampf wider. Der Zeiger der Uhr wandert weiter, daneben leuchten die roten Ziffern der Digitalanzeige. Eine Stunde lang wird hier geschwitzt - und gerade sind erst mal drei Minuten vergangen.

"Das ist nur das Warmup!", ruft Ilona Litschauer. Ihre Stimme tönt aus den Lautsprechern ringsum im Saal. Ihr lockiger Pferdeschwanz wippt bei jedem Schlag. Sie springt zur Seite, wie ihre Duplikate hopsen die etwa 20 Teilnehmerinnen und ein Teilnehmer ihr nach.

Bei Bodycombat handelt es sich um einen Mix aus verschiedenen Kampfsportarten wie etwa Karate, Kickboxen oder Taekwondo - nur ohne Körperkontakt. Dahinter steckt Les Mills: Das Unternehmen des Neuseeländers Philipp Mills bietet verschiedene Gruppenfitnessprogramme an. Bis zu 740 Kilokalorien verbrenne man bei einer Trainingseinheit, wirbt das Unternehmen auf seiner Webseite.

"An wen du auch immer denkst, schieb ihn weg", fordert Ilona Litschauer die Gruppe auf. Die Handkante schneidet die Luft. Dann eine kurze Verschnaufpause, nach dem Getränk gegriffen. Schon wummert der Bass wieder los. Voller Elan klatscht Ilona Litschauer in die Hände.

Dabei stand die 37-jährige Ingolstädterin nicht immer vorne: Jahrelang war sie selbst Teilnehmerin in Kursen, bis sie von einer Trainerin angesprochen wurde. Vor sechs Jahren machte sie den Trainerschein: Mit ihrer C-Lizenz leitet sie dreimal pro Woche Bodycombat im Lifepark und zwei Stunden im Stadtteiltreff des Konradviertels. Jährlich muss sie ihre Lizenz verlängern.

Mit kleinen Schritten hüpfen alle auf und ab - dann: shuffle, shuffle, side kick. Die Griffe und Kicks sitzen. Drei Monate tanzen sie eine Choreo. "Quäl dich! Bleib dabei", raunt die gelernte Bürokauffrau in ihr Funkheadset und strahlt, als bereite ihr das schweißtreibende Workout keinerlei Mühe. "Lass es brennen", feuert sie die Sportler an.

Alle auf den Boden: Die Teilnehmer stemmen im Liegestütz ihr Gewicht zum Rhythmus der Musik. "Halbzeit, jetzt ist die linke Seite dran!" Die Beine der Trainerin gleiten durch die Luft - sie lässt Elemente von Capoeira, ein brasilianischer Kampftanz, mit einfließen.

Litschauer sagt, sie habe von Kind auf immer Sport gemacht, zum Beispiel Hip Hop, Laufen oder eben Fitnesskurse. "Aber noch nie so intensiv wie jetzt", fügt sie an. "Sport ist mein Ausgleich zudem stressigen Alltag", erzählt die dreifache Mutter. "Ohne Sport könnte ich mir das gar nicht mehr vorstellen." Durch die Fitnesskurse hat sie vor sechs Jahren gut zehn Kilogramm abgenommen, ohne jegliche Diät. "Das war dann schon noch ein zusätzlicher Ansporn." Man werde noch straffer, fitter und ausgeglichener.

Im Studio sieht sie alle Schönheitsideale, vom Marathonläufer bis hin zum Bodybuilder mit gestählten Muskeln. In ihrem eigenen Training legt Ilona Litschauer nicht so sehr Fokus auf Muskelaufbau. "Bei Frauen ist mir das Bodybuilding fast immer ein bisschen zu viel."

Selbst trainiert sie nur mit leichten Hanteln, zwei Kilogramm Gewicht auf jeder Seite. Der nächste Kurs geht weiter, Dance Aerobic steht auf dem Plan. Ilona Litschauer legt ihr Mikrofon ab, ordnet das Kabel vor sich auf dem Tisch. Über den Tresen wandert ein Fitnessshake, aber nicht für Litschauer. "Ich trinke erst mal einen Cappuccino", sagt sie und setzt sich zu ihren Schülern.
 

Anna Hausmann